Als Geschäftsführerin und Selbstständige trägt die 48-Jährige unterschiedliche Verantwortungen. Im Money Talk erzählt Nina Suma, wie sie die Löhne ihrer Mitarbeitenden festlegt und was sie jungen Führungskräften rät.

Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:48
Beruf:Geschäftsführerin Wellnesstherme Fortyseven, selbstständig als Coach
Einkommen:Genug, dass ich mir viele Wünsche erfüllen kann
Schulden:Hypothek auf Eigenheim
Grösster Ausgabeposten:Am meisten für Self Care (Yoga, Massage, etc.)
Vermögen:Eigenheim, Sparkonto

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Es sind zwiespältige Gefühle. Geld kann sehr beruhigend sein – wenn man es hat. Wenn man zu wenig hat, ist es natürlich eher beunruhigend.

Wir assoziieren mit Geld immer noch, dass jemand Erfolg hat oder sehr viel arbeitet.

Auf der anderen Seite kann Geld auch zu viel Neid führen.

Inwiefern?

Wir assoziieren mit Geld immer noch, dass jemand Erfolg hat oder sehr viel arbeitet. Im Umkehrschluss würde das aber bedeuten, dass man sich schämen muss, wenn man nicht viel Geld hat oder verdient. Das finde ich insofern schade, weil es auch viele Leute gibt, die ohne ihr eigenes Zutun zu Geld gekommen sind. Man muss immer den jeweiligen Hintergrund kennen.

Sprechen Frauen anders über Geld als Männer?

Ich glaube, hier befinden wir uns in einem Wandel. Die Frauen aus der Generation meiner Mutter haben zum Beispiel sicher weniger über Geld gesprochen, als wir es heute tun. Das lag wohl auch daran, dass der Ernährer sehr oft der Mann war.

Das erlebe ich heute nicht mehr so: Je mehr Frauen berufstätig sind und ihr eigenes Geld zur Verfügung haben oder sogar die Ernährerin der Familie sind, desto stärker wandelt sich das Verhältnis zu den eigenen Finanzen.

Man kann nur über etwas sprechen, das man hat. Oder zu dem man einen Bezug hat. Darum spielt Geld auch eine grosse Rolle bei der Gleichstellung der Frau.

Das dürfte auch daran liegen, dass viele Frauen in früheren Generationen gar nicht ihr eigenes Geld verdienen durften.

Das ist so. Man kann nur über etwas sprechen, das man hat. Oder zu dem man einen Bezug hat. Darum spielt Geld auch eine grosse Rolle bei der Gleichstellung der Frau. Und ich finde es super, dass man auch in diesem Kontext mehr und mehr über Geld spricht.

Sprichst du mit deinen Freundinnen über Geld?

Ja, sehr offen. Wenn eine meiner Freundinnen eine neue Stelle sucht, besprechen wir ihre Lohnvorstellungen. Oder wir sprechen darüber, welchen monetären Wert unsere Arbeit hat und dass wir uns nicht unterverkaufen sollten.

Eine Investition muss sich immer rechnen, egal, ob das eine Anschaffung oder die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden ist.

In meinem Bekanntenkreis ist das Thema Geld also auf jeden Fall präsent.

Du bist gleichzeitig Geschäftsführerin und selbstständig: Hast du einen anderen Bezug zu Geld, je nachdem, welchen Hut du trägst?

Eigentlich nicht. In beiden Rollen bin ich der Meinung, dass Geld etwas ist, das man verdienen muss. Und dass es etwas Wertvolles ist, das man nicht einfach nach dem Giesskannenprinzip wieder ausgibt. Eine Investition muss sich immer rechnen, egal, ob das eine Anschaffung oder die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden ist.

Wie stellst du sicher, dass es in eurem Unternehmen keine Lohnunterschiede gibt?

Ganz einfach: Wir haben ein Lohnsystem. Es basiert auf den verschiedenen Funktionen und Anforderungsniveaus. Dort hinein spielen die unterschiedlichen Kompetenzen, die man für die Stelle mitbringen muss. Darüber hinaus zählen einzig und allein die Erfahrungsjahre, die jemand mitbringt. Da ist es total irrelevant, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt. Es kann also durchaus sein, dass bei uns jemand Jüngeres mehr verdient als jemand, der älter ist. Aber dann hat der Lohnunterschied mit der Berufserfahrung zu tun und nicht mit dem Geschlecht.

Bevor du dein eigenes Lohnsystem erarbeiten konntest: Kannst du dich noch daran erinnern, wie du deinen ersten eigenen Franken verdient hast?

Als Teenager habe ich in den Sommerferien in einem Schuhgeschäft gearbeitet. Und ich habe als Kind selber Armbändeli hergestellt und die auf der Strasse verkauft. Ein Stück hat 50 Rappen gekostet, und meinen Bruder habe ich manchmal auch gleich mitgeschleppt (lacht).

Da haben sich bei dir also früh unternehmerische Qualitäten gezeigt. Hat sich der Preis denn gerechnet?

Haha, wahrscheinlich schon. Aber 50 Rappen war ja auch damals nicht viel Geld – ausser für mich als kleines Mädchen natürlich. Und die Erwachsenen waren da spendabel.

Wer hat zu Hause mit dir über Geld gesprochen?

Mein Mami. Sie hat uns auch das Sackgeld gegeben. Wir mussten dafür nichts machen, wir haben aber dafür den Tipp bekommen, nicht gleich alles auszugeben.

Das böse Erwachen gründet meist nicht auf den fehlenden Einnahmen, sondern auf der Überraschung darüber, wie viele Ausgaben auf einen zukommen.

Weil es schliesslich erst nächste Woche wieder Sackgeld gibt. Und dass man sich seine Ausgaben gut überlegen sollte. Diese Glaubenssätze habe ich auch heute noch verinnerlicht: Man gibt kein Geld aus, das man nicht hat.

Als Selbstständige berätst du Führungskräfte. Was ist dein Ratschlag für junge Frauen, die ihre erste Führungsposition antreten?

Legt euch einen guten Plan zurecht und beschäftigt euch auch intensiv mit den Ausgabeposten, nicht nur mit den erwarteten Erträgen. Das böse Erwachen gründet meist nicht auf den fehlenden Einnahmen, sondern auf der Überraschung darüber, wie viele Ausgaben auf einen zukommen.

Holt euch Rat und Unterstützung, gerade, wenn ihr zum ersten Mal einen Businessplan erstellt. Seid euch dafür nicht zu schade.

Zum Schluss nochmal zurück zu dir: Worauf sparst du?

Generell spare ich für unvorhergesehene Ausgaben. Aber ein Traum von mir ist, nach meiner Pension eine Weltreise zu machen. Und vorher mal noch nach Kanada, das wäre schön!

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