Frauen und Finanzen – ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Auch ich habe mich als Anlagespezialistin intensiv damit auseinandergesetzt. In meiner Masterarbeit für die Hochschule Luzern untersuchte ich, wie Frauen und Männer in der Schweiz investieren. Und welche Rolle Nachhaltigkeit und Risikobereitschaft dabei spielen.

Dafür habe ich eine repräsentative Online-Umfrage durchgeführt und die Ergebnisse mit Statistiken von PostFinance verglichen. 

Warum mich dieses Thema interessiert? Investieren ist spannender und zugänglicher, als es oft scheint. Frauen dafür zu begeistern, liegt mir am Herzen.

Mein Ziel: Mehr Frauen dazu bringen, zu investieren. 

Frauen treiben nachhaltige Investments voran

Meine Umfrage hat gezeigt: Frauen investieren häufiger in nachhaltige Anlagen als Männer. Während 31 Prozent der Frauen auf nachhaltige Investitionen setzen, sind es bei den Männern 26 Prozent (Stand August 2024). Und das Interesse wächst: Jede dritte Frau, die heute noch traditionell investiert, kann sich vorstellen, in Zukunft auf nachhaltige Investments umzusteigen.

Auch eine statistische Auswertung der Bank bestätigt, dass Frauen nachhaltiger investieren als Männer. Das erstaunt nicht, Frauen gelten als nachhaltiger und pflegen einen nachhaltigeren Lebensstil.

Frauen investieren risikoaverser als Männer

Wenn es um die Wahl der Anlagestrategie geht, zeigen sich zwischen Männern und Frauen Unterschiede. Beide Geschlechter bevorzugen zwar mehrheitlich eine ausgewogene Strategie, doch in den weiteren Präferenzen gehen die Wege auseinander. Männer greifen nach der ausgewogenen Strategie häufiger zu risikoreicheren Strategien: 23 Prozent entscheiden sich für die Strategie «Wachstum». Frauen hingegen bevorzugen nach der ausgewogenen Strategie eher die risikoaverse Strategie «Einkommen».      

Interessant: Die Strategie «Kapitalgewinn» findet gemäss der Umfrage bei Frauen kaum Anklang, während sie bei Männern deutlich häufiger gewählt wird. Umgekehrt zeigt sich, dass die risikoärmste Strategie «Zinsertrag» bei Frauen beliebter ist als bei Männern.

Dies zeigt, dass Männer insgesamt risikofreudiger als Frauen investieren. Dennoch zeigt die Beliebtheit der ausgewogenen Strategie bei beiden Geschlechtern, dass eine Balance zwischen Risiko und Sicherheit in der Schweiz hoch im Kurs steht.

Monika Siegenthaler
Männer investieren risikofreudiger als Frauen. Die ausgewogene Anlagestrategie ist jedoch bei beiden Geschlechtern die Beliebteste.

Vergleicht man die Ergebnisse der Online-Umfrage mit den statistischen Auswertungen der Bank, zeigt sich ein ähnliches Bild.  Männer bevorzugen nach der Strategie «Ausgewogen» tendenziell die Strategie «Wachstum», während Frauen stärker auf «Einkommen» setzen.

Dass Frauen wie auch Männer die ausgewogene Anlagestrategie fast gleichermassen bevorzugen, überrascht. In den Statistiken der Bank zeigt sich, dass Frauen wie auch Männer leicht risikofreudiger sind als in der Umfrage. Dies kann mit dem Anlagehorizont und der Risikofähigkeit, also wie viel Risiko jemand tragen kann, zusammenhängen.

Stellt man Frauen und Männer in der jeweiligen Anlagestrategie einander gegenüber, erkennt man, dass Frauen verglichen mit Männern tendenziell risikoärmere Strategien bevorzugen. 

Monika Siegenthaler
Ein grösserer Anteil der Frauen gibt an, unsicher zu sein oder keine Angaben zu ihren bevorzugten Anlageformen machen zu können.


Dass Frauen und Männer unterschiedlich investieren, zeigt sich auch bei der Wahl von Geldanlagen und Wertpapieren. Zwar stehen bei beiden Geschlechtern Aktien, Anlagefonds (Fonds und ETFs) sowie Immobilien an der Spitze der beliebtesten Anlageformen. Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich Unterschiede.


Männer tendieren häufiger zu risikoreicheren Anlagen wie Aktien, Gold oder Kryptowährungen. Frauen hingegen setzen seltener auf diese Optionen und zeigen sich insgesamt zurückhaltender, wenn es um riskante Investments geht.


Auffällig: Ein grösserer Anteil der Frauen gibt an, unsicher zu sein oder keine Angaben zu ihren bevorzugten Anlageformen machen zu können.


Unabhängig der Anlagestrategie und den Nachhaltigkeitspräferenzen wünsche ich mir, dass Frauen vermehrt investieren und so die Chancen am Finanzmarkt wahrnehmen. 

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Informationen zur Umfrage
An der Online-Umfrage nahmen 1113 Personen teil. Die Stichprobe wurde nach folgenden Kriterien gewichtet: Geschlecht, Alter, Sprachregion und Bildungsgrad. Es nahmen 636 Männer (57 Prozent) und 477 Frauen (43 Prozent) teil. Erhebungszeitraum vom 7. bis 17. August 2024. Die statistischen Auswertungen von PostFinance umfassen über 20’000 Portfolios. Stichtag war der 31. Mai 2024.


Zur Gastautorin: Monika Siegenthaler ist Anlagespezialistin und Produktmanagerin für Fonds und strukturierte Produkte bei PostFinance. Davor war sie als Consultant in verschiedenen Agenturen tätig. 2024 hat sie den Master of Advanced Studies in Private Banking & Wealth Management an der Hochschule Luzern abgeschlossen.