Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
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FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:29
Kinder:0
Ort:Zürich
Beruf:CEO and Co-Founder of Ameli Zürich handbag brand
Grösster Ausgabeposten:Bag product orders

Lass uns über Geld sprechen. Der Wechsel von einer gut verdienenden Beraterin zu einer «Bootstrapped»-Unternehmerin, also einer Unternehmerin, die ihr Business aus eigener Kraft gegründet hat: Wie war dieser Übergang?

Ich hatte Glück, denn er verlief reibungslos. Ich war nie in den Ausgabemodus geraten, den man als Berater:in haben kann. Ich habe zwar viel Geld verdient, aber keine Zeit gehabt, es auszugeben. Ich habe mich also nicht an den «Lebensstil» einer Berater:in gewöhnt. Als ich aufhörte, hatte ich Ersparnisse, und dann bekam ich ein Stipendium für meine Doktorarbeit, was mir half, ohne grosse Veränderungen ins Unternehmertum einzusteigen. Ich war auch nie jemand, der sich über seine Ausgaben definiert. Ich fühle mich sicher, solange ich die Dinge bezahlen kann, ohne darüber nachzudenken. Und da ich keinen verschwenderischen Lebensstil brauche, spüre ich das geringere Einkommen nicht so stark. Dass ich jetzt tun kann, was ich will, ist mir viel mehr wert.

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Du leitest ein Unternehmen UND machst eine Doktorarbeit? Hast du da überhaupt noch Freizeit?

(Lacht) Schwierige Frage. Die Grenzen zwischen meiner Freizeit und meiner Arbeit haben sich stark verwischt. Und es ist lustig, aber eines der Dinge, die ich wirklich entspannend finde, ist das Programmieren der Ameli-Zürich-Website, was wohl Arbeit ist, aber ich mag es.

Codierst du auch die Website? Was sind die Aufgaben, die du bei Ameli wahrnimmst?

Ich habe Ameli zusammen mit meinem Mann gegründet, und wir haben unsere Aufgaben so aufgeteilt, dass er alles «hinten» macht, wie Finanzen und Betrieb, und ich alles «vorne», also alles, was man sieht. Das bedeutet Kommunikation, Marketing, Erstellung von Inhalten, Webdesign, Taschendesign und die Umsetzung unserer Werte in die Realität. Wir sind jetzt ein Team von acht Leuten. Fünf Mitarbeiter:innen sind für mich tätig, ich übernehme also auch viel Koordinations- und Managementarbeit.

Christina Stahl
Dass ich jetzt tun kann, was ich will, ist mir viel mehr wert.

Dein Mann ist also für die Finanzplanung im Unternehmen zuständig?

Ja. Und ich bin sehr froh, dass ich das nicht machen muss (lacht). Ich habe Modemanagement studiert, und er hat Finanz- und Rechnungswesen studiert, so dass jeder von uns seine besten Fähigkeiten in das Unternehmen einbringt.

Aber du bist an den finanziellen Entscheidungen beteiligt?

Ja, natürlich. Wir sind immer noch komplett «bootstrapped», wir haben keine externe Finanzierung. Wir stecken unser eigenes Geld 50/50 in das Startup und haben beide unsere Anteile am Unternehmen. Alle finanziellen Entscheidungen, wie die Einstellung von Mitarbeiter:innen, grosse Handtaschenbestellungen oder Marketingkampagnen, treffen wir gemeinsam.

Und wer macht die Finanzplanung zu Hause?

Mein Mann ist Schwabe, und die sind bekannt dafür, dass sie mit ihrem Geld sparsam umgehen. Mir geht es gut, solange ich finanziell abgesichert bin, ich zähle nicht jeden Pfennig. Wir haben immer noch unsere getrennten Konten und dann ein gemeinsames Konto für unsere Ausgaben. Ich kümmere mich um meine persönlichen Finanzen und er kümmert sich um seine. Das Gehalt, das wir von Ameli bekommen, wird für gemeinsame Ausgaben verwendet, und wir haben beide auch unser «Schwarzgeld». Wenn wir also zum Beispiel beide 100 Prozent von Ameli verdienen, gehen 60 Prozent in unsere Gesamtausgaben, und jeder von uns bekommt 20 Prozent des «Schwarzgeldes». Diese Aufteilung ist mir wichtig, denn ich möchte meinen Mann nicht fragen müssen, ob ich mir ein neues Paar Schuhe kaufen kann, das mir wirklich gefällt. Ich brauche meine finanzielle Unabhängigkeit.

Christina Stahl
Wir haben immer noch unsere getrennten Konten und dann ein gemeinsames Konto für unsere Ausgaben. Ich kümmere mich um meine persönlichen Finanzen und er kümmert sich um seine.

Wie wurde in deiner Familie mit Geld umgegangen?

Meine Eltern sind ein gutes Beispiel für mich. Sie besitzen gemeinsam ein Geschäft. Und obwohl meine Mutter in einer Welt aufgewachsen ist, in der der Mann mehr verdient, hat sie mir immer gesagt, ich solle darauf achten, dass ich als Frau meinen Namen auf dem Vertrag habe. Egal, ob es sich um ein Geschäft, ein Haus oder einen anderen Vermögenswert handelt – dass ich als Frau auch Rechte daran habe, und nicht, dass alles auf den Namen des Mannes läuft und er die ganze finanzielle Sicherheit bekommt. Meine Mutter hatte in einer Bank gearbeitet, bevor sie in die Firma meines Vaters eintrat, sodass sie eigentlich für die Finanzen im Unternehmen und zu Hause zuständig ist.

Du sagtest, du definierst dich nicht über Geld. Aber du hast deine Karriere in der Beratung begonnen, die für ihren guten Lohn bekannt ist. Hast du gespart, weil du wusstest, dass du eines Tages Unternehmerin werden würdest?

Ich wollte nie Unternehmerin werden, das hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Mein Hauptziel ist es, zu lernen. Mich treibt es an, über meine Komfortzone hinauszugehen. Ich bin ein Nerd – ich liebe Excel, ich liebe Analysen, ich liebe mein Coding. Die Beratung gab mir die Möglichkeit, in sehr kurzer Zeit sehr viel zu lernen. Natürlich war das Geld schön, aber das war nicht mein Antrieb.

Aber es war hilfreich, dieses finanzielle Polster zu haben, um in die Selbständigkeit zu gehen, oder?

Ja, natürlich. Die Beratung war für mich notwendig, um die Fähigkeiten und die Finanzen zu erlangen. Ich bin ziemlich risikoscheu, und ich brauche meine finanzielle Sicherheit. Mein Stipendieneinkommen und das Geld, das ich in der Beratung verdient habe, haben mir geholfen, das Risiko mit Ameli einzugehen. Es hat mir auch geholfen, mich sicher zu fühlen, weil ich wusste, dass ich mit der Erfahrung und den Fähigkeiten, die ich erworben habe, jederzeit in die Beratung zurückkehren oder andere Jobs finden kann. Wenn etwas passiert, habe ich immer eine Ausweichmöglichkeit. Daran erinnere ich mich immer, wenn ich mich unsicher fühle.

Christina Stahl
Als Berater:in hatte ich dann plötzlich die Möglichkeit, mir alles zu kaufen, was ich wollte, aber nach einer Weile merkte ich, dass ich es zwar kann, aber nicht will.

Kommt es oft vor, dass du dich unsicher fühlst?

Nun, ich erinnere mich, dass ich einmal vergessen habe, meine deutsche Kreditkarte abzubezahlen, und als ich dann versuchte, sie zu benutzen, funktionierte sie nicht. Das war ein stressiger Moment, den ich in der Beratung nie hatte, und ich fühlte mich sehr unsicher. Aber dann habe ich gemerkt, dass es mir gut geht.

Also machst du dir heute keine Sorgen mehr um Geld?

(Lacht) Nein, ich achte jetzt darauf, meine Kreditkarte abzubezahlen, damit ich solche Momente vermeide.

Zürich ist eine reiche Stadt, in der die Leute aus der Branche viel verdienen. Wie fühlt es sich an, in einer Stadt voller Banker eine «Bootstrapped»-Unternehmerin zu sein?

Als ich studierte, hatte ich kein Geld. Als Beraterin hatte ich dann plötzlich die Möglichkeit, mir alles zu kaufen, was ich wollte, aber nach einer Weile merkte ich, dass ich es zwar kann, aber nicht will. Ich habe einige der luxuriösen Dinge erlebt – Fünf-Sterne-Hotels, Michelin-Sterne-Restaurants ... Ich weiss, wie sich dieser Lebensstil anfühlt, und ich weiss, dass ich dieses Leben wieder führen könnte, wenn ich es wirklich wollte. Aber wenn man die Kosten betrachtet und abwägt, was einem wirklich wichtig ist – ich brauche diese ausgefallenen Dinge nicht. Meine Flexibilität und Freiheit sind mir im Moment viel mehr wert. Es geht auch um die Menschen, die mich in dieser Phase umgeben. Neulich hatten wir ein ganz einfaches Abendessen mit engen Freunden, etwas Wein, und wir hatten eine tolle Zeit. Versteh mich nicht falsch, ich mag auch ausgefallene Dinge, aber es ist sehr schön zu spüren, dass man nicht jeden Tag «bourgeois» sein muss.

Christina Stahl
Aber wenn man die Kosten betrachtet und abwägt, was einem wirklich wichtig ist - ich brauche diese ausgefallenen Dinge nicht. Meine Flexibilität und Freiheit sind mir im Moment viel mehr wert.

In Zürich herrscht ein gewisser «Spiesser»-Druck, nicht wahr?

Ja, natürlich. Wenn Gleichaltrige, die zur gleichen Zeit wie man selbst angefangen haben, nun viel mehr Geld verdienen, und wenn man sieht, was für Ferien sie sich leisten können, dann wird man nachdenklich. Es ist leicht, in diesen Vergleich hineingezogen zu werden. Aber ich erinnere mich selbst daran, wie sehr ich meine Arbeit liebe und dass ich nicht bereit wäre, sie jetzt aufzugeben. Eigentlich ist es nicht das Geld, das mich am meisten zum Nachdenken bringt, sondern die freien Wochenenden (lacht). Ich vermisse es wirklich, freie Wochenenden zu haben. Als Unternehmerin habe ich diesen inneren Drang, weiterzuarbeiten. Es ist schwer, aufzuhören.

Du hast deinen Job aufgegeben und Ameli gleich zu Beginn der Pandemie gegründet, wie war das?

Wir begannen im Juni 2020, und damals dachte ich, die Pandemie würde in ein paar Monaten vorbei sein. Ich habe sogar meine Hochzeit für August 2020 geplant. Letztendlich hat es sich für uns als Glücksfall erwiesen, weil wir langsamer angefangen haben, als wir dachten, und so konnten wir am Anfang ohne grosses Aufsehen kleine Fehler machen. Die Pandemie hat auch ungewollt unsere Zielgruppe vergrössert. Am Anfang konzentrierten wir uns nur auf Geschäftsfrauen und Berater:innen, aber jetzt sprechen wir jede Frau mit einem Laptop an. Der hybride Arbeitsansatz ist auf dem Vormarsch, und egal, wo du arbeitest, hast du jetzt wahrscheinlich einen Laptop und nicht nur einen stationären Computer im Büro. Das bedeutet, dass du eine Ameli-Tasche brauchst!

Du hast schon oft gesagt, dass Ameli deine Werte widerspiegelt und du mit deiner Marke etwas bewirken willst. Aber es ist auch ein Geschäft, und es muss Geld generieren. Wie legst du diese Ziele fest?

Wir haben unsere Produktions- und Betriebskosten, und dann haben wir den Endpreis. Dazwischen gibt es eine Gewinnspanne, die es uns ermöglicht, rentabel zu sein und die Gehälter unserer Mitarbeiter:innen zu bezahlen. Wir setzen uns zu Beginn des Jahres Umsatzziele, und unser jetziges Ziel ist die Verdoppelung des Umsatzes im Jahr 2021.

Wir haben einen schlanken Betrieb und versuchen, die Kosten zu senken, wo immer wir können. Mein Mann ist zum Beispiel der Fotograf hinter allen Ameli-Fotos. Gleichzeitig steht die Rentabilität nicht immer im Vordergrund. Wir reinvestieren unser Geld in mehr Produkte, mehr Marketing, mehr Wachstum.

Christina Stahl
Ich möchte, dass Ameli die Rimowa der Business-Handtaschen wird. Immer wenn ich am Flughafen laufe, möchte ich so viele Amelis sehen wie es Rimowas gibt.

Was ist dein Ehrgeiz? Willst du, dass Ameli bis 2025 die Nummer 1 unter den Handtaschen in der Schweiz ist?

(Lacht) Nein, ich möchte, dass Ameli die Rimowa der Business-Handtaschen wird. Immer wenn ich durch den Flughafen laufe, möchte ich so viele Amelis sehe,n wie es Rimowas gibt. Das ist es, was ich mir vorstelle.

Warum, glaubst du, sprechen Frauen so wenig über Geld?

Das ist eine gute Frage. Ich bin von vielen Beraterinnen und Bankerinnen umgeben, also reden wir ziemlich viel über Geld. In meinem weiblichen Freundeskreis habe ich auch eine Veränderung festgestellt: Viele meiner Freundinnen investieren. Aber ja, ich habe oft das Gefühl, dass Frauen schüchtern sind, wenn es um Geld geht, und das Gefühl haben, dass es ihnen an Fachwissen mangelt, während Männer mit allem herausplatzen, was sie denken. Ich denke also, wir müssen gemeinsam selbstbewusster sein.

Investierst du?

Das habe ich, und jetzt investiere ich hauptsächlich in Ameli.

Und wie sieht deine Pensionsplanung aus?

Ich habe die zweite und dritte Säule. Ich teile meine 3A-Strategie 50:50: Ich habe ein konservatives Konto und ein Konto, das die Bank mit einer riskanteren Strategie verwaltet. Und natürlich ist Ameli meine Zukunft und Teil meiner Altersvorsorge. Mein Ziel wäre es, dass das Unternehmen so viel wert ist, dass ich im Ruhestand nicht auf den Staat angewiesen bin und mich selbst finanzieren kann.