Über Geld spricht man nicht? Falsch. Im Money Talk tun wir genau das. Wir wollen damit einen Dialog über Lohn, Reichtum, Armut, Ungleichheit und Finanzen lostreten. Heute mit Hochzeitsplanerin Lara Flückiger.

Sie spricht darüber, weshalb der Beruf Hochzeitsplaner:in mit einem Imageproblem zu kämpfen hat und wie sie vom Private Banking in die Hochzeitsbranche gefunden hat. Im Gespräch verrät sie auch, wie es für sie als Hochzeitsplanerin ist, die Planung der eigenen Hochzeit in fremde Hände zu legen.

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Finanzieller Hintergrund
Name: Lara Flückiger
Alter: 29
Beruf: Hochzeits- und Eventplanerin
Einkommen: pro Hochzeit/Auftrag im sechsstelligen Bereich
Schulden: keine
Grösster Ausgabeposten: Investitionen ins Business, jährlich im fünfstelligen Bereich
Vermögen: eigenes Unternehmen und Ersparnisse

Du bist Hochzeitsplanerin. Ist Heiraten eine Frage des Geldes?

Es ist sicher eine Frage des Geldes, aber vor allem eine Frage der Prioritäten. Wenn man einen gewissen Lebensstandard hat, ist meist auch die Hochzeit entsprechend ausgerichtet. 

Wie teuer kann eine Hochzeit werden?

Das kann mit 10’000 Franken anfangen – und hochgehen bis zu 500’000 Franken oder sogar mehreren Millionen. Ich richte inzwischen nur noch Hochzeiten im Hochpreissegment aus. Dort ist man schnell bei mehreren Hunderttausend Franken. Trotzdem: Grundsätzlich kann mit jedem Budget eine Hochzeit gemacht werden. 

Kannst du bei Hochpreissegment-Hochzeiten auch mehr Lohn verlangen als bei günstigeren Hochzeiten?

Ja, mein Lohn passt sich dem Gesamtbudget der Hochzeit an. 

Was kostete die teuerste Hochzeit, die du je geplant hast?

Zwischen 500’000 und 600’000 Franken.

Sind die Finanzen überhaupt eine Priorität für deine Kund:innen? 

Auf jeden Fall. Auch bei den Leuten, die viel Geld haben. Alle wollen fürs Geld das bestmögliche Produkt. Niemand möchte zu viel ausgeben.

Also ist eine Hochzeitsfeier doch eine Frage des Geldes?

Also, bei den Kund:innen, die bereit sind, viel auszugeben, ist es keine Frage – denn das Geld dafür haben sie sowieso. Bei ihnen ist der Fokus: Was mache ich mit dem Geld? Aber bei Kund:innen, die nicht so ein grosses Budget haben, ist es eher eine finanzielle Frage. Man hat ein gewisses Budget und muss sich entscheiden: Was mache ich damit? 

Lara Flückiger
In den USA ist Hochzeitsplanerin ein angesehener Job. In der Schweiz muss man sich hingegen erst mal erklären.

Planung und Budget sind ein allgegenwärtiger Teil deines Berufsalltags. Kümmerst du dich gerne um Finanzielles?

Ja. Das war einer der Gründe, warum ich den Job gewählt habe. Ich machte eine Lehre auf der Bank und danach arbeitete ich als Flight Attendant. Ich merkte mit der Zeit, dass mir organisatorische und administrative Tätigkeiten fehlten.

Wie bist du von der Bank über Flight Attendant zur Hochzeitsplanerin geworden?

Ich arbeitete zuerst im Private Banking. Das war mir zu zahlenlastig. Ich wollte ins Ausland, also ging ich als Au-pair nach New York. Meine Gastmutter war Hochzeitsfotografin. Dadurch kam ich in die Welt der Hochzeiten und war beeindruckt. Ich wohnte fast sechs Jahre in den USA und begann dort mit Event Planning. Dann wurde ich Flight Attendant, pendelte zwischen den USA und der Schweiz und baute mir meine Selbstständigkeit als Hochzeitsplanerin auf. Als die Coronapandemie kam, zog ich zurück in die Schweiz.

Bemerkst du einen Unterschied zwischen der Arbeit als Hochzeitsplanerin in der Schweiz und in den USA?

In der Schweiz haben viele – vor allem Männer – den Eindruck «Oh, was für ein schönes Hobby». Erst wenn man ihnen sagt «Ich plane Hochzeiten im sechsstelligen Bereich» nehmen sie die Tätigkeit als Beruf ernst. In den USA ist es ein angesehener Job. In der Schweiz muss man sich hingegen erst mal erklären. Und sich selber verkaufen, weil die Leute denken, sowas macht die nebenbei. 

Was ist deine Lieblingsaufgabe?

Ich mache alles gerne. Der schönste Moment ist aber am Hochzeitstag, wenn nach einem bis zwei Jahren Planung deine ganze Vision fixfertig vor dir steht und du weisst: Das haben sich die Kund:innen so erträumt, und zusammen haben wir es kreiert. Das ist nebst dem ganzen Geld, das die Kund:innen mir bezahlen, der schönste Dank.

Du verdienst Geld durch die Planung eines der bedeutendsten Tage im Leben deiner Kund:innen. Kommt die  persönliche Beziehung in Konkurrenz zu finanziellen Aspekten?

Nein. Ich sage auch immer von Anfang an: Vertrauen und Transparenz sind für mich zentral, und das ist bei diesem emotionalen Job wichtig. Aber am Ende bin ich Dienstleisterin und mache meine Arbeit. Und die wiederum kostet Geld. 

Zahlst du dir einen fairen Lohn aus?

Ja. Und wenn ich einen super Auftrag an Land gezogen habe, gebe ich mir einen Bonus, oder ich gönne mir etwas. 

Nennst du mir eine Zahl?

Eine Designerhandtasche, Wellness oder einen Ausflug mit meinem Mann. 

Lara Flückiger
Wenn ich einen super Auftrag an Land gezogen habe, gebe ich mir einen Bonus.

Hast du Angst, irgendwann zu wenig Geld zu haben?

Ich weiss, dass ich gute Projekte habe. Angst habe ich nicht. Ich vertraue auf mein Können, mein Netzwerk und meine Arbeit. 

Hast du auch privat ein Budget für deinen Alltag?

Das mache ich mit meinem Mann zusammen. Wir heiraten dieses Jahr, und ich plane das genau gleich wie bei meinen Kund:innen.

Planst du deine Hochzeit selbst?

Letztes Jahr haben wir bereits standesamtlich geheiratet. Das war ein grösserer Event, und da habe ich alles selbst geplant. Diesen Sommer folgt nun das grosse Fest in Südeuropa, das drei Tage dauert. Da mache ich zwar die ganze Planung vorab selber, aber vor Ort haben wir eine Hochzeitsplanerin. 

Kannst du als Hochzeitsplanerin die Verantwortung für die eigene Hochzeit gut an jemanden anderen abgeben? 

Ich plane meine Hochzeit bis ins Detail, und die Hochzeitsplanerin wird das ausführen, was ich vorbereitet habe. Ich bin etwas gestresst, weil ich sehr klare Vorstellungen habe, und hoffe, dass sie alles so umsetzt wie geplant. Ich habe darauf geachtet, jemanden zu engagieren, der die gleiche Bildsprache und den gleichen Stil hat wie ich. Ich bin immer positiv und glaube, dass es gut gehen wird.

Durfte dein Ehemann auch mitplanen?

Klar, es ist unsere Hochzeit, und da geht es um uns beide. Das sage ich auch meinen Brautpaaren immer: Die Planung, die Ideen und die Wünsche sollen von beiden kommen.

Du bist Hochzeitsplanerin, dein Mann hingegen nicht. Wie bringt ihr eure verschiedenen Perspektiven unter einen Hut bei der Planung eurer Hochzeit? 

Mein Mann gibt immer super wertvolle Inputs. Ich finde es sehr gut, jemanden an meiner Seite zu haben, der nicht aus der Branche kommt und die Dinge noch einmal aus einer anderen Perspektive sieht. Vor allem bei Themen wie Essen, Getränke und Musik redet er viel mit. Das sind Punkte, die ihm wichtig sind und wo ich ihm gerne den Lead überlasse. Dafür überlässt er mir komplett die Deko, Blumen und all die gestalterischen Details.

Lara Flückiger
Ich streite mit mir selbst über Geld.

Anderes Thema: Was hast du für eine Beziehung zu Geld?

Durch die Lehre auf der Bank habe ich eine bewusste Beziehung zu Geld. Ich finde das sehr wichtig. Geld ist ein Mittel zum Zweck.

Was für finanzielle Leitsätze hast du als Kind mitbekommen?

Mein Grossvater hat noch im Alter von Mitte 90 mit Aktien und Anlagen gehandelt. Er sagte mir, man sollte früh anfangen, Geld anzulegen oder zu sparen. 

Sprichst du im Freundeskreis über Geld?

Ich finde es wichtig, über Geld zu sprechen, aber es sind nicht alle bereit dazu. Das muss man auch akzeptieren. Ich überlege mir im Voraus jeweils: Mit wem kann ich mich über Geld unterhalten, ohne dass es überheblich rüberkommt? Mit Selbstständigen über Geld und neue Aufträge zu reden, ist einfacher als mit Leuten, die angestellt sind. 

Was für einen Geld-Tipp möchtest du der nächsten Generation mitgeben?

Beginne früh zu sparen, auch wenn nur wenig. Beschäftige dich mit Geld und eigne dir Finanzwissen an. Tausch dich aus, besuch vielleicht sogar einen Kurs. 

Investierst du? 

Ich mache beides: sparen und investieren. Wenn man selbständig ist, investiert man ins Business: in die Weiterentwicklung, Weiterbildung, ins Marketing. Ich investiere zudem auch in andere Firmen. Und ich spare, um einen Puffer zu haben.

Wann streitest Du über Geld? 

Selten. Wenn, dann streite ich mit mir selbst über Geld, über Prioritäten und Entscheidungen. Aber mit Leuten zum Glück nicht. Auch mit Kund:innen hatte ich das zum Glück noch nie. Ich hoffe, das bleibt so.