Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
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SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:64
Kinder:2
Beruf:Pensionärin, vorher Sozialarbeiterin, Kauffrau und Medizinische Praxisassistentin
Einkommen:AHV und Pensionskasse
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Anteil Wohnkosten (bei Hauseigentum)
Vermögen:Die Hälfte der PK angelegt und gut bestückte 3. Säule

Welche Assoziationen und Gefühle löst Geld bei dir aus?

Als Erstes sicher positive Gefühle, weil ich zusammen mit meinem Mann genug Geld habe. Ich habe einen guten Lebensstandard, deshalb sind Finanzen für mich kein belastendes Thema. Dank meiner Buchhaltung und dem System dahinter habe ich meine Finanzen auch gut im Griff. Aber ich habe schon das Gefühl, dass ich als Frau nicht so frei über Geld sprechen darf wie ein Mann – das habe ich vor allem bei den Lohnverhandlungen im Verlauf meines Berufslebens gemerkt. Ich glaube, dieses Gefühl kennen viele Frauen aus meiner Generation: Man will nicht geldgierig wirken.

Woher kommt dieses Gefühl?

Als junge Frau habe ich eine Ausbildung zur Arztgehilfin gemacht. Mir war schon klar, dass ich mit diesem Beruf nicht viel Geld verdienen werde. Das war aber auch gar nicht wichtig, denn als junge Frauen arbeiteten wir damals nicht fürs Geld. Wir wollten eine Aufgabe haben, die uns Freude macht. Man hat sich das wohl nicht bewusst zugestanden, aber wir wussten, dass wir halt einfach die Zweitverdienerinnen sein werden und die Familienarbeit vor allem bei uns Frauen liegen würde. Es war wichtiger, dass wir einen Mann heiraten, der gut verdient. Das ist heute zum Glück kein Thema mehr für die jungen Frauen, oder sicher viel weniger. Auch meinen Töchtern ist ihre finanzielle Unabhängigkeit sehr wichtig.

Warum fällt es uns so schwer, über Geld zu sprechen?

Das frage ich mich auch. (Überlegt lange.) Eigentlich kann ich diese Frage nicht schlüssig beantworten. Wenn ich über Lohnverhandlungen nachdenke, könnte es daran liegen, dass ich diese in meiner beruflichen Laufbahn meistens mit Männern geführt habe. Damals schwang oft das Gefühl mit, dass ich als Frau zuerst einmal etwas leisten muss, bevor es mehr Geld gibt. Das prägt sich schon ins eigene Denken ein: «Ich verdiene das eigentlich nicht, oder noch nicht.» Und das führt natürlich dazu, dass man nicht gerne darüber spricht.

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Sprichst du in Frauenrunden über Geld?

Mit meinen Töchtern tausche ich mich immer mal wieder über Geldangelegenheiten aus. In meinem beruflichen Umfeld waren die Themen Geld und Lohn eher heikel. Ich erinnere mich nur an ein einziges Lohnvergleichsgespräch mit einer jungen Frau, die mir vermittelte, dass sie keine Scheu hat, einen für sie angemessenen Lohn einzufordern. Auch aus den Medien und sozialen Netzwerken stelle ich bei der jüngeren Generation einen Wandel fest: Man spricht viel offener und selbstbewusster über Geld und das Gehalt. Auch mit anderen Pensionärinnen kann ich über Geld sprechen. Es ist einfacher, über die Rente zu sprechen als über den Lohn.

Warum ist das so?

Ich glaube, weil die Rente nicht mehr an deine berufliche Leistung gebunden ist. Jedenfalls nicht so stark wie im Berufsleben. Wie viel Geld du von der AHV bekommst, sagt weniger über dich aus als dein Erwerbslohn.

Aber die AHV-Rente wird ja auch von deinem früheren Einkommen beeinflusst.

Das stimmt, aber wenn du eine tiefe AHV-Rente hast, kannst du das immer noch damit begründen, dass du früher viel Teilzeit gearbeitet oder Kinder betreut hast, was ja auch richtig ist.

Wie findest du das denn, dass die AHV-Rente aufgrund von Teilzeit und Kinderbetreuung tiefer ausfällt?

Es gibt ja die Betreuungsgutschriften als kleinen Ausgleich für die fehlende Erwerbsarbeit während der Kinderbetreuung. Aber die machen den Braten natürlich nicht feiss. Wir haben bei der AHV einen klaren Missstand, vor allem bei Verheirateten. Das Problem ist die Plafonierung bei 150 Prozent, die schlägt bei meinem Mann und mir jetzt voll zu.

Warum?

Mein Mann kam erst mit Ende 20 in die Schweiz und bezahlte erst im Alter von 28 in die AHV ein. Er hat zwar immer sehr gut verdient, bekommt heute aber nur 80 Prozent der maximalen Rente. Ich übrigens auch, weil ich immer nur Teilzeit gearbeitet habe. Diese beiden Teilrenten werden aber auch bei 150 Prozent plafoniert. Es ist nicht nur so, dass die maximale AHV-Rente von derzeit 2‘390 Franken bei 150 Prozent plafoniert ist. Mein Mann bekommt darum 400 Franken weniger Rente, seit ich auch AHV beziehe.

Judith
Wir haben bei der AHV einen klaren Missstand, vor allem bei Verheirateten. Das Problem ist die Plafonierung bei 150 Prozent, die schlägt bei meinem Mann und mir jetzt voll zu.

Krass.

Ja. Der Gesetzgeber denkt halt, dass man als Paar günstiger unterwegs ist, als wenn man alleine lebt. Das kann ich nachvollziehen. Aber dass Teilrenten auch plafoniert werden, ist für mich nicht mehr begründbar.

Du hast auf dem Sozialamt gearbeitet und auf der Gemeinde die Zusatzleistungen betreut. Hat dein Job dein Verhältnis zu Geld verändert?

Ja, definitiv. Ich bin seither noch stärker der Meinung, dass wir grösstenteils selber für unsere Altersvorsorge verantwortlich sind. Zusatzleistungen sind wichtig und können die AHV und PK ergänzen für diejenigen, die zu tiefe Renten haben. Es ist absolut notwendig, dass es diese Möglichkeit gibt. Aber ich habe auch erlebt, dass Eltern ihren Kindern ihr Vermögen verschenken und danach Zusatzleistungen beantragen.

Warum?

Sie wollen ihr  erspartes Geld nicht für die eigenen Pflegekosten ausgeben. Das führt dazu, dass der Staat einspringen und diese Kosten übernehmen muss. Natürlich gibt es diesbezüglich Regulierungen: Man schaut das Vermögen aus den letzten Jahren an, und wenn man sieht, dass grosse Beträge fehlen, die nicht plausibel begründet werden können, dann werden sie als hypothetisches Vermögen angerechnet.

Was passiert dann?

Das kann dazu führen, dass jemand keinen Anspruch auf Zusatzleistungen hat und deshalb auch im Alter noch in die Sozialhilfe rutscht. Mir war es bereits bei meiner Scheidung wichtig, Selbstverantwortung zu übernehmen und meinen KV-Abschluss zu machen, der mir die Möglichkeit der Weiterbildung im Sozialbereich bot und damit eine solide finanzielle Situation.

Und wo liegt bezüglich Vereinbarkeit und finanzieller Unabhängigkeit von Frauen die Verantwortung beim Staat?

Da haben wir sicher noch Luft nach oben. Die familienergänzende Betreuung ist für viele Familien immer noch zu teuer. Viele Frauen verdienen gerade so viel, wie sie für die Kita ausgeben müssen. Hier müsste der Staat noch mehr unterstützen, damit eben nicht nur die akademisch ausgebildeten Frauen mit guten Gehältern, sondern auch die Frauen im tieferen Lohnsegment in der Lage sind, sich diese Angebote leisten zu können. Es ist aber auch die Wirtschaft gefordert. Die Lohngleichheit ist noch nicht umgesetzt, und Kaderstellen können oft nur mit einem 100-Prozent-Pensum besetzt werden, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschwert. Ich höre von Männern und auch von Frauen in Kaderstellen, dass sie ihr Pensum gerne reduzieren möchten, mit der Konsequenz, dass sie bei gleicher Verantwortung und Leistung einfach weniger verdienen.

Judith
Ich bin der Meinung, dass wir grösstenteils selber für unsere Altersvorsorge verantwortlich sind.

Wer hat mit dir zu Hause über Geld gesprochen?

Meine Mutter hat daheim das Geld verwaltet. Sie war Hausfrau, und mein Vater hat Vollzeit gearbeitet. Sie hat zwar nicht eine so gute Buchhaltung geführt wie ich heute, aber sie hatte es auch sehr gut im Griff. Wir haben nie Schulden gemacht und immer nur so viel oder ein bisschen weniger Geld ausgegeben, wie wir hatten. Nicht über den eigenen Verhältnissen leben, das war ein wichtiges Credo. Und wenn man etwas anschaffen wollte, dann musste man zuerst sparen, wenn das Geld nicht vorhanden war. Diesen Leitsatz habe ich bis heute beibehalten und auch meinen Töchtern so weitergegeben.

Wie hast du deinen eigenen ersten Franken verdient?

Beim Babysitten, da war ich etwa 12 Jahre alt. Wie viel das war, das weiss ich aber nicht mehr.

Wann streitest du über Geld?

Streiten würde ich das nicht nennen, aber heftig verhandelt habe ich bei der Scheidung von meinem ersten Mann. Wir hatten damals zum Glück eine gute Anwältin und einen guten Anwalt, die konsensorient vermittelt haben.

Worüber habt ihr verhandelt?

Es ging um die Höhe der Alimente für mich und meine Kinder, die waren bei der Trennung noch ganz klein: Zwei Jahre und sechs Monate. Es war also klar und berechtigt, dass ich auch für mich Frauenalimente brauche, weil ich nicht sofort wieder arbeiten konnte. Die familienergänzende Betreuung war damals noch nicht so gut ausgebaut wie heute.

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Hat es sich gelohnt?

Ja, es hat sich gelohnt, für mich einzustehen. Auch meine Kinder haben davon profitiert, dass ich in den ersten Jahren nach Trennung nicht arbeiten musste und ihnen Stabilität vermitteln konnte. Ich habe meine Erwerbsarbeit wieder aufgenommen, als meine jüngere Tochter drei Jahre alt war. Das gab uns finanziell schon etwas mehr Spielraum.

Welche Kompromisse musstest du eingehen?

Ich musste mich bereit erklären, eine Untermieterin bei uns aufzunehmen, obschon die Miete der Familienwohnung in einem durchschnittlichen Rahmen war. Aber die Viereinhalbzimmer-Maisonettewohnung bot sich mit den beiden Bädern halt für eine Untermieterin an. Dadurch konnte die Miete der Wohnung für die Berechnung der Alimente reduziert werden.

Als Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern und einer Untermieterin – wie war diese Zeit für dich?

Es war nicht immer möglich, eine geeignete Person zu finden, was mich schon stresste. Einmal hatten wir mit einer jungen Frau Glück, die sich sehr gut in unseren Haushalt einfügte. Sie absolvierte eine Ausbildung als Kindergärtnerin und hatte einen guten Zugang zu meinen Kindern. Sie ermöglichte mir, abends auch mal wegzugehen. Und danach wohnte meine Freundin drei Jahre mit uns, weil sie nochmals eine Ausbildung machte. Das war natürlich eine ganz tolle Lösung.

Wie lange habt ihr so gelebt?

Etwa zehn Jahre lang. Dann habe ich mit meinem jetzigen Mann eine Patchworkfamilie gegründet.

Und in deiner aktuellen Beziehung, welche Rolle spielt Geld?

Mit meinem Mann ist das Geld auch nie ein Streitpunkt. Mir ist es ganz wichtig, meine persönlichen Fixkosten aus meinen eigenen Einkünften zu finanzieren. Auslagen, die darüber hinausgehen, zum Beispiel Ferien oder Anschaffungen in Haus und Garten, diskutieren mein Mann und ich gemeinsam. Und letztlich ist er es, der sie finanziert. Im Prinzip sind diese finanziellen Abgrenzungen hypothetisch, weil wir der Errungenschaftsbeteiligung unterstellt sind, und mein Mann sieht das alles auch nicht so eng. Aber ich selber empfinde das grosse finanzielle Ungleichgewicht zwischen ihm und mir als nicht ganz unproblematisch, auch wenn es mir einen höheren Lebensstandard beschert.

Das Bundesgericht dreht die Schraube für Frauen an, die in der Ehe vor allem Hausfrau waren. Sie sollen weniger lang Alimente erhalten. Wie findest du das?

Ich finde diese Bundesgerichtsurteile im Grundsatz richtig. Für Frauen, die heute heiraten, sind diese Urteile ein wichtiges Zeichen. Man muss sich wirklich bewusst sein, dass die Ehe keine finanzielle Absicherung fürs Leben ist. Ich finde das richtig, es stärkt ja auch die Frauen, wenn sie von Beginn weg finanziell so selbstständig wie möglich sind.

Und was ist mit den Frauen, die heute direkt von diesen Urteilen betroffen sind?

Die 45er-Grenze finde ich schon ziemlich weit oben angesetzt. Wenn eine Frau vor 20 Jahren geheiratet hat und immer Hausfrau war, wird für sie der Einstieg ins Berufsleben unter den heutigen Umständen eher schwierig. Ich finde es wichtig, dass man im Scheidungsprozess die individuelle Situation und die Perspektiven der Frau berücksichtigt. Eine rigide Altersgrenze von 45 erachte ich nicht als sinnvoll. Es war damals auch eine andere Zeit, als sie sich entschieden haben, Hausfrau zu sein. Und das darf man nicht bestrafen. Diese Frauen sollen nicht büssen müssen für etwas, das früher halt normal war.