Als ich ein Kind war, spielten Mädchen keinen Fussball. Punkt. Mädchen tanzten Ballett, turnten in der Meitliriege oder ritten Ponys. Nicht, dass wir es nicht dennoch taten. Die offiziellen Räume waren allerdings den Jungen vorbehalten: Die meisten Fussball-Clubs nahmen damals noch keine Mädchen auf und wenn, dann spielten sie meist als einzige mit. Fussball, das war generell Männersache. 

Statt Fussball zu spielen, tanzte auch ich als Teenager Ballett in engen Strumpfhosen, egal ob draussen 30 Grad herrschten. Davon genug, als ich als Austauschschülerin in die USA zog. 1999 hängte ich meine Spitzenschuhe an den Nagel und schlüpfte in meine ersten Fussballschuhe. US-Spielerin Mia Hamm war unser Idol, wir alle trainierten täglich im Schulteam.

Der Fussball gab mir Selbstvertrauen, Gemeinschaft statt Konkurrenz wie im Ballett, frische Luft und Freiheit, Kraft (Liegestützen!) und Ausdauer und so viel Spass. Dazu kam die Leichtigkeit der Amerikaner, jeden kleinsten Erfolg frenetisch zu feiern. Den Zeitungssauschnitt im Titelbild hob ich all die Jahre auf – ich denke unglaublich gerne an diese Zeit zurück. In den USA war Fussball schon in den 1990er Jahren ein Mädchensport. Aber in der Schweiz? Fehlanzeige.

Zum Glück hat sich auch hier in Europa einiges getan. Im Club, in dem meine Tochter spielt, gibt es nun schon ab dem Kindergarten reine Mädchenteams. Fussball ist heute zum Glück: ebenfalls Mädchensache. Auch dank starken Vorbildern wie Lia Wälti, Lara Dickenmann und Meriame Terchoun. Sie alle kommen in den unten aufgeführten Artikeln zu Wort.

Bei Themen wie finanzielle Gleichstellung, weibliche Gesundheit oder dem Gender Design Gap drückt auch im Frauenfussball der Schuh. Wortwörtlich. Es gibt tatsächlich erst seit wenigen Jahren Fussballschuhe, die für Frauenfüsse geformt wurden. Noch an der letzten WM berichteten 82 Prozent der Spielerinnen Schmerzen an den Füssen.

Fussball ist ein Breitensport auch für Frauen geworden – doch im Spitzensport gibt es im Vergleich zu den Männern noch einige Lücken zu schliessen, wie Céline Meier in ihrem Beitrag schreibt. Die Löhne weisen frappante Unterschiede auf: So erhalten Profi-Spielerinnen in der Schweiz bloss 500 bis 1500 Franken Lohn – pro Monat. Davon kann man nicht leben. Meriame Terchoun musste sich als junge Spielerin gar mit 200 Franken begnügen. Die Bedingungen im Profi-Sport müssen sich verbessern, das unterstreichen alle Spielerinnen, mit denen wir gesprochen haben.

Die EM ist Booster für den Frauenfussball in der Schweiz! Mediale Aufmerksamkeit ist überlebenswichtig. Nur so kommen die Leute ins Stadion. Nur so bekommen die Spielerinnen bessere Löhne.

England, wo auch Nati Captain Lia Wälti spielt, macht es vor: Das Land hat angefangen, die gleichen Strukturen für die Frauen zu schaffen wie bei den Männern. Sei es beim Ticketing oder bei der Werbung. Zudem arbeiten die Männer- mit den Frauenteams innerhalb eines Vereins zusammen. Was sich ändern muss, ist die Mentalität gegenüber dem professionellen Frauenfussball.

Nur mit vollen Stadien kann der Frauenfussball wachsen und die Spielerinnen bekommen mehr Anerkennung und mehr Lohn. Dazu kannst du auch beitragen: Geh auch nach der EM an die Matches!


Anlässlich der Europameisterschaft der Frauen im Sommer 2025 hat die ellexx Redaktion eine Sammlung von Artikeln zum Frauenfussball zusammengestellt:


Hier kommt die Übersicht auf einen Blick:

Im Money Talk hatte Chefredaktorin Anna Kappeler einen speziellen Gast: Nati-Spielerin Meriame Terchoun. Gerade im Frauenfussball ist Geld ein hochemotionales Thema. Und Terchoun spricht Tacheles. 100 Franken pro gewonnenem Spiel als Profifussballerin? Das war lange ihre Realität. Heute spielt Terchoun beim Profiverein FCO Dijon. Und kann seither vom Fussball leben – zumindest in Frankreich, dank tieferen Lebenskosten.

«Elf Jahre reichte mein Lohn als Profifussballerin nicht zum Leben»
Bald ist Anpfiff der Heim-EM. Im Money Talk spricht Nati-Spielerin Meriame Terchoun über die noch immer hinkende (finanzielle) Gleichstellung im Fussball. Und sagt, was sich ändern muss.

Kick the Gap! Du willst wissen, wo der Fussball in Sachen Gleichberechtigung wirklich steht? Dieser Frage ist CFO Céline Meier nachgegangen. Sie liefert Zahlen, die Mut machen – aber auch zeigen, dass noch einiges getan werden muss, zum Beispiel diese: Bestbezahlte Spielerinnen verdienen 450’000 Euro, bei den Männern sind es 72 Millionen Euro.

Kick the Gap – die Fussballwelt in Zahlen
Die Heim-EM rückt den Frauenfussball ins Rampenlicht. Aber wie steht es um die Gleichstellung auf und neben dem Platz? Eine Bestandsaufnahme.

Kreuzbandriss, Kaffee und Kiwi sind für dich drei willkürlich zusammengewürfelte Wörter? Dabei haben sie alle mit der Menstruation zu tun. Der weibliche Zyklus beeinflusst die Leistungsfähigkeit – besonders für Profisportlerinnen wie die Nati-Stars ist es wichtig, diesen zu kennen. Chefredaktorin Anna Kappeler schreibt über den neusten Stand des zyklusorientierten Trainings.

Weiblicher Zyklus und Höchstleistungen an der EM
Der weibliche Zyklus beeinflusst die Leistungsfähigkeit. Besonders für Profisportlerinnen wie die Nati-Stars ist es wichtig, diesen zu kennen. Und mit ihm, nicht gegen ihn zu tschutten.

«Fussball-Profi werden? Ich wusste nicht, dass ich als Frau diese Option hatte.» Das sagt Nati-Captain Lia Wälti im Gespräch mit ellexx. Wälti ist eine der besten Schweizer Fussballerinnen. Pünktlich zur Heim-EM hat sie nun mit ihrer Schwester zusammen ein Kinderbuch realisiert. Auch, weil ihr als Mädchen Vorbilder fehlten.

«Meine Umkleidekabine war die des Schiedsrichters»
Sie ist eine der besten Schweizer Fussballerinnen: Nati-Captain Lia Wälti. Pünktlich zur Heim-EM hat sie mit ihrer Schwester ein Kinderbuch realisiert. Auch, weil ihr als Mädchen Vorbilder fehlten.