Harrys Ding ist einer der erfolgreichsten Blogs der Schweiz. Warum sich der Familienvater und Gründer Harry Meier für einen Lifestyle-Blog entschieden hat, wie er bei dem ganzen Essen in Shape bleibt und wo Jungs gern brunchen, erzählt er in den Männerfragen.

Zum Start ein Kompliment: Endlich mal ein Mann, der nicht so blumige Texte schreibt. War es schwierig, dir diese klare Sprache anzutrainieren?

(Legt den Kopf schräg, schaut die Interviewerin irritiert an.) Das ist interessant, dass du das sagst. Ich dachte eigentlich immer, dass Frauen eher blumig schreiben. Jetzt bin ich etwas verwirrt. Also, wie darf ich das verstehen? Findest du eine klare Sprache gut?

Ja. Mich überrascht einfach, dass du als Mann so schnörkellos auf den Punkt kommst.

Alles klar (lacht). Mir gefällt eine klare Sprache auch besser. Weil man schreibt, was ist. Das ist auch das Prinzip unseres Blogs. Wir möchten die Restaurants, die wir besuchen, nicht bewerten oder den Leuten sagen, wo sie hingehen sollen und wo nicht. Wir beschreiben einfach, was es da gibt. Wer uns liest, kann sich selbst eine Meinung bilden.

Mit anderen Worten, du willst zu allen nett sein und nicht anecken?

Nein, darum geht es nicht. Heute hat jede:r das Gefühl, er oder sie müsse die eigene Meinung dauernd kundtun und allen sagen, was gut und was schlecht ist. Ich finde, das braucht’s nicht. Ich muss doch niemanden von einem Lokal überzeugen oder jemandem davon abraten. Ich schreibe einfach über Orte, die mich ansprechen, und erzähle, was ich dort erlebt habe. Unser Blog soll eine Inspiration sein.

Harry Meier
Ich sitze jetzt zwar alleine hier bei diesem Interview, aber eigentlich bin ich ja nur das Produkt meiner Frau Carrie.

Gestartet hast du auf deinem Blog mit Beiträgen über Autos, Uhren, Wein und Zigarren. Nicht gerade typische Männerthemen

(Stockt und lacht.) Ja, ja, ganz und gar nicht klassische Männerthemen. Also im Ernst: Als ich mit dem Blog 2007 angefangen habe, waren mir diese Themen nah. Ich war beruflich erst in der Uhren-, dann in der Autoindustrie tätig. Wer sich für Uhren und Autos interessiert, interessiert sich auch für schöne Möbel, Design, Zigarren, gutes Essen, schicke Reisen. Ich bin in diese Szene hineingekommen. Und so kam es, dass ich angefangen habe, über diese Themen zu schreiben. Ich muss aber auch sagen, dass es mir nicht in erster Linie darum ging, über diese Themen zu schreiben. Ich wollte einfach herausfinden, wie man einen Blog macht.

Ein recht kostspieliges Hobby. Hat dir das eine reiche Frau finanziert?

(Lacht.) Ja klar, ich hatte eine reiche Mäzenin. Alleine hätte ich das nicht stemmen können. Spass beiseite: An vielen Orten war ich aus beruflichen Gründen. Diese Reisen und Lunches konnte ich für meinen Blog quasi weiterverarbeiten.

Interessierst du dich auch für harte Themen wie Wirtschaft oder Politik?

Das ist also eine typische Frage, die Frauen zu hören bekommen. Krass. Nun, ich solidarisiere mich vielleicht einfach mit den Frauen, darum widme ich mich den Lifestyle-Themen. Und auch, weil es mich interessiert. Ausserdem: Ich sitze jetzt zwar alleine hier bei diesem Interview, aber eigentlich bin ich ja nur das Produkt meiner Frau Carrie.

Das ist uns auch aufgefallen.

Tatsächlich?! (Lacht.)

Sie macht die Bilder, kümmert sich um Social Media und das Styling. Ich würde sagen, sie zieht die Fäden.

Ja, ganz klar. Wir haben ein Reversed Rolemodel in verschiedenen Bereichen. Meine Frau ist strikt und stark, ich bin eher schwach. Auf dem Blog nimmt man auf den ersten Blick vor allem ihre Arbeit wahr. Sie setzt die Themen, macht die Bilder und das Styling. Sie hat ein gutes Gespür dafür, was ankommt und was im Trend ist. Ich kann an dieser Stelle ein Kompliment an meine Frau aussprechen. Sie bringt mir Themen näher, die ich sonst nicht so auf dem Schirm hätte.

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Sexismus, Mobbing, Lohnungleichheit am Arbeitsplatz? Absolute No-Gos, dennoch nehmen es viele Frauen hin. Das darf nicht sein. Deshalb ist es höchste Zeit für eine Rechtsschutzversicherung von Frauen für Frauen. Wehr dich.

Beispielsweise den Business-Aspekt?

(Blickt die Interviewerin mit grossen Augen an.) Ist das jetzt wieder eine dieser provokativen Fragen? (Lacht.)

Nun ja, der Blog ist ja erst richtig durchgestartet, als Carrie dazu kam.

Das stimmt. Ich bin eher der, der die grossen und wilden Ideen hat, und sie bringt diese auf den Boden und setzt sie um. Sie macht den Realitätscheck. Auch hier sind die Rollen bei uns atypisch verteilt.

Harrys Ding ist mittlerweile einer der erfolgreichsten Food- und Lifestyleblogs der Schweiz. Wie ist euch das gelungen?

Der Erfolg hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Das Erscheinungsbild trägt viel dazu bei. Dann gebe ich mir wirklich Mühe mit dem Text, feile daran und schreibe auch immer wieder mal um, damit er wirklich sitzt. Und schliesslich hat der Erfolg auch damit zu tun, dass ich mit dem Blog 2007 angefangen habe. Durch die lange Historie und dadurch, dass ich technisch immer darauf geachtet habe, was Google im Bereich SEO will, wird Harrys Ding bei Google-Suchen recht weit oben gelistet.

Ich nehme diese klassische Rollenverteilung gar nicht mehr so wahr und glaube auch, sie wird oft nicht mehr so gelebt.

Kommst du klar mit diesem Technik-Kram?

In diesem Punkt ist die Rollenverteilung klassischer. Ich mag Technik und kümmere mich gerne darum. Aber was heisst schon klassisch? Weisst du, diese klassischen Rollenbilder stimmen eigentlich gar nicht.

Was du nicht sagst …

(Schmunzelt.) Das weisst du natürlich. Was ich sagen will, ist: Ich nehme diese klassische Rollenverteilung gar nicht mehr so wahr und glaube auch, sie wird oft nicht mehr so gelebt. Mir wird erst bewusst, dass diese Bilder noch existieren, wenn sie jemand aktiv thematisiert. Wie jetzt beispielsweise in diesem Interview. Ich glaube wirklich, sie sind nicht mehr so wichtig.

Das wäre schön. Aus meiner Erfahrung kann ich dir aber sagen: Dass du mit diesen Bildern nicht konfrontiert wirst, liegt daran, dass du als Mann das Privileg hast, dich solchen Fragen nicht stellen zu müssen.

(Überlegt kurz.) Ja, das stimmt wohl. Ich sehe das auch bei meiner Frau. Sie kommt aus Singapur. Für mich ist ihre Herkunft selbstverständlich und nichts Besonderes. Sie wird aber oft darauf angesprochen, auch auf ihr Äusseres.

Du hast einen zweijährigen Sohn. Unterstützt dich deine Frau bei der Kindererziehung und im Haushalt?

Sie unterstützt mich sehr. Alleine würde ich das nie und nimmer schaffen. Ich arbeite 100 Prozent, und wir betreiben in unserer Freizeit noch den Blog. Ohne meine Frau wäre das alles nicht möglich. Sie kümmert sich tagsüber um unseren Sohn, wenn er nicht in die Kita geht, kocht und organisiert das Wichtigste im Haushalt. Ich bringe ihn jeden Abend ins Bett und übernehme viel am Wochenende.

Wir Männer trinken keine Mimosas, wir trinken Bloody Marys oder Champagner.

Wer passt auf deinen Sohn auf, wenn du Restaurants testest?

Wir machen das oft gemeinsam als Familie, wenn immer möglich am Mittag. Das ist aber eine ziemliche Herausforderung. Carrie macht die Bilder, ich versuche Notizen zu machen, muss aber gleichzeitig den Kleinen bei Laune halten und vergesse dann dauernd wieder, was ich mir aufschreiben wollte. Entspannend ist anders.

Zum Glück kannst du als Mann von Natur aus Multitasking.

Das hab ich inzwischen glücklicherweise gelernt.

Wie lange stehst du vor dem Spiegel, bevor du ins Restaurant gehst?

Gemäss meiner Frau brauche ich doppelt so lange wie sie. Aber ich weiss ehrlich gesagt nicht genau, wie lange das ist. Ich dusche gern ausgiebig, lese noch etwas News im Bad, style meine Haare und ziehe mich dann an. Ich nehme es einfach gerne gemütlich.

Und modisch: Stylst du dich eher sporty, glamourös oder sexy?

(Lacht.) Das variiert natürlich je nach Anlass und Ort. Grundsätzlich mag ich es sportlich-elegant. Ich muss jetzt nochmal sagen: Ich finde es schon recht schräg, was ihr Frauen so alles gefragt werdet.

Wir auch.

Du hast ja eine tolle Figur, trotz des vielen Essens. Zählst du Kalorien oder wie bleibst du in Shape?

Nein, ich zähle keine Kalorien. Mein Rezept ist einfach: Ich mache jeden Tag 100 Liegestützen und ich gehe zweimal pro Woche joggen.

Und was ist dein Beauty-Geheimnis?

Schönheit von Innen. Ich trinke jeden Morgen eine halbe ausgepresste Zitrone mit warmem Wasser. Ich habe das Gefühl, das gibt meiner Haut etwas Elan. Und dann dusche ich regelmässig kalt. Das tut der Haut und dem Kreislauf gut.

Du wirst nächstes Jahr 50. Wie geht’s so mit der Andropause?

(Schaut fragend auf.) Mit der Menopause?

Fast. Die Andropause. Das ist das männliche Pendant der Menopause.

Ach so. Davon spüre ich bisher noch nichts. Aber wer weiss, vielleicht kommt das noch.

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Wenn wir dich schon hier haben, möchten wir natürlich noch ein paar Tipps: Wo ist der beste Ort für Daddys zum Käffelen und Tratschen?

(Lacht.) Das machen Daddys nicht. Aber ich habe einen Tipp für Mamis: Das Modo am Wipkingerplatz.

Wo gibt’s die besten Mimosas für den Sonntagsbrunch unter Jungs?

(Lacht schallend.) Wir trinken keine Mimosas, wir trinken eher Bloody Marys oder Champagner. Empfehlen kann ich da das Baur’s.

Dein Tipp für einen leichten Gentlemens' Lunch?

(Überlegt.) Da würd ich sagen das Hiltl.

Und die beste Bar für eine Boys' Night Out?

Ganz klar die Bar am Wasser.