Bald sind es ziemlich genau zwei Jahre her, dass die Flugzeugstaffel der Swiss in Dübendorf am Boden blieb. Als die Welt sich mit einem Schlag ausdehnte und es plötzlich Platz gab an einem Himmel, blau und ohne Kondensstreifen. Eines von vielen Bildern für das, was in den Wochen darauf kommen sollte. «Es ist ein Marathon, kein Sprint», sagte einer der Bundesräte im Fernsehen, nachdem die Schulen geschlossen worden waren. Und wir bestätigten uns nach jedem abgesagten Treffen zwischen in der Luft nachgeahmten Umarmungen: Wenn das alles hier vorbei ist, dann feiern wir.

Es ist wohl ganz natürlich, dass man sich, wenn das Ende von etwas in Sicht ist, wieder an den dessen Anfang besinnt. Nur, dass mir jetzt so gar nicht nach Feiern zumute ist. Erst so langsam legt sich der Blick frei, auf all das, was auch noch beschädigt wurde untern den ersten Schockwellen der Pandemie. Hochstrittige Trennungen haben gemäss Fachstellen um dreissig Prozent zugenommen. Es gehe um Kränkung, heisst es in einem Bericht der «Sonntagszeitung», Macht, Wut, Rache, aber vor allem um Angst. «Angst, alles zu verlieren, was einem lieb war, oder auch Angst vor der Existenz.» Eins weiter, in den Jugendpsychiatrien gibt es seit Monaten kaum mehr Therapieplätze, das Angebot hinkt der steigenden Nachfrage hinterher. Ganz zu schweigen von all den älteren Menschen, die mit oder an Covid-19 gestorben sind. Alleine, abgesondert und isoliert von ihren Liebsten.

Ja und vielleicht braucht es zuerst Raum für Trauer. Trauer um das, was wir verloren haben. Trauer, um unter dem steigenden Druck der äusseren Umstände zerbrochene Beziehungen und Familien. Trauer, um die Kinder, die zu Jugendlichen geworden sind, um die wir uns nicht so haben kümmern können, wie sie es gebraucht hätten. Trauer um die Brüder, die entscheiden mussten, wer von ihnen wegen den Schutzmassnahmen den sterbenden Vater nochmals sehen durfte. Und wer nicht. Trauer, um den Menschen, den wir vielleicht nicht mehr sind. Oder zu dem wir geworden sind.

Und vielleicht, kommt dann auch wieder, überraschend und schnell, wie die Magnolien, die noch in ihren weichen Knospen schlummern, auch wieder etwas Leichtigkeit zurück.