Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:33
Kinder:1
Ort:Basel
Beruf:Unternehmerin (Co-Gründerin von womenmatter/s, Co-Geschäftsführerin Innovation Basel und Donati Vini)
Einkommen:Fixlohn von CHF 5500 pro Monat für 60% Pensum – dazu können je nach Auftrag weitere CHF 0 bis 2000 pro Monat kommen
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Die eigenen Firmen, guter Wein und mein Kleiderstil
Vermögen:Die eigenen Firmen, Start-up-Investitionen, ETFs, Säule 3a

Welche Assoziationen löst Geld bei dir aus?

Geld weckt bei mir positive Assoziationen. Bereits als Kind hat mich Geld fasziniert – ich habe schon damals ständig versucht, mein Taschengeld aufzubessern, indem ich zum Beispiel selbstgebastelten Schmuck oder selbstgenähte Portemonnaies auf der Strasse verkaufte. Ich wollte mein Geld vermehren und wusste, dass ich dazu etwas Zusätzliches leisten muss.

Du hast also eine sehr positive Beziehung zu Geld. Fällt es dir auch einfach, darüber zu sprechen?

Grundsätzlich finde ich es nicht schwierig über Geld zu sprechen. Es gab zum Beispiel schon einige private und auch berufliche Situationen, in denen ich meinen Lohn ganz transparent offengelegt habe. Trotzdem merke auch ich, dass ich je nach Kontext lieber zuerst abtaste, wie mein Gegenüber mit Geldthemen umgeht, bevor ich selbst viel von mir preisgebe.

Frauen reden sehr ungerne über Geld. Kannst du das als Gründerin von womenmatter/s, einem Karrierenetzwerk für Frauen, bestätigen?

In unserem Netzwerk ist der Umgang mit Geldthemen sicher offener als im Schweizer Durchschnitt. Gerade in unseren Mentoring-Gesprächen sprechen viele Frauen das Thema Geld offen an, weil wir auch helfen Lohnverhandlungen oder Bewerbungsgespräche vorzubereiten. Und damit wir dies tun können, müssen wir auch ganz konkret darüber sprechen, wo diese Frauen aktuell stehen und welche Lohnerwartungen sie haben. Entsprechend habe ich mittlerweile auch eine gute Vorstellung davon, welche Löhne je nach Stufe und Branche realistisch sind.

Marilen Schwald
Viele Frauen nennen in Bewerbungsgesprächen nur das Minimum, das sie verdienen wollen, und haben dann entsprechend kaum Verhandlungsspielraum.

Und wie einfach fällt es euren Community Members, auch in der Praxis für ihre Lohnvorstellung einzustehen?

Tatsächlich fällt das vielen Frauen schwer – vor allem Begründungen zu finden, weshalb sie einen bestimmten Lohn wert sind. Ich höre häufig Sätze wie: «Der Lohn ist ja nicht so wichtig, Hauptsache die Arbeit macht mir Spass.» Viele Frauen nennen in Bewerbungsgesprächen nur das Minimum, das sie verdienen wollen, und haben dann entsprechend kaum Verhandlungsspielraum. Ich glaube, dass es vielen Frauen leichter fällt, sich für eine Freundin als für sich selbst einzusetzen. So fand zum Beispiel eine Studie, bei der die Teilnehmer:innen nicht ihren eigenen Lohn, sondern den Lohn der besten Freundin/des besten Freundes verhandelten heraus, dass Frauen die besseren Verhandlerinnen als die Männer waren.

Was ratet ihr diesen Frauen?

Meine Co-Gründerin Stefanie Fehr und ich sprechen mit unserer Community häufig authentisch darüber, was wir bei unserem Karrierestart damals falsch gemacht haben. Wir möchten den Einstieg in die Berufswelt für Frauen vereinfachen und unsere Members auch ermutigen, aus diesen Fehlern zu lernen. Zum Beispiel haben Stefanie und ich damals beide beim Karrierestart unsere Löhne nicht verhandelt, weil wir dachten, dass dies nicht üblich ist. Heute wissen wir, dass wir dies anders hätten machen sollen.

Viele Frauen denken vermutlich am Anfang ihrer Karriere, dass der Lohn nicht so wichtig ist.

Ich habe mich kürzlich mit einem Experten zu genau diesem Thema unterhalten, weil sich im Mai bei uns im Netzwerk alles rund ums Thema Verhandeln drehen wird. Laut ihm verhandeln Frauen bis Ende 20 ihren Lohn kaum. Gemäss Studien sind Frauen aber nicht die schlechteren Verhandlerinnen – sie fangen einfach erst deutlich später damit an als Männer. Und das ist ein grosses Problem, weil diese Frauen dann fünf bis zehn Jahre hinterherhinken, was den Lohn betrifft. Und diesen Gap später wieder zu schliessen, ist relativ schwer.

Marilen Schwald
Merke dir: Wenn du etwas verändern willst, musst du anecken – sonst verändert sich nichts.

Vor deiner Selbstständigkeit warst du mehrere Jahre bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank in einer Führungsposition. Was waren in deiner Karriere in der männerdominierten Bankenbranche die grössten Learnings für dich?

Ich wollte im Berufsumfeld lange Zeit «everybody’s darling» sein – ich wollte mich mit allen gut verstehen und es allen recht machen. Als ich dann der ersten heftigen Kritik ausgesetzt war, nahm ich das sehr persönlich und konnte sie schlecht einordnen. Ich habe auch früh schon öffentliche Auftritte gesucht und war entsprechend exponiert. Wie das so ist, wenn man exponiert ist, kam auch öffentliche Kritik – das war für mich am Anfang sehr verletzend. Ich musste lernen, damit umzugehen. Mein Tipp ist: Überleg dir, für welche Themen du voll und ganz einstehen und was du bewegen willst. Dann fällt es dir einfacher, mit Kritik umzugehen. Und merke dir: Wenn du etwas verändern willst, musst du anecken – sonst verändert sich nichts.

Die Zielgruppe von womenmatter/s sind Karrierefrauen. Was ist eine Karrierefrau für dich?

Gute Frage – darauf werden wir häufig angesprochen. Unser Netzwerk richtet sich an alle berufstätigen Frauen, egal in welcher Karriere oder Branche. Was Karriere bedeutet, ist sehr individuell und darf von der Frau selbst definiert werden: Nicht jede will ein Team führen, nicht jede will in der Corporate-Welt arbeiten oder sich selbstständig machen. Der Spielraum ist also gross. Aber dieses Wort Karrierefrau ist bei vielen Frauen negativ konnotiert, und das wollen wir ändern, indem wir ganz unterschiedliche Karrierewege aufzeigen.

Warum?

Es sind ähnliche Faktoren wie beim Thema Geld. Auch das Wort Karriere ist nach wie vor männlich besetzt. Viele Frauen finden, Karrierefrau klingt arrogant oder zu sehr von sich selbst überzeugt. Es hat für viele Frauen so einen egoistischen Beigeschmack und wird nicht mit Eigenschaften wie sozial und empathisch in Verbindung gebracht – Eigenschaften, die eher Frauen zugeschrieben werden. Dieser Bias sitzt bei uns allen ziemlich tief. Auch ich erwische mich ab und zu dabei, wie ich die Worte «Geld» und «Karriere» schneller einem Mann zuordne als einer Frau. Und zum Beispiel die Worte «Erziehung» oder «Beziehung» schneller einer Frau. Nur wenn wir uns über unseren eigenen Bias bewusst werden und uns immer wieder herausfordern, können wir auch wirklich daran arbeiten und längerfristig etwas verändern.

Wolltest du schon immer eine Karriere auf der Bank machen?

Im Gegenteil, ich hätte nie gedacht, dass ich mal bei einer Bank lande. Mehr als mit meiner Berufswahl habe ich mich aber mit der Studienwahl beschäftigt. Ich wollte zuerst «etwas Soziales» studieren – fand aber auch Wirtschaft spannend. Mein Vater meinte damals zu mir: «Du bringst viele soziale Kompetenzen mit, lerne lieber den wirtschaftlichen Teil. Es ist einfacher, mit einem Wirtschaftsstudium einen sozialen Beruf bei einer Stiftung oder NGO zu finden als mit einem sozialen Studium in der Wirtschaft.» Das hat mir damals eingeleuchtet, und so habe ich International Business Management an der FHNW studiert.

War der attraktive Lohn in der Bankenbranche ein Grund dafür, dass du nicht bei einer Stiftung oder NGO gelandet bist?

Der Lohn war sicher nicht das ausschlaggebende Argument damals. Ich habe mich nach dem Studium an verschiedenen Orten beworben und über mein Netzwerk von dem Job auf der Bank erfahren. Ich bin als Quereinsteigerin von der Pharmaindustrie in die Bankenbranche gewechselt. Aber ich war nicht per se abgeneigt, auf einer Bank zu arbeiten, und hatte auch immer die Ambition, mal gut zu verdienen.

Marilen Schwald
Man muss nicht immer von Anfang an schon alles können, sondern darf über die Zeit Neues dazulernen. Bye bye, Impostor-Syndrom!

Was würdest du Frauen am Anfang ihrer Berufswahl empfehlen?

Es gibt Karriere-Coaches, die sagen, man muss einen klaren Plan, ein klares Ziel haben. Meine Karriere hat sich aber ergeben – weil ich zu Chancen Ja gesagt habe, obwohl ein Job auf der Bank ursprünglich nicht mein Plan war. Ich empfehle deshalb, offen zu bleiben und nicht zu schnell Nein zu sagen. Manchmal ergibt sich eine Möglichkeit, und dann muss man sie packen – man weiss ja nicht, wann sie wiederkommt. Und man sollte auch den Mut haben, dass man in die nächste Schuhgrösse reinwachsen kann. Man muss nicht immer von Anfang an schon alles können, sondern darf über die Zeit Neues dazulernen. Bye bye, Imposter Syndrom!

Inwiefern sollen monetäre Anreize bei der Berufswahl eine Rolle spielen?

Das ist sehr individuell, aber man muss sich schon fragen: Welchen Lebensstandard will ich haben, und was will ich verdienen? Die einen wollen ein Luxusleben – die anderen nicht. Und beides ist meiner Meinung nach sehr legitim. Deshalb sollte man sicher überlegen, ob der Lohn zum eigenen Lebensentwurf passt. Ansonsten riskiert man, dass man rund ums Thema Lohn- und Berufswahl immer unglücklich ist.

Kennst du Lohnungleichheit?

Ja, am Anfang meiner Karriere wurden männliche Kollegen teils mit einem tieferen Abschluss besser bezahlt, weil sie besser verhandelt haben. Ich ging immer davon aus, dass die Löhne auf Einstiegsstufe fix sind, und war mit dem ersten Angebot einverstanden. Shame on me!

Und was hast du getan, als du die Ungleichheiten bemerkt hast?

Rückwirkend war ich auch da teils sehr naiv. Ich kann mich an ein Gespräch mit meiner Chefin erinnern, in dem ich gesagt habe: «Ich bin ja eigentlich zufrieden mit meinem Lohn, ich muss ja gar nicht mehr verdienen.» Ich habe mir damals immer gedacht, dass ich ja im Banking sowieso schon gut verdiene im Vergleich zu anderen Branchen. Aber intern war es trotzdem nicht fair. Jedenfalls habe ich dann von einer Korrektur profitiert, die bankenintern vorgenommen wurde. Man hat damals intern aufgeräumt, um die Lohn-Gaps zu schliessen, und so kam ich auch zu Lohnerhöhungen, ohne dass ich verhandeln musste. Aber später habe ich dann immer besser verhandelt, und es fiel mir immer einfacher, für meine Leistung und Verantwortung einzustehen.

Marilen Schwald
Für mich hat es sich nie so angefühlt, dass ich mit der Selbstständigkeit auf Sicherheit verzichte.

Warum ist das Netzwerk wichtig, um die Karriere voranzutreiben?

Das Netzwerk ist ein Multiplikatoreneffekt: Es werden Türen geöffnet und man kommt zu Chancen, die man vorher nicht gesehen hat. Viele Jobs werden nicht ausgeschrieben. Und: Man kann nie Expertin für alles sein. Wir alle brauchen ein Netzwerk, auf das wir uns berufen können, wenn wir selbst nicht weiterwissen. Unsere Welt ist so komplex, und umso wichtiger ist es, auf ein gutes Netzwerk von Leuten mit Fachwissen zurückgreifen zu können. Jedenfalls wird das von Frauen häufig unterschätzt, dass man ein strategisches Netzwerk aufbauen sollte. Damit sich dies hoffentlich bald ändert, dreht sich bei womenmatter/s auch immer wieder sehr viel rund ums Thema Netzwerken.

Nach zehn Jahren in der Corporate World hast du dich 2021 selbstständig gemacht. Weshalb?

Es war schon immer mein Traum, Unternehmerin zu werden, weil ich sehr gerne Entscheidungen fälle, Ideen umsetze und nahe am Puls bin. Das Corporate Setting hat mich deshalb schon immer ein Stück weit eingeschränkt. Aber ich bin froh, konnte ich meinen Rucksack füllen und Erfahrungen sammeln, die jetzt sehr wertvoll sind. Schlussendlich war aber meine Schwangerschaft der Ausschlag für meine Selbstständigkeit.

Weshalb?

Durch die Geburt meines Sohnes musste ich sowieso eine Pause einlegen und konnte mir Gedanken machen, ob ich bereit dafür bin. Ich fand den Zeitpunkt sehr passend, obwohl viele Menschen ja nach der Familiengründung mehr auf Sicherheit setzen wollen. Für mich hat es sich aber nie so angefühlt, dass ich mit der Selbstständigkeit auf Sicherheit verzichte. Das hat aber sicher auch damit zu tun, dass mein Mann und ich zusammen eine Holding haben mit verschiedenen Firmen drin. Und nicht jede Firma muss gleich schnell und gleich gut wachsen.

Aber Lohneinbussen musstest du wahrscheinlich trotzdem hinnehmen, oder? War das ein Problem für dich?

Mir war sowieso bewusst, dass ich nach der Babypause nicht gleich 100 Prozent bei der Bank weiterarbeiten werde. Mit einer vorübergehenden Lohneinbusse habe ich resp. wir als Familie also so oder so gerechnet. Und ich bin überzeugt davon, dass ich mich in einer Übergangsphase befinde und irgendwann mindestens auf meinen früheren Lohn komme – mein klares Ziel ist es, in absehbarer Zeit mehr zu verdienen! Allgemein hatte ich in meinem Leben schon unterschiedliche Einkommensphasen. Es gab Zeiten, da habe ich unbezahlte Praktika gemacht, oder Zeiten, in denen ich mein ganzes Geld für eine Reise ausgegeben hatte und nach der Rückkehr wieder bei Null startete. Gestresst hat mich das nie, weil ich wusste: Irgendwo gibt es schon einen Job für mich, bei dem ich wieder Geld verdienen kann.

Als ehemalige Bankerin: Investierst du dein Geld?

Mit meinem Job auf der Bank Mitte 20 habe ich auch mit Investieren angefangen. Ganz klassisch über einen Roboadvisor (intelligentes System, das automatische Anlageempfehlungen gibt) in ETFs. Jetzt bin ich vor allem in meine eigenen Firmen investiert und vereinzelt in Start-ups. Daneben habe ich noch Geld in meine Säule 3a investiert und eben die ETFs im Roboadvisor.

Was hat dir geholfen, mit Investieren anzufangen?

Ich fand es sehr faszinierend, dass man bei einem Roboadvisor eigentlich nicht viel Geld und Wissen haben muss und trotzdem mit dem Investieren anfangen kann. So bin ich dann Schritt für Schritt näher ans Thema gekommen und habe gemerkt: So schwierig ist das ja gar nicht. Aber Investieren interessiert mich bis heute nicht so fest, dass ich jeden Tag die Börse anschaue oder Einzelaktien kaufen würde. Für mich passt es, zu wissen, dass ich ein automatisiertes Setup habe und meine ETFs einfach laufen. Kursschwankungen stressen mich nicht, und ich checke auch nicht ständig, was meine Investitionen machen.