Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:35
Kinder:2
Ort:Zürich
Beruf:Unternehmerin und Ärztin
Einkommen:150'000 CHF / Jahr
Schulden:keine mehr
Grösster Ausgabeposten:Nahrung CHF 3000.-/Monat

Bist du schon Selfmade-Millionärin?

Noch nicht, aber ich bin auf dem Weg dahin... Ich finde es ein spannendes Ziel. Auch um zu zeigen, dass für uns Frauen alles möglich ist.

Was machst du eigentlich genau als Selbständige?

Ich habe zwei Unternehmen: Das erste ist ein Online-Unternehmen für ganzheitliche Gesundheit, damit unterstütze ich Menschen, ihr Leben gesund zu gestalten und gleichzeitig bilde ich Expert:innen in ganzheitlicher Medizin aus.

Mein zweites, neues Unternehmen ist eine digitale Plattform für Ärzt:innen. Sie hilft ihnen, digitaler zu werden.

Klingt smart.

Ich habe das aufgegleist und ein paar Wochen später fing die Corona-Krise an. Da habe ich genau den richtigen Zeitpunkt erwischt.

Was machst du als Unternehmerin für einen Umsatz pro Jahr?

Das sind ca. 1.6 Millionen Franken pro Jahr. Ich habe vor vier Jahren mein erstes Unternehmen von Null auf gegründet und 2020 das zweite. Seitdem hatten wir ein starkes Wachstum und beide Unternehmen sind nicht fremdfinanziert und profitabel.

Sprichst du gerne über Geld?

Bisher nicht so gerne, aber ich merke, dass es super wichtig ist. Deshalb spreche ich auch mit Frauen darüber. Ich gewöhne mich also langsam daran.

Warum findest du das wichtig?

Es ist wichtig darüber zu sprechen, damit wir Frauen selbstbestimmt leben können. Wenn diejenigen Frauen, die tatsächlich das Wissen über Geld und den Zugang dazu haben, nicht offen darüber kommunizieren, dann sind wir für andere Frauen auch keine Inspiration. Ich habe unter anderem durch meine Mentorinnen gelernt, über dieses Thema offen zu sprechen und es vor allem auch selbstbewusst in die Hand zu nehmen, Wissenslücken zu füllen und aktiv zu werden. Wenn wir das Tabu nicht brechen, geben wir das Gefühl, dass Geld etwas Schmutziges ist, über das Frauen nicht sprechen sollten, an Generationen von Frauen und Mädchen weiter.

Was schlägst du also vor?

Wenn wir wirklich Gleichberechtigung wollen, ist es wichtig, dass wir diesen Teil der Bildung der Frauen und Mädchen nicht auslassen und dass wir unsere Finanzen nicht einfach unseren Männern, Herkunftsfamilien oder dem Staat überlassen und darauf vertrauen, dass sie sich schon kümmern. Eigenverantwortung ist so wichtig und wird einfacher, wenn wir Vorbilder haben.

Was für Gefühle löst Geld bei Dir aus?

Es ist vielleicht ein Zufall, aber ich habe für mich das Jahr 2021 zum Jahr des Geldes erklärt. Ich habe Geld gegenüber gemischte Gefühle: Zum einen bin ich neugierig und wissensdurstig, wie Geld funktioniert, zum anderen bin ich manchmal damit überfordert. Früher war ich immer etwas nervös, ob ich genug habe. Jetzt überlege ich, was ich damit alles Sinnvolles gestalten kann.

Janna Scharfenberg
Es ist für mich ein Erfolgsparameter, wenn ich Geld weitergeben kann.

Und, was willst du damit machen?

In der anfänglichen Aufbauphase standen meine beiden Unternehmen und eine gewisse Absicherung für meine Familie im Vordergrund, zugleich ist das “Weitergeben” aber auch ein fester Wert meiner Unternehmensphilosophie. Je mehr meine Unternehmen wachsen, desto mehr kann ich geben. Es ist für mich ein Erfolgsparameter, wenn ich Geld weitergeben kann, sei es an soziale Projekte, an andere Unternehmerinnen oder an Privatpersonen, die ich unterstütze.

Wo engagierst du dich?

Ich bin sehr engagiert für verschiedene soziale Projekte, welche die Bildung von Frauen unterstützen und für sie eine Lebensgrundlage schaffen. Privat helfen wir beispielsweise auch jungen Frauen, dass sie studieren oder schlicht ihr Leben bestreiten können. Das motiviert mich, weiter zu wachsen. Und natürlich ist es mir wichtig, dass wir für unsere Kund:innen da sein und ihre Gesundheit verbessern können. Diese ist ja unbezahlbar.

Du sagst, dass du selbst genug hast, seit wann denkst Du so?

Wir sind relativ genügsam, wir reisen am liebsten in unserem Campervan. Es ist von allem genug da. Mein Partner und ich sind beide selbständig. Der grösste Luxus ist für uns Zeit. Geld möchten wir auf der Seite haben, falls ein Kind studieren möchte oder damit wir einen Notfall abfedern können. Ich bin weit gereist und weiss, dass wir hier so privilegiert sind. “Genug” ist so schnell erreicht. Es deckt unsere Grundbedürfnisse und vieles mehr.

Wer hat ein Interesse daran, dass Geld für Frauen negativ wahrgenommen wird?

Ich möchte nicht sagen, “die Männer”, das wäre unfair und vereinfachend. Aber es ist gesellschaftlich bequemer, wenn Frauen nicht zu selbstbestimmt auftreten und unabhängig sind, weil sie so natürlich nichts fordern!

Jede Frau und jede Familie soll selbstverständlich ihr eigenes Modell leben dürfen. Aber ich frage oft nach, wie die Frauen, die sehr lange Care-Arbeit geleistet haben, das mit der Altersvorsorge regeln? Viele kümmern sich gar nicht darum. Ich finde den Gedanken schwer erträglich, dass diese Frauen die schwerste und wichtigste Arbeit für die Gesellschaft übernehmen und am Ende in die Altersarmut rutschen.

Wurdest du auch schon schlechter bezahlt als ein Mann für die gleiche Arbeit?

Ich persönlich nicht, da ich schon lange Unternehmerin bin. Ich beobachte allerdings bei Freelancern, dass Männer immer höhere Offerten stellen als Frauen. Frauen bringen oft die emotionale Komponente mit ins Spiel, sie sagen: «es macht mir ja Spass» und dann verkaufen sie sich unter ihrem Wert. Ich wünsche mir mehr weibliche Unternehmerinnen.

Janna Scharfenberg
Wir müssen das Bild vom älteren Unternehmer im Anzug in der Chefetage eliminieren.

Weshalb?

Unternehmerinnen schaffen eine andere Kultur, sie sind andere Vorbilder. Indem Frauen unternehmerisch tätig sind, verändern sie viel, auch ohne, dass sie bewusst etwas machen. Sie müssen sich nicht der männlichen Führungskultur anpassen, damit sie überleben im Job. Als Unternehmerinnen können sie freier und anders führen. Das sind nicht nur für Mädchen wichtige Vorbilder, sondern auch für Jungen. Wir müssen das Bild vom erfolgreichen, älteren Unternehmer im Anzug in der Chefetage eliminieren und neue Vorbilder schaffen.

Stresst Dich Geld?

Es stresst mich grundsätzlich nicht, aber es macht mich manchmal nervös, da mein Unternehmen und mein Umsatz so schnell gewachsen sind, dass ich das Gefühl habe, dass ich mit meinem Wissen hinterherhinke. Ich muss noch mehr über finanzielle Strukturen in einem Unternehmen und auch für mich privat lernen - ein komfortables Problem.

Wie investierst Du? Du hast auch Bitcoin?

Ja, ich habe etwas investiert in Bitcoin, Solana und Ethereum, aber stehe da noch ganz am Anfang. Ich investiere hauptsächlich in ETF und ein paar Einzelaktien.

Welche?

Für mich ist Nachhaltigkeit und eine gewisse Begeisterung für den Titel wichtig. Entweder muss mich das Unternehmen persönlich interessieren oder die Strategie, daher interessiere mich auch für euer Aktien-Basket mit der Migrosbank.

Was würdest Frauen raten, die sich selbständig machen wollen?

Macht es! Bitte sofort. Natürlich musst du den Mut haben, es kann ein Riesenschritt sein, aber man kann selber entscheiden, ob es gleich ein absoluter Sprung ins kalte Wasser sein soll, oder ob man das etwas langsamer angeht. Für mich war die Selbständigkeit die beste Entscheidung meines Lebens.

Warum?

Weil sie viel Selbstbestimmung und persönliche Entfaltung mit sich bringt. Man kann auf so vielen Ebenen Dinge verändern, die man will. Ich gestalte mir mein Leben so, wie es für mich stimmt und habe viele Freiheiten für meine Familie und mich selbst. Inhaltlich kann ich viel Positives für unsere Gesundheit bewirken. Das macht mich stolz und dankbar. Ich kann meine Mitarbeiterinnen gut bezahlen, ihnen lange Elternzeit geben und meine Wünsche an eine Gesellschaft auf Mikroebene umsetzen.

Sehr sympathisch, danke für das Gespräch, liebe Janna!