Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
Hintergrund
Alter:51
Kinder:0
Ort:Zürich
Beruf:Begleiterin, Domina, Escort, Beraterin
Einkommen:24'000 bis 96'000 Franken pro Jahr aus der GmbH, Jahreslohn 14'400 bis 16'800 Franken
Schulden:keine
Vermögen:ein Haus in Frankreich (wird verkauft und in die zweite Säule investiert), ein Sparkonto aus der Zeit als Geschäftsfrau

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit. Ich schlafe besser, wenn ich im laufenden Monat genug verdient habe. Und zwar mit den Kunden, die schon bei mir waren – nicht mit denen, die erst noch kommen. Ich fange jeden Monat bei null an, das tut manchmal schon weh. Das Unternehmen, das ich vor meiner Selbstständigkeit führte, war sehr erfolgreich. Ich hatte einen Gastronomiebetrieb in Frankreich mit 37 Angestellten. Darum bin ich heute noch eine gute Gastgeberin.

Geld ist für mich …

… Mittel zum Zweck, aber es macht mich nicht glücklich. Das habe ich in den letzten zwei Jahren immer wieder gemerkt. Kunden von mir, die steinreich sind, sitzen bei mir auf dem Sofa, und ich bin quasi ihre Psychologin. Die haben zwar viel Geld, aber sonst nichts: Keine Freunde, nichts, was sie wirklich erfüllt im Leben. Wenn man nur dem Geld nacheilt, wird man unglücklich.

Frauen sprechen lieber über den eigenen Tod als über Geld, warum ist das so?

Was mein Milieu angeht, kann ich sagen, dass sich Frauen schnell reduziert fühlen, wenn Männer mit ihnen über Geld sprechen. Weil es dann schnell in die Richtung geht: Ich bezahle dich, leg dich hin, ich sage dir, was du zu tun hast. Man wird degradiert, es ist ein erniedrigendes Gefühl. Ich denke mir dann jeweils: Leg das Geld doch mal zur Seite, es geht um mich als Mensch!

La Caroline
Kunden von mir, die steinreich sind, sitzen bei mir auf dem Sofa, und ich bin quasi ihre Psychologin.

Sprichst du in Frauenrunden über Geld?

Ja, sehr oft. Es ist wichtig für mich, über Geld zu sprechen. Viele Frauen sind wie ich auf jeden Kunden angewiesen, das Thema Geld ist schwierig in unserem Milieu.

Worüber unterhaltet ihr euch sonst noch?

Wir verkaufen Dienstleistungen, und viele von uns sind selbstständig. Klar geht es also oft ums Geld in unseren Gesprächen; aber eben auch darum, was damit verbunden ist. Hinter dieser Dienstleistung steht ein Mensch, und auch unsere Kunden sind am Ende vom Tag einfach Menschen. Und jeder Mensch braucht Liebe und Geborgenheit. Das ist für mich viel, viel wichtiger als Geld.

Wie zeigst du Liebe?

In der Pandemie habe ich mein Haus für alle diejenigen geöffnet, die ein Zuhause brauchten. Die sich einsam fühlten. Ich habe Soirées veranstaltet, wir haben zusammen gegessen, viel über unsere Gefühle gesprochen, uns ausgetauscht. Und ab und zu haben wir auch ein bisschen, naja, gespielt zusammen. Ich habe für diese Abende nie Geld genommen, darum ging es mir absolut nicht. Ich bin heute deshalb reich an Menschen in meinem Leben, und ich bin sehr glücklich, nicht weil ich Geld habe, sondern weil ich diese Menschen kenne. Daraus sind übrigens gerade mit Frauen sehr wichtige Verbindungen entstanden.

La Caroline
Jeder Mensch braucht Liebe und Geborgenheit. Das ist für mich viel, viel wichtiger als Geld.

Das musst du genauer erklären.

Ich finde, die weibliche Sexualität ist noch nicht so befreit, wie sie sein könnte. Es kommen immer wieder Frauen zu mir – auch ausserhalb des Milieus – die noch nie einen Orgasmus hatten. In unregelmässigen Abständen veranstalte ich darum bis heute solche Frauenabende, an denen ich ihnen beibringe, wie sie selber Lust erleben können. Das mache ich übrigens auch kostenlos. Mir geht es an diesen Abenden um die Verbindung zu den Menschen.

Wie hast du dein erstes eigenes Geld verdient?

Ich musste schon früh arbeiten und meinen Eltern helfen. Mit 14 begann ich die Ausbildung in ihrem Gastronomiebetrieb, ich habe die ganze Woche gearbeitet. Eigentlich wollte ich Anwältin werden, aber meine Eltern haben das nicht toleriert. Für sie war immer klar, dass ich im Familienbetrieb mithelfe und nicht studieren gehe. Unter der Woche habe ich also im Restaurant meiner Eltern gearbeitet, und am Wochenende habe ich an Volksfesten gejobbt. Das habe ich sehr früh verstanden: Wenn ich nicht selber arbeite, dann kommt das Geld nicht einfach so zu mir. Ich habe von meinen Eltern kein Taschengeld bekommen.

Wer hat mit dir zu Hause über Geld gesprochen?

Geld war bei uns zu Hause ein grosses Thema. Jeden Sonntag habe ich mit meiner Maman das Geld gezählt. Seit ich klein bin, kenne ich nur Bargeld. Das hat sich auch in meinem Job als Begleiterin bewährt: Ich nehme nur Cash von meinen Kunden, wie praktisch alle anderen Frauen aus dem Milieu. Nur so kannst du dir sicher sein, dass sie auch wirklich bezahlen. Das wurde mir übrigens zum Verhängnis, als ich in die Schweiz gezogen bin.

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Wie meinst du das?

Man muss sich vorstellen: Ich habe eine GmbH, aber ich bezahle praktisch meine gesamten Einnahmen bar ein. Zuerst war ich kurze Zeit Kundin bei einer grossen Bank hier in Zürich. Die haben mich abgelehnt, weil ich nur Bargeld hatte. Die fanden das seltsam und sahen mich nicht als seriöse Unternehmerin. Ich habe in der ganzen Schweiz genau eine einzige Bank gefunden, die mich aufnehmen wollte: die AEK-Bank in Thun.

Hast du einen Leitsatz, wenn es um Geld geht?

Ich kann nur wiederholen: Geld macht nicht glücklich. Ich habe diese Erfahrung mehrmals gemacht. Meine Kindheit war nicht so schön, meine Eltern haben immer nur gearbeitet, und ich konnte nicht viel Zeit mit ihnen verbringen. Vor Kurzem ist meine Mutter gestorben, da habe ich zu meinem Vater gesagt: Siehst du, jetzt ist Maman gestorben, und hier stehen die Häuser, die euch gehören – und das ist alles, was bleibt. Nur wegen des Scheissgeldes! Und auch in Bezug auf Gesundheit habe ich auf die harte Tour gelernt, dass Geld dir nicht hilft.

Was meinst du?

Ich hatte dreimal Krebs und einen Herzinfarkt und musste mich deshalb schon 16 Operationen unterziehen. Unter anderem wurde mir die Gebärmutter entfernt. Ich habe damals zum Arzt gesagt: Bitte mach mich schnell wieder gesund, ich muss wieder arbeiten können. Er sagte zu mir: «Sie könnten mir hier und jetzt einen Koffer voller Geld hinstellen, ich kann trotzdem nicht mehr machen.» Da ist mir ein Licht aufgegangen, und seither habe ich ein ganz anderes Verhältnis zu Geld.

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Stresst dich Geld?

Nein, gar nicht. Geld kann dich nicht töten, diesbezüglich bin ich sehr cool. Und auch für Schulden oder so gibt es immer irgendeine Lösung.

Wann streitest du über Geld?

Nie. Ich habe dafür keinen Grund. Ich habe auch schon einen Kunden wieder weggeschickt, weil wir einen Disput hatten. Bei uns in Frankreich haben wir den Spruch: Die Welt wird regiert von Geld und Sex; der Mann hat das Geld, und die Frau muss meistens hinhalten. Aber zum um Glück ist es nicht immer so! Warum sollte ich also über Geld streiten?

Für was sparst du?

Für nichts. Ich lebe heute, ich weiss nicht, was morgen ist. Meine Geschichte hat mich das gelehrt. Ich lebe jeden Tag so, als wenn es mein letzter wäre. Ich liebe mich selbst, ich warte nicht, bis ein Mann kommt und mir sagt, dass er mich liebt.