Wir fragen Männer, was sonst nur Frauen gefragt werden. Wir wollen damit einen Dialog über Stereotypen in Gang setzen, zum Nachdenken und Schmunzeln anregen, aber auch Toxizität entlarven.

David Biedert ist Familienvater und Fotograf mit einer Leidenschaft für Promis und Events. In den Männerfragen erzählt er, wie er Beruf und Familie unter einen Hut bringt, wie er die Schwangerschaft weggesteckt hat und wie er es geschafft hat, auf seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.

Du siehst etwas mitgenommen aus. Hattest du eine strenge Nacht mit deinem kleinen Sohn?

Die Nacht war eigentlich ganz okay, aber der Morgen war bisher etwas intensiv. Der Tag fängt mit kleinen Kindern ja meistens früh an. Zudem hat mein Sohn bald Geburtstag, und da gibt es noch einiges zu erledigen. Wir schenken ihm eine Kinderküche. Da musste ich heute morgen im Keller noch einiges montieren.

Ach, diese Kindergeburtstage. Da bleibt immer alles an den Vätern hängen ...

(Schmunzelt.) Naja, eigentlich teilen meine Frau und ich uns da sehr gleichmässig auf. Ich bin der Partyorganisator, plane alles und bestelle Getränke. Meine Frau ist fürs Praktische zuständig, sie backt den Kuchen und kümmert sich um die Deko.

David Biedert
Ich habe andere Prioritäten, als mir ein Sixpack anzutrainieren. Ich fühle mich fit und wohl in meinem Körper.

Toll, dass deine Frau so mithilft. Arbeitest du eigentlich schon wieder oder bist du Vollzeit-Papa?

(Stutzt kurz.) Ich habe immer gearbeitet. Ich hatte zwar als Selbstständiger auch Vaterschaftsurlaub, aber mein Sohn wird ja schon zwei Jahre alt. Dieser Urlaub ist dementsprechend eine Weile her. Ich hatte sogar am Tag der Geburt am Nachmittag einen kleinen Auftrag, den ich erledigen musste. Ich bin als Selbstständiger zwar grundsätzlich flexibel, bin aber auch sehr gewissenhaft und nehme meinen Job ernst. Bei mir gibt es nie eine Abwesenheitsmeldung. Ich bin immer erreichbar. Das bin ich meinen Kundinnen und Kunden schuldig. Wir haben uns auch als Familie so organisiert, dass das funktioniert. Dafür gebe ich meiner Frau anderes zurück in anderer Form.

Aha, was denn zum Beispiel?

Ich gehe beispielsweise heute Nachmittag mit meinem Sohn in den Zoo. Wahrscheinlich können die wenigsten Väter, die Vollzeit arbeiten, am Montagnachmittag mit ihrem Sohn einen Ausflug machen. Dieses Privileg habe ich. Dafür arbeite ich auch mal an den Wochenenden. Meine Arbeitszeit richtet sich nach den Bedürfnissen der Kundschaft. Oft ist es so, dass ich vormittags Zeit für mich, Administratives oder die Familie habe und dafür nachmittags und abends arbeite und unterwegs bin.

Wie hast du die Schwangerschaft so weggesteckt? Bist du wieder voll in shape?

Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Schwangerschaft und die Geburt. Von körperlichen Veränderungen habe ich nicht viel gespürt. Auch wenn man sagt, dass Männer in der Schwangerschaft mit zunehmen, war das bei mir nicht der Fall. Ich war und bin recht diszipliniert, mache regelmässig Sport und bewege mich gerne. Das Gewicht war für mich darum kein Thema.

Was machst du, Pilates, Yoga, Bauch-Beine-Po?

(Lacht). Ich mache tatsächlich regelmässig Pilates, aber Power-Pilates. Ich weiss nicht, ob du das kennst, es heisst Booster Transform.

Das klingt spektakulär. Erzähl doch mal.

Man trainiert mit einem Transformer. Das heisst, man macht Pilates-Übungen unter Spannung. Es ist eher so ein Frauending. Männer sind im Training deutlich in der Unterzahl. Von zehn Personen sind vielleicht zwei Männer. Aber ich finde, es ist ein sehr effektives Ganzkörpertraining und auch gut für Körperspannung und Haltung.

Ein Sixpack bekommst du davon aber nicht, oder?

Haha, man könnte davon natürlich schon ein Sixpack bekommen, aber ich habe andere Prioritäten, als mir so eins anzutrainieren. Ich fühle mich fit und wohl in meinem Körper.

Apropos Körper. Welche Problemzonen haben sich bei dir mit dem Alter so entwickelt?

Ich sehe schon, dass ich älter werde. Die Haare werden weniger, und ich bekomme langsam Geheimratsecken. Ich nehme das aber ziemlich locker und kann mit gutem Gewissen altern.

David Biedert
Ich habe noch nie ein Selfie mit einer bekannten Person gemacht. Ich finde es schöner, sie vor der Kamera zu haben.

Du arbeitest ja neben der Familie noch als Fotograf. Oft bist du an grossen Anlässen unterwegs. Wie sehr quält dich vor solchen Aufträgen das Impostor-Syndrom?

Jetzt habe ich dich nicht ganz verstanden. Was meinst du genau damit?

Die Angst zu versagen, alles nicht zu können. Wie oft sitzt sie dir im Nacken? Gerade bei Anlässen hast du ja oft nur diese eine Chance.

Ach so, jetzt verstehe ich. Es stimmt natürlich, bei solchen Anlässen muss alles sitzen. Aber diese Angst, zu versagen, kenne ich nicht. Natürlich bin ich vor gewissen Aufträgen etwas angespannter als vor anderen. Aber wirklich nervös bin ich nicht. Ich sage mir immer: Ich habe das schon so oft gemacht, ich schaffe das. Ich vertraue auf meine Ausrüstung und auf meine Fähigkeiten.

Ach ja?

Ich brauche das sogar hin und wieder, diese One-Take-Momente, wo man nur eine Chance hat. Ich habe immer wieder Aufträge, bei denen ich mit gewissen Personen nur sehr wenig Zeit habe und ein Topergebnis erzielen muss. Ich weiss beispielsweise: Ich habe zehn Minuten mit Michelle Hunziker. Da kann ich nicht lange das Licht testen und alles optimal ausleuchten. Es muss einfach sitzen. Solche spontanen Situationen kann ich gut aufnehmen und umsetzen. Da bin ich stark.

Wie schön, dass sich ein Mann mal so selbstbewusst selbst lobt. Aber wirst du wirklich gebucht, weil du so gut fotografierst, oder eher, weil du die richtigen Beziehungen hast?

Es ist natürlich ein People-Business. Wenn man gewisse Leute kennt, hat man gewisse Vorteile. Die Beziehung zu den entsprechende Kontaktpersonen ist wichtig. Und wenn eine solche Person bei einem Unternehmen, für das ich arbeite, den Job wechselt, dann besteht die Gefahr, dass ich keine Aufträge mehr bekomme. Inzwischen habe ich rund elf Jahre Erfahrung und dadurch ein gewisses Auftreten und einen Leistungsausweis, beides wird in der Corporate-Welt geschätzt. Es ist vermutlich eine Kombination aus Auftreten, Erfahrung, Service und Qualität.

Und Augenaufschlag und Flirttechniken …

(Schmunzelt.) Nein, also mit Flirten hat das nichts zu tun. Ich glaube nicht, dass ich da besonders punkte. Ich habe andere Qualitäten. Beispielsweise bin ich, wie gesagt, immer erreichbar für meine Kundinnen und Kunden. Das wird geschätzt.

David Biedert
Ich mag Harmonie – privat wie auch geschäftlich. Diese Eigenschaft widerspiegelt sich vielleicht auch in meinen Bildern.

Wie geht es dir so damit, dass du als Selbstständiger dein Honorar verhandeln musst? Das fällt euch Männern ja immer sehr schwer.

(Es ist lange still.) Doch, also ich habe da ganz klare Vorstellungen und kommuniziere sie auch. Ich weiss, dass ich nicht der günstigste auf dem Platz Zürich bin, aber ich bin der Meinung, dass meine Preise aufgrund meiner Erfahrung und des Pakets, das ich biete, gerechtfertigt sind.

Das sind klare Worte. Hat das deine Frau mit dir so eingeübt?

Haha, nein. Meine Frau ist sicher eine grosse Unterstützung und Hilfe für mich. Bei schwierigen Situationen tausche ich mich gerne mit ihr aus, bei Verhandlungen und Preisdiskussionen aber eher weniger.

Events, Hochzeiten, Corporate-Stories, Promis. Warum liebst du diese Glitzerwelt, traust du dich nicht an harte Themen ran?

Man kann den Bereich schon als Glitzer und Glamour bezeichnen, aber es ist oft auch ein recht hartes Business. Was wären denn für dich so harte Themen?

Naja, du hättest beispielsweise auch Pressefotograf werden können …

Das stimmt. Aber ich weiss nicht, ob es wirklich anspruchsvoller ist, für eine Agentur Pressekonferenzen zu fotografieren, als an Events unterwegs zu sein oder sich in der Corporate-Welt zu behaupten. Ich finde meine Arbeit durchaus anspruchsvoll, und sie macht mir Spass. Ich glaube, das ist das Wichtigste. Zudem scheue ich mich nicht vor neuen Herausforderungen. Wenn mal ein ganz anderer Auftrag kommt und er mich interessiert, reizt mich auch das. Ich bin da sehr offen.

Bist du ein Fanboy?

Nein, gar nicht. Die Arbeit mit den Prominenten hat sich über die Jahre einfach ergeben. Auch wenn du mir das jetzt vielleicht nicht glaubst, aber es spielt für mich keine Rolle, ob ich Roger Federer fotografiere oder Frau Müller. Ich finde es toll, dass ich mit ganz verschiedenen Menschen zu tun habe. Die Abwechslung macht meinen Job interessant. Und bei Prominenten will ich auch selbst nicht in den Mittelpunkt stehen. Ich habe beispielsweise noch nie ein Selfie mit einer bekannten Person gemacht. Ich finde es schöner, sie vor der Kamera zu haben.

Also doch bescheiden.

Ich weiss nicht, ob das wirklich mit Bescheidenheit zu tun hat. Ich glaube, viele Fotografen denken so. Und es hat auch was mit Professionalität zu tun. Bei meinen Aufträgen wäre es total unangebracht, wenn ich mich da selbst noch in den Mittelpunkt drängen würde.

Ich habe mir natürlich vor dem Gespräch deinen Insta-Account angeschaut. Nette Bilder, super harmonischer Feed. Warum immer diese heile Welt?

(Lächelt leicht pikiert.) Ich kreiere einfach gerne Impressionen für die Community, bei denen man sagt: Da wäre ich jetzt auch gerne. Ich fotografiere deshalb auch selten Menschen, sondern versuche, die Stimmung und den Ort zu transportieren. Mein Ziel ist, dass man sich auch selbst ins Bild setzen könnte. Und ja, mein Feed ist sehr harmonisch. Ich mag Harmonie – privat wie auch geschäftlich. Diese Eigenschaft widerspiegelt sich vielleicht auch in meinen Bildern.