Geld regiert die Welt und Frauen regieren noch nicht mit.

Die 9 Geldlücken im Leben einer Frau
Taschengeld
Was ist der Gender Pocket Money Gap?
Die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern beginnt schon im Kindsalter. Mädchen erhalten in der Schweiz später Taschengeld. Die grösste Studie zum Thema zeigt, dass 43 Prozent der 5- bis 7-jährigen Buben einen Batzen bekommen, aber nur 28 Prozent der gleichaltrigen Mädchen.
«Warum bin ich und meine Arbeit weniger wert?»
Egal ob in den USA, Grossbritannien, Deutschland oder der Schweiz: Buben erhalten im Schnitt 12 bis 20 Prozent mehr Taschengeld als Mädchen. Sie werden auch für Hausarbeit grosszügiger bezahlt als Mädchen – sofern diese dafür überhaupt entlohnt werden. Ungleichheit beginnt zuhause. Jede der zahlreichen Umfragen zeigt, dass Eltern knausriger sind mit Mädchen als mit Jungs.
«Was bekomme ich zu Weihnachten?»
Fragt vielleicht deine Tochter, Enkelin oder ihr Patenkind. Auf jeden Fall weniger Geld als Jungs. Das ist die ehrlichere Antwort als jene mit dem Christkind. Studien rechnen vor: Auf Jungs wartet auch mehr Geld unter dem Tannenbaum oder dem geburtstäglichen Gabentisch als auf Mädchen.
«Warum bin ich wirtschaftlich schwächer?»
Lumpigere Geldgeschenke und weniger Taschengeld schwächen Mädchen von Geburt an finanziell. Es geht hier nicht darum, wie viel mehr Lego ein Kind kaufen kann, sondern um seine künftige Zahlungsfähigkeit. Wer nicht schon früh lernt, mit Geld umzugehen, ist später weniger selbstbewusst mit Finanzen. Dadurch bleibt Geld für viele Frauen ein Leben lang ein Stress-Thema.
Finanzbildung
Was ist der Gender Financial Literacy Gap?
Mädchen sind weniger finanziell gebildet als Jungen. Das Phänomen zeigt sich weltweit.
Warum sind Frauen weniger finanziell gebildet?
Verschiedene amerikanische Studien liefern Antworten: Eltern sprechen mit Mädchen und Jungen anders über Geld. Sie lehren Mädchen zu sparen, und Jungen, ihr Vermögen aufzubauen. Sie sprechen bereits im Grundschulalter mit 61 Prozent der Knaben über Kredite und Kreditwürdigkeit, aber nur mit 43 Prozent der Mädchen. Dazu kommt, dass Väter eher mit Jungen und Mütter eher mit Mädchen über Geld sprechen. Väter tun dies unternehmerischer und lustvoller und stellen Geld als Mittel dar, das Träume erfüllen kann. Mädchen werden dagegen eher lustfeindlich und langweilig zur Sparsamkeit angehalten. Jungen starten damit schon finanziell selbstsicherer ins Leben. Das ist wichtig, denn Geld-Gewohnheiten formen sich schon ab fünf Jahren.
Können Frauen schlechter rechnen?
Jungen können besser mit Zahlen umgehen: Diese Klischees und Mathe-Mythen halten sich hartnäckig. Die abenteuerlichsten Theorien verwiesen auf Hirngrösse und Hormone. Sie entbehren jeglicher wissenschaftlichen Grundlage. Studien mit Kindern zeigen keinerlei Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Mädchen und Jungen sind gegenüber Zahlen genau gleich aufgeschlossen. Aber Mädchen und Jungen werden in der Schule und zu Hause anders an Zahlen herangeführt. Eine Studie konnte beispielsweise nachweisen, dass Eltern mit Buben mehr Bauspiele ausprobieren. Diese fördern das räumliche Denken und mathematische Fähigkeiten. Es sind letztlich soziale Normen, welche Mädchen aus den Mathefächern drängen.
Es mangelt an Selbstbewusstsein
Dazu kommt, dass die Gesellschaft Frauen unterschätzt und sie sich selber auch. Und zwar bereits ab einem Alter von sechs Jahren. Ab da trauen Mädchen sich weniger Genialität zu als Jungs. Dies veranschaulicht das berühmte Experiment der Universität Princeton. Kinder mussten einer Geschichte über eine sehr gescheite Person Fotos zuordnen. Die jüngeren Kinder wählten dabei meistens ein Abbild ihres eigenen Geschlechts. Aber bereits ab sechs Jahren wählten alle Kinder mehrheitlich männliche Fotos. Brillianz und Genialität wird in unserer Gesellschaft Männern zugeordnet.
Frauen wissen mehr über Finanzen als sie denken
Besonders wenig trauen sich Frauen bei Finanzen zu. Wenn Frauen zu Finanzfragen die Antwort «Ich weiss es nicht» ankreuzen können, tun sie es viel mehr als Männer. Sie kreuzen bei Standard-Finanzfragen 55 Prozent «ich weiss es nicht» an. Männer nur 30 Prozent. Dies führt zu einem Gap von 25 Prozent. Fehlt diese Antwort aber, kreuzen Probandinnen viel mehr richtige Antworten an. Und der Gap schrumpft auf 9 Prozent. Dies zeigt eine grosse holländische Studie. Die Forscher:innen konnten so aufzeigen, dass der Financial Literacy Gap zu einem bedeutenden Teil mit fehlendem Selbstbewusstsein zu erklären ist und zwar zu einem Drittel. Nur der Rest mit weniger Finanzbildung.
Lohn
Was ist der Gender Pay Gap?
Frauen verdienen auf der ganzen Welt immer noch wesentlich weniger als Männer. Global gesehen 23 Prozent weniger. Diese Ungleichheit hat sich in der Pandemie noch verstärkt. In der Schweiz beträgt die Minderbezahlung weiblicher Angestellten 16 Prozent und ist in der Privatwirtschaft besonders ausgeprägt.
Warum verdiene ich weniger als mein Kollege?
Die Lohnungleichheit lässt sich teilweise damit erklären, dass Frauen eher Berufe wählen, die schlechter bezahlt sind. Fast 48 Prozent der Lohnunterschiede sind aber nicht erklärbar: die Frauen sind auch nicht weniger erfahren oder schlechter gebildet - im Gegenteil. Die Arbeitswelt diskriminiert Frauen. Dies obwohl Lohndiskriminierung in der Schweiz seit 1996 gesetzlich verboten ist.
Frauen steigen bereits mit tieferem Gehalt ins Berufsleben ein. Der Unterschied beträgt nach dem Studium schon 7 Prozent.
Arm trotz Arbeit
Arbeiten und trotzdem arm bleiben? Laut Bund betrifft dies vor allem Frauen. So sind 60 Prozent der Menschen, die einen Lohn von weniger als 4000 Franken für eine Vollzeitstelle erhalten, weiblich. Umgekehrt sind Spitzenverdiener, die monatlich mehr als 16’000 Franken erhalten, zu 79 Prozent Männer. Eine gross angelegte aktuelle Umfrage konnte nachweisen, dass sich 56 Prozent der Frauen in der Schweiz nicht alleine finanziell über Wasser halten können.
Frauen arbeiten vor allem gratis
In 60 Prozent der Familien mit Kleinkindern übernimmt die Hausarbeit hauptsächlich die Frau.
Höchste Lohnungleichheit bei Migrantinnen und Karrierefrauen
Besonders hart betroffen vom Pay Gap sind Migrantinnen und schwarze Frauen sowie Transgender Frauen. Wer sein Geschlecht angleicht, verdient danach als Frau gar 32 Prozent weniger. Aber vor allem auch erfolgreiche Frauen erleben Lohnungleichheit. Je höher die Position, desto grösser der Gap. Dabei spielt auch die Branche eine Rolle. In der Bankenbranche liegt der Durchschnittslohn von Frauen mehr als 30 Prozent unter demjenigen der Männer. Bei den Versicherungen und Medien ist die Lohnungleichheit ebenfalls gross.
Wie hoch ist mein Marktwert?
Lohnrechner und Mitarbeiter:innen-Bewertungsportale ausprobieren:
Investieren
Was ist der Gender Investment Gap?
Egal welche Studie man sichtet: Frauen investieren global gesehen deutlich weniger an der Börse als Männer. Nur 18 bis 26 Prozent der Frauen sind Anlegerinnen. In der Schweiz investieren nicht einmal 15 Prozent der Frauen in Aktien.
Warum investieren Frauen weniger?
Frauen verfügen über weniger Mittel. Da sie schlicht weniger verdienen, können sie weniger anlegen. Es fehlt ihnen zusätzlich aber auch an Selbstbewusstsein.
Abschreckender Jargon und Macho-Getue
Schliesslich ist es die Finanzbranche selbst, welche den Frauen das Investieren nicht gerade erleichtert. Viele Banken und Versicherungen geben sich keine Mühe, ihr Geschäft verständlich darzulegen. Komplexe Ausdrücke, unverständliche Fachbegriffe oder Dreibuchstabenabkürzungen lassen diese Welt sehr komplex und undurchsichtig erscheinen. Je eher die Menschen überfordert sind, sich zurechtzufinden, delegieren sie alles an Berater. Mit entsprechenden Kosten. Damit werden vor allem Frauen abgeschreckt. Viele Kundenberater sind gegenüber Frauen zu wenig einfühlsam und holen sie nicht dort ab, wo sie mental dem Thema gegenüber stehen. 85 Prozent der Frauen fühlen sich von den Inhalten der Finanzindustrie nicht angesprochen.
Eine deutsche Studie hat zudem aufgedeckt, dass Bankberater Frauen häufiger risikoarme und teure Fonds aus dem eigenen Haus empfehlen, während sie Männer eher günstige Produkte anderer Anbieter offerieren. Dazu komme der «Gender Gebühren Gap»: Männer erhalten häufiger Rabatte als Frauen.
Aus Misstrauen gegenüber der männerdominierten Branche oder Angst vor der Komplexität und dem für sie nicht abschätzbaren Risiko unternehmen die meisten Frauen deshalb letztlich gar nichts mit ihrem Geld.
Frauen sind erfolgreicher an der Börse
Dabei sind Frauen die besseren, cooleren, geduldigeren Anlegerinnen. Sie wägen die Risiken nicht nur besser ab, sie recherchieren auch mehr als Männer bevor sie investieren. Die wenigen Frauen, die investieren, sind auch erfolgreicher. Frauen investieren auch nachhaltiger. So interessieren sich 77 Prozent der Frauen in der Schweiz für grüne Anlagen während dies nur zwei Drittel der Männer interessant finden.
Gründung
Was ist der Gender Gründungs-Gap?
Willkommen in der markantesten Lücke im Leben einer Frau. Sie klafft beim Zugang zum grossen Geld, zum Wachstumskapital. Die Welt der Start-ups ist eine einseitige und ungleiche. Frauen und ihre Ideen erhalten bis zu 99 % weniger Kapital, 99 % weniger Chancen, zu gedeihen und zu wachsen.
Rekordjahr 2021 – aber nicht für die Frauen
Nachdem das Pandemiejahr 2020 für viele Start-ups ein besonders hartes Jahr war, folgte 2021 ein Jahr der Rekorde. Das Geld floss wie nie zuvor. Weltweit ging 2021 zehnmal mehr Geld an Jungunternehmen als noch im Jahr zuvor.
Und die Frauen? Tatsächlich waren die Investoren laut der Datenbank Pitchbook auch mit Frauen grosszügiger. Eine echte Veränderung gab es aber nicht. Weibliche Gründerinnen mussten sich auch im Rekordjahr mit einem winzigen Krümel des Kuchens begnügen. In den USA erhielten sie 2 Prozent des investierten Geldes. Noch bitterer ist die Realität in Europa. Dort floss nur 1 Prozent des Kapitals an weibliche Unternehmerinnen. Obwohl 13 Prozent der Firmen von Frauen gegründet wurden.
Und die ganz grossen Finanzgeschichten schreiben die Frauen sowieso nicht mit. Kein einziger Mega-Deal über 50 Millionen Euro ging in den letzten Jahren in Europa an ein Frauen-Team.
In der Schweiz ist die Situation nicht besser: Keine einzige Gründerin hat 2021 von einem grossen Deal profitiert. Die zehn Start-ups, die am meisten Geld bekamen, sind Männer-Unternehmen. Sie haben weder eine Frau in ihrem Gründungsteam noch an ihrer Spitze.
Warum haben Frauenideen weniger Chancen?
Die Wagniskapitalgeber sind weltweit männlich. In Europa managen Männer 90 Prozent des zu vergebenden Startup-Gelds und 93 Prozent der Partner in VC-Firmen sind Männer. Diese Männer bewegen sich wiederum vor allem in Männernetzwerken und laden Männer ein, ihre Idee zu präsentieren.
Doch was passiert, wenn es eine Frau im Theater der männlichen Geldgeber auf die Bühne geschafft hat und «pitchen» darf? Hat sie dann faire Aussichten auf einen Deal? Fehlanzeige – weil sie eine Frau ist!
Dies hat ein Experiment der Universität Harvard entlarvt. Eine Frau und ein Mann haben unabhängig voneinander identische Folien zu einem Geschäftsmodell vorgetragen. Präsentierte der Mann, wurde die Geschäftsidee vom Publikum als bedeutend besseres Investment bewertet.
Mit anderen Ellen gemessen
Eine Studie aus der gleichen renommierten Institution zeigt, dass Investoren männliche Gründer vor allem nach Chancen und Profiten, weibliche aber nach Risiken und Verlusten fragen. Und eine Auswertung der Dokumentenplattform Docsend belegt, dass männliche Investoren weibliche Gründerteams viel kritischer behandeln. Bei Frauen verbrachten sie 50 Prozent mehr Zeit damit, zurückzublättern, Fehler aufzuspüren und Modelle zu hinterfragen. Der Unterschied ist enorm.
Bevor sie Geld in weibliche Gründer stecken, investieren Venture-Kapitalisten lieber in Menschen, die so aussehen wie sie selber. Da sind sie unkritisch und haben keine Angst vor Verlusten. Sie tun dies, weil sie glauben, Frauen seien weniger kompetent, weniger risikofreudig und weniger leistungs- und profitorientiert. Dieser sogenannte «Bias», die eigene Voreingenommenheit, konnten Verhaltensökonomen hinreichend nachweisen.
Gründerinnen sind erfolgreicher
Wenn Menschen nur in solche Menschen investieren, die aussehen wie sie, schliesst diese Wirtschaftswelt systematisch Menschen aus. Und das sind weltweit Frauen. Global dominieren Männer die Wirtschaft, sei es in den Chefetagen, im Welthandel oder bei den grossen Geldquellen wie Venture Fonds, die über Innovation und Fortschritt entscheiden. Viel Talent und geniale Ideen, die uns als Gesellschaft weiter brächten, erhalten in diesem Wirtschaftssystem keinen Platz. Der Hype um männliche, junge, weisse Gründer hat demgegenüber zu vielfachen Fehlinvestitionen und übersteigerten Börsengängen geführt.
Im Fachjargon nennt man dies übrigens «Fehlallokation der Mittel», sprich schlicht einen ökonomischen Unsinn. Zumal verschiedene Studien unterstreichen, dass Gründerinnen sogar erfolgreicher sind als Gründer. Aus jedem Dollar, den man in sie investiert, machen Frauen 78 Cent Umsatz, Männer lediglich 31 Cent. Die Fakten sind da. Die Einsicht nicht.
Close the Gaps mit Gender Budgeting
In Deutschland laufen mehrere Initiativen, welche diesen Teufelskreis durchbrechen wollen. So wird eine Frauenquote gefordert – zumindest bei den öffentlichen Start-up-Fördergeldern. Staatsgeld soll schliesslich gleichermassen Frauen wie Männern fördern. Zudem sollen die VC-Fonds Transparenz schaffen bezüglich Frauenanteil in ihren Investment-Teams sowie in den Portfolios. Die Schweiz ist davon noch weit entfernt. Wie so oft fehlen genauere Daten, um das Problem überhaupt zu messen und anzugehen.
Doch erst wenn die grossen Geldflüsse auch die Frauen erreichen, kommen ihre Ideen und Produkte der Gesellschaft zugute. Unternehmerischer Mut soll auch mit fairen Bedingungen im Wettbewerb um Investoren-Gelder belohnt werden.
Partnerschaft
Was ist der Gender Partnerschafts Gap?
Frauen tragen im Schnitt 40 Prozent weniger Einkommen als ihre Partner zum Haushaltsbudget bei. Grund dafür ist primär die sogenannte Mutterschaftsstrafe.
Eine Studie aus der Schweiz zeigt auf, dass nach der Geburt des ersten Kindes im ersten Jahr das Einkommen der Mütter um 20 Prozent tiefer liegt als jenes ihrer Partner; im darauffolgenden Jahr sind es bereits 39 Prozent und im übernächsten Jahr 40 Prozent.
Die Motherhood Lifetime Penalty beträgt 40-70 %
Vergleichbare Studien aus Deutschland und der Internationalen Arbeitsorganisation zeigen ein ähnliches Bild: Im Vergleich zu kinderlosen Frauen büssen gleichaltrige Mütter im Durchschnitt zwischen 40 Prozent (bei einem Kind) und fast 70 Prozent (bei drei oder mehreren Kindern) an Einkommen ein. Frauen ohne Kinder erfahren diesen Einbruch ihres Einkommens nicht.
Was ist mit den Vätern?
Bei den Vätern haben Kinder keine Auswirkungen auf ihren Lohn: Väter verdienen gemessen am durchschnittlichen Lebenserwerbseinkommen der Männer sogar bis zu 20 Prozent mehr.
Warum ist das so?
In der Schweiz und in vielen anderen Ländern bedeutet die Geburt eines oder mehrerer Kinder finanziell und gesellschaftlich gesehen den grössten Einschnitt in der Biografie einer Frau.
Frauen tragen einseitig die Verantwortung für die Betreuung der Kinder und die Erledigung der Haushaltspflichten. Die berufliche Freiheit der Frauen endet mit der Geburt des ersten Kindes, weil im bestehenden System die Schulen, Steuern und Sozialversicherungen darauf ausgerichtet sind, dass die Mutter zu Hause die Kinder betreut – und auf den Vätern die finanzielle Pflicht des Ernährers lastet.
Warum ist das ein Problem?
Solange die Partnerschaft besteht und das Paar diese Rollenaufteilung möchte, ist das kein Problem. Rund 40 Prozent der Ehen werden aber geschieden – die Trennung von Paaren im Konkubinat sind da nicht mit einberechnet. Viele Frauen stehen dann plötzlich ohne finanzielle Absicherung da. Die Heirat ist jedenfalls keine lebenslange Sicherheit mehr, hat das Bundesgericht entschieden. Nach einer Trennung oder Scheidung müssen Frauen wieder vermehrt auf eigenen Beinen stehen. Darum: Gut überlegen, bevor die wirtschaftliche Unabhängigkeit aufgegeben wird. Über ein ganzes Leben gesehen muss man ungefähr auf ein Pensum von 70 Prozent kommen, um im Alter nicht arm zu sein.
Was würde helfen?
Hilfreich wäre eine gleichberechtigte Elternzeit, denn der Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen zementiert weiterhin alte Rollenbilder. Somit tragen nur die jungen Mütter das Risiko, am Arbeitsplatz auszufallen – mit entsprechenden Lohnfolgen.
Zudem braucht es eine besserer Vereinbarkeit: Tagesschulen, Individualbesteuerung, die Beseitigung der Heiratsstrafe, die Anpassung der Betreuungs- und Erziehungsgutschriften und ein gesamtgesellschaftlicher Konsens, dass Familie eben nicht nur Privatsache ist.
Eigentum
Was ist der Gender Eigentums Gap?
Nur gerade 15 Prozent der globalen privaten Landflächen gehören Frauen. Im mittleren Osten und in Afrika besitzen sie gerade einmal fünf Prozent des Bodens.
Bis vor wenigen Jahrzehnten waren Frauen davon ausgeschlossen, Land, Häuser oder Wohnungen zu erwerben. In manchen Entwicklungsländern haben sie noch immer kein Recht auf Eigentum. Frauen fehlen zudem eher die Dokumente, um ihre Besitzrechte geltend zu machen.
Altersvorsorge Eigentum
Mit fatalen Folgen für betagtere Frauen, weil Eigentum wie Boden, Wohnungen oder Häuser sind wichtige Vorsorgestützen für das Alter, neben angespartem Vermögen. Eigentum trägt deshalb wesentlich dazu bei, vor Armut im Alter zu schützen.
Frauen besitzen nicht nur weniger Immobilien; diese sind auch weniger wert als die der Männer. Beim Erwerb von Immobilien haben Frauen zudem grössere Hürden zu überwinden.
Für viele Frauen ist der Wohnungs- oder Hauskauf mit Hürden verbunden. Internationale Studien und Untersuchungen zeigen, dass Frauen sich wegen des Gender Pay Gaps weniger teure Immobilien leisten können als Männer. Sie müssen sich für kleinere und weniger werthaltige Objekte entscheiden. Eine internationale Studie stellte fest, dass beispielsweise der Immobilienkauf in London für Frauen mehr als fünf Jahre länger dauert als für Männer.
Dieser Wertunterschied zwischen Immobilien in Männer- und Frauenhand nennt sich Home Value Gap. In den USA zeigte eine Untersuchung des Home Value Gaps, dass die Immobilie einer Frau nur 92,3 Prozent des Werts der Immobilie eines Mannes aufweist . Wohnungen und Häuser von Frauen sind also im Schnitt fast 8 Prozent weniger wert sind als jene von Männern. Die zahlreichen finanziellen Benachteiligungen von Frauen wirken sich auch auf deren Häuser aus. Den Frauen steht nach dem Kauf auch weniger Geld für Renovationen zur Verfügung, die den Wert der Immobilie steigern würden.
Vermögen
Wie gross ist der Gender Wealth Gap?
Oxfam konnte 2024 erstmals in ihrem Ungleichheitsreport aufzeigen, dass Männer 105 Billionen Franken mehr besitzen als Frauen. Der Gender Wealth Gap ist riesig: 105 000 000 000 000 Franken weniger Vermögen für Frauen als für Männer! Das entspricht viermal dem Wert der gesamten amerikanischen Wirtschaft. So viel Ungleichheit ist beschämend.
Frauen besitzen weniger
Frauen sind ärmer als Männer – überall auf der Welt. Lange wurde dies in der Ungleichheitsforschung vernachlässigt. In vielen Entwicklungsländern sind die Frauen noch immer mit rechtlichen Hürden konfrontiert, die sie hindern, Eigentum zu erwerben und zu erben. Die Weltbank listete in ihrem letzten Report 75 solche Länder auf. Eigentumsrechte aber sind essenziell, um die Frauen wirtschaftlich zu stärken. Doch auch in westlichen gleichberechtigten Ländern sind Männer viel reicher als Frauen. In den USA, so zeigen Untersuchungen, besitzen Frauen knapp ein Drittel des Vermögens von Männern. Bei Frauen mit Migrationshintergrund ist der Anteil noch verschwindender. Schwarze Frauen und Latinas besitzen gerade mal ein Prozent des durchschnittlichen Vermögens eines Mannes.
Wem gehören die Unternehmen?
Auch Unternehmen sind wichtige Vermögenswerte – vielleicht sogar die wichtigsten. Über die Besitzverhältnisse von Firmen gibt es in der Schweiz keine offiziellen Daten.
Eine Studie der Credit Suisse in Zusammenarbeit mit der Uni St. Gallen errechnete für 2016 einen Anteil von nur 23 Prozent Frauen im «Eigentümer:innenkreis» von KMUs. Basis war eine Umfrage unter den Firmenkund:innen der Bank. Aus diesen Daten geht aber nicht hervor, welchen Anteil an den Unternehmen die Frauen besitzen.
Auch Erbschaften tragen zur Vermögenslücke bei
Die ungleiche Verteilung von Vermögen ist vor allem auch ein globales Problem. In vielen Entwicklungsländern sind Frauen mit rechtlichen Hindernissen konfrontiert, die sie daran hindern, Eigentum zu erben.
Warum sind Erbschaften wichtig?
Wenn Witwen und Töchter das Land nicht erben können, das beispielsweise der verstorbene Ehemann oder Vater hinterlässt, haben sie nur zeitlich begrenzte Rechte daran. Das führt dazu, dass sie eher von Landkonflikten betroffen sind, aber auch ihren Lebensunterhalt nicht genügend sicherstellen können. Die finanzielle Ungleichheit der Frauen steigt, wenn sie aus der Erbfolge ausgeschlossen sind – sie können weniger investieren, haben weniger Lebensgrundlagen und weniger Geld für ihre Familie.
Auch in Europa ein Thema
Ungleichheiten beim Erbrecht finden sich aber auch bei uns in Europa. Allerdings erben Frauen nicht unbedingt weniger als Männer, sondern hier öffnet sich der Gap zwischen Arm und Reich. Wer hat, dem wird gegeben: Beim Erben kommt es primär auf die soziale Herkunft an. Ein grosser Unterschied aber bleibt: Da Frauen grundsätzlich weniger Vermögen haben, ist für sie die Aussicht auf eine Erbschaft viel wichtiger.
Die versteckte Vermögenslücke
Da die meiste Forschung und Studien Haushalt- und Ehevermögen nicht nach Geschlecht unterscheiden, haben die beiden Forscherinnen Céline Bessière und Sibylle Gollac dort angesetzt, wo sich Vermögen wieder teilt: bei Scheidungen oder Erbschaften. Dabei haben sie erstaunliche Muster entdeckt – nachzulesen in ihrem von der renommierten Harvard-Universität verlegten Buch «Das Geschlecht des Geldes: Wie Familien die Vermögensungleichheit aufrecht halten».
Sie zeigen dabei auf, dass der Gender Wealth Gap tief in der Familie wurzelt, in Rollenmustern und Sozialisierung. Wie Töchter und Ehefrauen dem Frieden zuliebe auf Vermögen verzichten und Ehemänner und Söhne im Sinne des Familienunternehmens weiter den Grossteil des Vermögens dirigieren. Männer behalten tendenziell auch nach Trennungen und Scheidungen die Kontrolle von «produktiven» Vermögenswerten wie Land, Immobilien und Firmen, während Frauen mit Geld abgespeist werden – wenn überhaupt. Und falls Frauen auch produktiven Reichtum erhalten, ist es meist der unrentabelste.
Aufgepasst beim Erben!
Während fehlende Erbrechte Frauen im globalen Süden gar existenziell bedrohen, bleiben aber auch wohlhabende Frauen in westlichen Ländern erblich benachteiligt. Untersuchungen zum Thema zeigen, dass beispielsweise Männer zweimal wahrscheinlicher das Familienunternehmen erben als Frauen. Auch die Forscherinnen Bessière und Gollac können das Phänomen der privilegierten Söhne in ihrem Werk anschaulich nachweisen.
Pension
Was ist der Gender Pension Gap?
Alt und arm? Auf der ganzen Welt ist dies bittere Wirklichkeit für viele Frauen. Sie verfügen im Alter über deutlich weniger Geld als Männer. In der Schweiz beträgt die Pensionslücke zwischen den Geschlechtern 35 Prozent, im EU-Schnitt 29 und in Grossbritannien gar 56 Prozent.
Wie kommt es dazu?
Frauen arbeiten mehr als Männer, und doch verdienen sie jedes Jahr weniger als sie, in der Schweiz allein satte 100 Milliarden Franken weniger.
Gleich viel Arbeit, aber weniger Lohn – warum?
Ihre Löhne sind tiefer, sie arbeiten Teilzeit und: Frauen leisten den grössten Anteil der unbezahlten Arbeit: Sie kochen, putzen, kaufen ein, waschen, bügeln, - und sie betreuen die Kinder. Sie sorgen und fangen auf. Mütter und Grossmütter investieren 50 Prozent mehr Zeit in die Hausarbeit und in die Betreuung der Kinder als Väter und Grossväter.
242 Milliarden Franken unbezahlte Arbeit
Wir wissen auch, wie viel diese Arbeit in der Schweiz eigentlich wert wäre: 322 Milliarden Franken. So viel Care- und Haushaltsarbeit leisten die Frauen jedes Jahr. Das sind Milliarden von Stunden. Unbezahlt.
Der volkswirtschaftliche Wert der unbezahlten Care- und Haushaltsarbeit wird unterschätzt. Jeder von uns braucht Menschen, die sich um uns kümmern. Als Baby, als Kranke, im Alter. Jemand muss diese Care-Arbeit leisten.
Nur bezahlte Arbeit zählt für die Rente
Die unbezahlte Arbeit muss endlich auch von unserem Wirtschaftssystem anerkannt und wertgeschätzt werden.
Die fehlende ökonomische Anerkennung der unbezahlten Arbeit führt zu grossen Nachteilen im Sozialversicherungssystem und die Frauen in die Abhängigkeit. In unserem bestehenden System ist nur die Erwerbsarbeit rentenbildend. Wer nicht erwerbstätig ist, hat bloss eine minimale AHV, keine Pensionskasse und kein Recht in die Säule 3a einzuzahlen. Altersarmut ist weiblich. Frauen in der Schweiz erhalten 31 Prozent weniger Rente, das sind fast 20'000 Franken im Jahr. Diese Lücke in ihrem finanziellen Leben muss geschlossen werden. Frauen sollen gerechte Renten erhalten, wenn sie im Interesse der Gesellschaft so viel unbezahlt leisten.

Unsere Meilensteine
Gründung
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Wir bauen unsere erste Website.

Wir sind live!
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Membership
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Wir arbeiten mit unabhängigen Beraterinnen seit 2022.

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Unser Design gewinnt einen Award 2021!

Preisgekrönter
Journalismus.
Crowdinvesting
2023 knacken wir den
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