Die Schweiz macht zu wenig für den Schutz der Frauen. Zu diesem Schluss kommt das «Netzwerk Istanbul Konvention», eine Gruppe von rund 100 Organisationen, in ihrem diese Woche veröffentlichten 220-seitigen Bericht.
Das Netzwerk verteilt unserem Land die Note 3, also deutlich ungenügend. Und das, obwohl die Schweiz schon 2018 die Istanbul-Konvention unterzeichnet hat. Und sich somit bereits vor sieben Jahren verpflichtet hat, Frauen besser zu schützen und Gewalt gegen sie zu verhindern. Gleichwohl sei bis heute insbesondere der Schutz vor häuslicher und sexueller Gewalt verzettelt, unkoordiniert und unterfinanziert.
Die Finanzierung erhält sogar nur die Note 2 – weil es vielen Stellen, Beratungsangeboten und Frauenhäusern an Geld fehle. Ein Grund dafür: der kantonale Flickenteppich. Ohne Finanzierung und nachhaltige Gesamtstrategie bleibe die Istanbul-Konvention ein Papiertiger, halten die Expertinnen fest. Ich finde das – gerade für die reiche Schweiz – erschreckend.
Dazu passt leider, dass die Notrufnummer 142 für Opfer von häuslicher Gewalt nicht wie geplant diesen November, sondern erst im nächsten Mai gestartet werden kann. Wie gross das Problem der häuslichen Gewalt und Gewalt gegen Frauen in der Schweiz ist, zeigt auch diese Statistik: Bereits 25 Frauen oder Mädchen haben dieses Jahr durch einen Femizid ihr Leben verloren.
Immerhin: Das eidgenössische Gleichstellungsbüro leistet wichtige Arbeit, schreibt das Netzwerk. Und noch diesen Monat startet die nationale Präventionskampagne gegen Gewalt an Frauen. Im Kanton Zürich gibt es zudem seit gestern rund um die Uhr telefonische Hilfe unter 044 455 21 42 (ab Mai dann Nummer 142) ☎️. In Zürich übrigens helfen auch Forensic Nurses, spezialisierte Pflegefachkräfte, die nach Sexualdelikten Beweise für eine allfällige Anzeige sichern. Zudem: Das nationale Opferhilfegesetz wird derzeit überarbeitet. Damit werden die Kantone verpflichtet, Angebote für Opfer häuslicher Gewalt zur Verfügung zu stellen.
Vielleicht geht es also doch endlich vorwärts.
