Kochen mit Deckel auf der Pfanne, backen ohne Ofen vorheizen, die Heizung ein paar Grad runterdrehen: In diesem Winter heisst es Energie sparen, denn Strom könnte knapp werden. Ein wesentlicher Grund dafür ist die politische Lage in Europa: Der Unterbruch der Gaslieferungen aus Russland nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben eine weltweite Energiekrise ausgelöst. Hinzu kommt, dass die Stromversorgung in der Schweiz im Winter immer wieder eine Herausforderung ist: Auf der einen Seite steigt im Winter der Strombedarf an, gleichzeitig produziert die Schweiz zu wenig Energie, um diesen Bedarf zu decken. Darum importiert die Schweiz während der Winterzeit Strom aus dem Ausland. Die grössten Lieferanten sind Frankreich und Deutschland.

Nicht das schlimmste Szenario, aber Engpässe sind möglich

Aufgrund der drohenden Stromknappheit hat der Bund bereits im Spätsommer eine Kampagne zum Energiesparen lanciert. Neueste Berechnungen zeigen inzwischen zwar, dass die schlimmsten Szenarien für diesen Winter wohl nicht eintreffen werden. Dennoch rechnet der Bund weiterhin damit, dass gegen Ende der kalten Jahreszeit kurzfristige Energieengpässe möglich sind: «Die Stromversorgungssicherheit der Schweiz im Winter 2022/23 ist nicht gravierend gefährdet, dennoch können Versorgungsengpässe nicht ausgeschlossen werden», heisst es in einer Mitteilung des Bundes von Anfang November. Erst gestern informierte der Bund zudem über seinen Krisenplan, sollte das Gas im Winter knapp werden. Das Risiko eines solchen Mangels schätzt er bislang zwar als gering ein. Trotzdem könne es nicht völlig ausgeschlossen werden. Rund 17 Prozent der Wohngebäude in der Schweiz werden mit Gas beheizt.

Dr. Christina Marchand, Gründerin myNewEnergy
Für Privatpersonen lohnt es sich, mal mit einem Energiemessgerät eine Tour durch die Wohnung oder das Haus zu machen und zu überprüfen, welche Geräte wie viel Storm verbrauchen.

Es geht auch um die Klimakrise

Die Aussicht auf eine kurzfristige Knappheit ist nicht der einzige Grund, weshalb wir Energie sparen sollten. Mindestens so wichtig ist die langfristige Perspektive. Die Klimakrise ist laut dem WWF eine der grössten Katastrophen und Bedrohungen unserer Zeit. Derzeit diskutieren im ägyptischen Sharm El-Sheikh Vertreter:innen von über 190 Nationen, was gegen die Klimakrise unternommen und wie der Klimaschutz vorangetrieben werden kann: Seit dem 6. November findet dort die 27. Klimakonferenz der Vereinten Nationen statt (COP 27). Im Fokus der diesjährigen Konferenz steht die konkrete Umsetzung der Klimaziele aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015. Das wichtigste Ziel: Die Erderwärmung dauerhaft auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es politischen Willen, Anstrengungen aus der Wirtschaft sowie entsprechende Gesetze für Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Aber auch jede und jeder von uns kann etwas dazu beitragen. Wir haben für dich Tipps zusammengestellt, wie du Energie sparen und so etwas gegen die Stromknappheit in der Schweiz und gleichzeitig für das Klima tun kannst.

Was verbraucht wie viel Energie? Miss doch mal!

Um effektiv und langfristig Strom zu sparen, hilft es, ein Blick auf die Geräte in den eigenen vier Wänden zu werfen. Dazu rät Christina Marchand. Sie ist Gründerin und Verwaltungsratspräsidentin des Stromvergleichsdienstes myNewEnergy und forscht an der Zürcher Hochschule ZHAW zum Thema Energie-Innovationen: «Für Privatpersonen lohnt es sich, mal mit einem Energiemessgerät eine Tour durch die Wohnung oder das Haus zu machen und zu überprüfen, welche Geräte wie viel Storm verbrauchen», sagt sie.

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Sinnvoll vorsorgen? Aber mit Rendite. Das geht. Wir sind überzeugt, dass ein verantwortungsbewusster Einsatz deines Geldes langfristig Wert schafft, ganz nach unserer Vision «Close the Gaps». Wenn du erwerbstätig bist, kannst du dich mit der elleXX 3a zusätzlich finanziell absichern, nachhaltig investieren und damit Steuern sparen.

Ein Strommessgerät kannst du bei den meisten Stromanbietern über den Kundendienst gratis ausleihen. Um den Stromverbrauch zu messen, kannst du das Messgerät einfach zwischen ein Haushaltsgerät oder eine Lampe und die Steckdose anschliessen. So lässt sich auch feststellen, ob und wie viel Strom ein Gerät verbraucht, wenn es nicht aktiv ist. Marchand erklärt: «Ich habe beispielsweise herausgefunden, dass unsere Waschmaschine die ganze Zeit rund 30 Watt braucht, auch wenn sie nicht wäscht. Ich habe erst so gemerkt, dass ich sie komplett ausschalten muss.» Ein Blick in die eigene Wohnung sei also ein guter Start, um das Bewusstsein für den eigenen Verbrauch zu schärfen und Stromfresser zu identifizieren, so die Energie-Expertin.

Bei Geräten, die viel Strom verbrauchen und regelmässig genutzt werden, kann es sich lohnen, sie gegen neuere, sparsamere Modelle auszutauschen. Beim Kauf von neuen Geräten solltest du dich für jenes mit der besten Energiebilanz entscheiden. Diese Information findest du auf der Energieetikette. Dort ist mit Buchstaben (A bis G) und Farben die Energieeffizienz des Gerätes ausgewiesen. A beziehungsweise Grün steht für eine gute bis sehr gute Energieeffizienz. G und Rot stehen für eine sehr schlechte Bilanz.

Du kannst aber auch Strom sparen, wenn du schon moderne Geräte hast oder gewisse alte Geräte nicht austauschen kannst.

Zu Hause haben die meisten von uns Sparpotenzial. Oft führen bereits kleine Tricks zu beachtlichen Resultaten.

In der Küche: «Kochen verbraucht relativ viel Energie. Je älter die Geräte – also der Herd oder der Backofen –, umso mehr Strom verschlingen sie», erklärt Christina Marchand. Den Verbrauch in der Küche reduzierst du so:

  • Koche mit Deckel auf der Pfanne und auf kleiner Stufe.
  • Stell den Kochherd frühzeitig auf eine tiefe Stufe oder schalte ihn sogar ganz aus und nutze die Restwärme zum Fertiggaren.
  • Koche Gerichte, die kurze Garzeiten haben – oder nutze ansonsten einen Dampfkochtopf.
  • Kochen ist energiesparender als Backen: Der Backofen braucht mehr Energie als der Herd.
  • Falls du doch backen willst, heize den Ofen nicht vor – das ist oft unnötig.
  • Nutze beim Backofen den Umluft-Modus und backe nach Möglichkeit gleich mehrere Dinge gleichzeitig.
  • Stell den Backofen frühzeitig aus und nutze die Restwärme.
  • Stell den Kühlschrank und den Tiefkühler richtig ein (5 bis 6 Grad Celsius beziehungsweise minus 18 Grad Celsius).
  • Überleg dir, was du aus dem Kühlschrank nehmen willst, bevor du die Türe öffnest, und lass die Kühlschranktür nur kurz offen.
  • Lass warme Speisen erst abkühlen, bevor du sie in den Kühlschrank oder den Tiefkühler stellst.
  • Füll den Geschirrspüler komplett, bevor du ihn startest, und nutze, wenn vorhanden, den Energiesparmodus.
  • Wenn du von Hand abwäschst, benutze kaltes Wasser und lass das Wasser nicht laufen.
Christina Marchand
Wir werden langfristig bewusster konsumieren müssen, um unsere Erde zu erhalten. Es ist darum sicher gut, wenn wir uns dessen schon heute bewusst sind und etwas zurückschrauben.

Im Bad: «Warmwasser ist je nach Aufbereitung ein weiterer grosser Energieverbraucher. Es lohnt sich darum, sparsam damit umzugehen», sagt Christina Marchand. Im Bad sparst du so:

  • Dusche kurz.
  • Nutze einen wasser- und energiesparenden Duschkopf.
  • Bade möglichst selten. Es braucht bis zu fünfmal mehr Wasser und damit Energie als eine Dusche. Wenn du nicht ganz aufs Baden verzichten kannst, mach es zu einem seltenen, bewussten Genussmoment.
  • Bade nicht alleine: Paare oder Kinder und Eltern können auch mal gemeinsam baden, statt jede und jeder einzeln.
  • Lass deine Haare lufttrocknen oder trockne sie zumindest an der Luft vor, bevor du sie föhnst.

In der Waschküche:

  • Fülle die Waschmaschine wirklich ganz.
  • Wasche, wenn immer möglich, bei tiefen Temperaturen (30 Grad Celsius).
  • Verzichte auf Kochwäsche von 95 Grad Celsius. Diese braucht es nur, wenn du ganz sicher sein willst, dass Viren und Bakterien aus der Wäsche entfernt werden.
  • Trockne die Wäsche, wenn immer möglich, an der Luft statt im Trockner.
  • Falls du den Trockner doch brauchst, nutze sein Fassungsvermögen.

In den übrigen Zimmern:

  • Dreh die Heizung ein bis zwei Grad Celsius runter (ideal sind 20 Grad Celsius). Jedes Grad weniger in Innenräumen kann bis zu 10 Prozent Heizenergie sparen.
  • Wenn dir 20 Grad Celsius in der Wohnung zu kühl sind, heize erstmal nur einen oder zwei Räume etwas auf oder versuch es mit einer Schicht Kleider mehr – ​​ideal ist Skiunterwäsche für drunter, wenn du zum Beispiel zu Hause arbeitest.
  • Stelle nur dort das Licht an, wo du dich aufhältst. Lösch das Licht, wenn du ein Zimmer verlässt.
  • Prüfe deine Lampen. Alle, die heiss werden, haben vermutlich einen Lichtkörper drin, der viel Strom verbraucht. Wechsle auf eine sparsame LED-Leuchte.
  • Stell Geräte wie Computer, Fernseher oder Kaffeemaschinen immer aus oder schliesse sie an schaltbare Steckdosen an, sodass du sie vom Strom trennen kannst. Manche verbrauchen auch im Standby-Modus Strom.
  • Stecke Ladegeräte aus, wenn du sie nicht brauchst, sie verbrauchen sonst weiter Energie.
  • Gut zu wissen: Alles, was warm wird, verbraucht heimlich Strom.
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Für Hausbesitzer:innen:

«Haus- und Wohnungseigentümer:innen haben nochmal andere Möglichkeiten als Mieter:innen. Hier stellen sich auch bauliche Fragen», sagt Christina Marchand. Das können Eigentümer:innen tun:

  • Prüfe das Licht. In einem Treppenhaus oder in einer Garage muss das Licht nicht ununterbrochen brennen. Die Installation eines Bewegungsmelders kann sinnvoll sein.
  • Stell die Grundtemperatur im Haus oder in den Wohnungen etwas runter. Ideal sind 20 Grad Celsius.
  • Überprüfe, wo Energie verloren geht. Besonders ältere Fenster und Isolationen sorgen dafür, dass Wärme aus dem Hausinnern entweicht und verloren geht.
  • Überprüfe Pumpen, Boiler und Haushaltsgeräte auf ihren Energieverbrauch und ersetze sie je nach Verbrauch durch neuere, sparsamere Modelle.  

Neben den eigenen vier Wänden können wir auch im Büro und durch die Art, wie wir uns fortbewegen, Energie sparen. Fürs Büro gilt Ähnliches wie zu Hause:

  • Schalte Geräte wie Drucker, Computer oder die Kaffeemaschine aus oder nimm sie ganz vom Strom.
  • Lösch das Licht in Räumen, in denen niemand ist.
  • Stell die Raumtemperatur etwas runter. Ideal sind 20 Grad Celsius. Wenn es einigen Mitarbeitenden zu kühl ist, stellt die Heizung erst mal in einem Raum hoch. Verteilt euch nach Möglichkeit nach eurem Wärmeempfinden auf die Räume.
  • Lüftet regelmässig, aber richtig. Das heisst: rund drei Mal täglich zirka zehn Minuten die Luft völlig austauschen. Dazu solltet ihr querlüften, also so viele Fenster wie möglich gleichzeitig ganz aufmachen. Die Fenster nicht über längere Zeit kippen.

Christina Marchand empfiehlt, im Büro «Ämtli» zu verteilen, damit diese Sparmassnahmen auch wirklich eingehalten werden.

Bei der Mobilität verweist Christina Marchand auf den Langsamverkehr. «Bei jeder Strecke, bei der wir aufs Auto, E-Bike oder auch den öffentlichen Verkehr verzichten und dafür das Velo nehmen oder zu Fuss gehen, sparen wir Energie.»

Frag dich, was du wirklich brauchst

Diese Tipps kannst du alle relativ leicht umsetzen. Christina Marchand rät zudem dazu, sich noch ein paar grundsätzliche Gedanken zu machen. «Wir werden langfristig bewusster konsumieren müssen, um unsere Erde zu erhalten. Es ist darum sicher gut, wenn wir uns dessen schon heute bewusst sind und etwas zurückschrauben.» Bei Neuanschaffungen könne man sich beispielsweise immer erst mal ein paar Fragen stellen: Brauche ich das wirklich? Könnte ich das von jemandem ausleihen? Mit wem könnte ich diese Anschaffung teilen? Brauche ich die Wohnfläche, die ich habe, oder ginge es auch kleiner? Marchand: «Ich finde es wichtig, dass wir diese Energiekrise jetzt nicht nur als Momentaufnahme sehen, sondern sie als Chance nutzen, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen.»