Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
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SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:49
Ort:Appenzell Ausserrhoden
Beruf:Medienunternehmerin
Schulden:Nicht einen Rappen, noch nie gehabt
Vermögen:Netzwerk, Kryptowährungen, Aktien, Kunst, Oldtimer-Fahrzeuge, Immobilien, ETFs, Fonds

Die Medienunternehmerin gründete 2007 die Plattform «Ladies Drive» – ein Jahr vor der grossen Finanzkrise. Die Entscheidung, sich ohne Investor:innen selbstständig zu machen, bereut sie bis heute aber nicht.

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Ich pflege einen sehr liebevollen Umgang mit Geld, geprägt von heiterer Gelassenheit. Geld muss man genauso gern haben wie andere schöne Sachen im Leben, damit es gern bei einem ist. Wenn ich Geld ausgebe, dann winke ich ihm zum Abschied und sage: Du kommst ja bald wieder zurück zu mir und bringst ein paar Freunde mit! Das ist natürlich eine etwas holistische Art und Weise, mit Geld umzugehen. Aber man darf Geld nicht total doof finden. Warum sollte man sonst Geld verdienen? So gesehen kann Geld auch ein spiritueller Lehrer sein.

Hattest du schon immer einen so gelassenen Umgang mit Geld?

Nein. Ich komme nicht aus einem reichen Elternhaus, habe kein Vermögen von irgendeinem Onkel geerbt und auch keinen reichen Mann geheiratet. Alles, was ich heute habe, habe ich mir selber erarbeitet. Ich habe lange gedacht, wenn ich erst mal dies oder jenes besitze und so und so viel Geld auf dem Konto habe, dann ist alles gut. Bis ich gelernt habe, dass ich Geld loslassen muss, damit es zu mir zurückkehren kann – wie die Liebe, wie Menschen auch.

Wann hast du dein erstes eigenes Geld verdient?

Ich habe mit 15 Jahren neben der Schule angefangen, beim Radio Hochrhein Antenne 3 und später fürs Schweizer Fernsehen oder Radio Argovia zu arbeiten. Diese Nebenjobs habe ich auch während dem Studium beibehalten. Dadurch hatte ich, verglichen mit meinen Komiliton:innen, natürlich viel mehr Geld zur Verfügung. Teilweise habe ich siebzig bis achtzig Prozent gearbeitet und nebenher studiert. In dieser Zeit ging ich nach der Frühschicht an die Uni oder sass abends nach den Vorlesungen noch im Radiostudio. Damals hatte ich einen sehr gelassenen Umgang mit Geld, weil einfach immer genug da war. Stressiger wurde es dann am Anfang meiner Selbstständigkeit.

Sandra-Stella Triebl
Ich komme nicht aus einem reichen Elternhaus, habe kein Vermögen von irgendeinem Onkel geerbt und auch keinen reichen Mann geheiratet. Alles, was ich heute habe, habe ich mir selber erarbeitet.

Warum?

Mein Mann Sebastian und ich haben das Unternehmen gemeinsam gegründet, damals war ich 31. Und dazu gehörte viel Trial and Error. Ich hatte ja keinen Hintergrund im Unternehmertum. Alles, was ich heute weiss, musste ich mir selber aneignen. Die Idee, ein Businessmagazin für Frauen und eine dazugehörige Plattform auf die Beine zu stellen, war 2007 noch sehr gewagt. Viele Journalisten-Kolleg:innen meinten damals, dass es doch sicher nicht genügend Frauen gäbe, die sich für «so etwas» interessieren würden. Und ich dachte mir immer: Es muss doch noch mehr Frauen wie mich da draussen geben! Also haben wir einfach nicht aufgegeben.

Wie ging es dann weiter?

Die ersten sechs Jahre haben wir komplett durchgearbeitet. Keine Ferien, nichts. Ich hatte jeden Tag bis zu zehn Meetings, um Kund:innen zu akquirieren. Heute weiss ich nicht mehr genau, wie wir das gemacht haben. Wirklich gesund war das nicht. Wir haben eine Menge Raubbau an unserem Körper betrieben in dieser Zeit. Dazu kam der finanzielle Druck: Wir haben uns bewusst gegen Investor:innen entschieden und wollten auch keine Schulden machen. Das bedeutete aber, dass wir unser eigenes Geld in unser Unternehmen stecken mussten. Jeder Tag, an dem ich nicht arbeitete, bedeutete fehlendes Einkommen. An dieses Leben als Unternehmerin musste ich mich anfangs sehr stark gewöhnen.

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Sinnvoll vorsorgen? Aber mit Rendite. Das geht. Wir sind überzeugt, dass ein verantwortungsbewusster Einsatz deines Geldes langfristig Wert schafft, ganz nach unserer Vision «Close the Gaps». Wenn du erwerbstätig bist, kannst du dich mit der elleXX 3a zusätzlich finanziell absichern, nachhaltig investieren und damit Steuern sparen.

Ihr habt 2007 gestartet, 2008 kam bereits die Finanzkrise.

Ja, das war eine harte Zeit. Da mussten wir uns durchbeissen, wir hatten einfach schlichtweg kein Geld. Aber wir hatten das Glück, dass wir schon damals von zu Hause aus arbeiteten und so immerhin keine zusätzlichen Mietkosten hatten. Eine solche Finanzkrise trifft dich aber natürlich trotzdem. Dann heisst es: Sparen an allen Enden. Ich zahlte die Handyrechnung in zwei Monatsraten. Ich erinnere mich auch an einen Moment an der Migros-Kasse: Ich sah ein Paar Ohrringe, das mir gefallen hätte. Es kostete 13.90 Franken. Ich habe es wieder zurückgehängt, weil es in diesem Moment einfach nicht drinlag, dieses Geld für mich auszugeben. Was wir allerdings schon damals hatten: ein sehr solides, vertrauensvolles Netzwerk an guten Kontakten. Die sind es auch, die uns bis heute tragen und zu unserem Erfolg massgeblich beigetragen haben.

Hast du damals an deiner Entscheidung, dich selbstständig zu machen, gezweifelt?

Zweifel hatte ich nicht wirklich – ich war viel zu verliebt in diese Idee und Vision von «Ladies Drive». Zu viele Zweifel darfst du als Unternehmerin auch nicht haben. Du braucht eine gesunde Balance zwischen Zuhören und Lernen sowie ein bisschen Beratungsresistenz. Aber klar, du machst dir Gedanken: Wow, ich habe ein gutes Studium gemacht und hätte ziemlich leicht ziemlich viel Geld verdienen und Karriere machen können. Und wenn du dann am Ende deiner Kräfte bist, fragst du dich schon ab und zu, ob du eigentlich noch ganz normal bist und ob das wirklich eine kluge Entscheidung war. Oder ob es sich eines Tages wirklich auszahlen wird. In den ersten Jahren habe ich sehr stark gelitten unter diesem Druck. Nicht zu wissen, ob das Geld Ende Monat noch reicht, ist sehr hart. Und ich bin sehr dankbar und glücklich darüber, dass ich heute in einer anderen Situation bin.

Würdest du dich heute nochmal für den gleichen Weg entscheiden?

Ja. Kürzlich habe ich mich mit dem Unternehmer Jean-Claude Biver unterhalten. Er meinte, dass das aus seiner Sicht die einzig richtige Methode ist: Ohne fremdes Geld zu gründen. Wenn er nochmals eine Firma gründen würde, meinte er, würde er nur mit eigenen Mitteln agieren. Man ist viel innovativer und kreativer – weil man muss! Wir konnten nach dem ersten Jahr schwarze Zahlen schreiben, das ist schon ungewöhnlich. Bei einem Medienprodukt rechnet man dafür normalerweise mit etwa fünf Jahren. Aber wir wussten: Hier steckt unser ganzes eigenes Geld drin, wir können es uns gar nicht leisten, erst nach so langer Zeit rentabel zu werden. Ausserdem lernt man auch einen sehr gesunden Umgang mit Geld, wenn man sich bei jedem Franken fragen muss: Ist es das jetzt wert, dieses Geld auszugeben?

Sandra-Stella Triebl
Nicht zu wissen, ob das Geld Ende Monat noch reicht, ist sehr hart. Und ich bin sehr dankbar und glücklich darüber, dass ich heute in einer anderen Situation bin.

Bist du als Unternehmerin auch so risikoscheu, wie es immer heisst?

Haha, nein. Bei uns ist es tatsächlich umgekehrt: Mein Mann ist bezüglich Investieren sehr viel vorsichtiger als ich. Ich bin eher die, die findet: Komm, jetzt investieren wir noch in diese neue Kryptowährung oder in einen neuen Fonds.

Sprichst du mit anderen Frauen über Geld?

Ja, sehr oft sogar. Das hat aber natürlich auch mit meinem Job zu tun. Wir veranstalten immer wieder Business-Events, und in unseren eigenen Netzwerken wie beispielsweise der League of Leading Ladies sprechen wir teilweise auch sehr offen über Geld. Sowohl darüber, wie viel wir besitzen, als auch darüber, wie wir damit umgehen. Da geht es zum Beispiel um Fragen zum Anlegen. Oder wir tauschen uns darüber aus, wo man sparen kann oder bei welcher Bank man besonders gute Angebote hat.

Abgesehen von beruflichen Netzwerken: Warum fällt es uns meistens noch immer schwer, über Geld zu sprechen?

Ich glaube, das hat viel mit der Schweizer Kultur zu tun. Wir gewichten die Privatsphäre sehr hoch und sind sehr zurückhaltend. Darum leben ja auch so viele Promis hier. Man hat das Gefühl, es ist unhöflich, über Geld zu sprechen. Gerade, wenn man die Leute nicht so gut kennt. Das hat ja auch mit Respekt zu tun, und eigentlich finde ich das im Grundsatz sehr schön. Aber ich selber spreche sehr offen über Geld, auch mit meiner Nichte und meinem Göttibub, weil das Leben deutlich einfacher ist, wenn man weiss, wie man mit Geld, mit seinem Einkommen und den Lebenshaltungskosten umgehen soll. Geld ist ja auch ein Instrument für persönliche Freiheit und Unabhängigkeit. Zwei Dinge, die für mich in meinem Leben immer zentral waren und noch immer sind.

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Sexismus, Mobbing, Lohnungleichheit am Arbeitsplatz? Absolute No-Gos, dennoch nehmen es viele Frauen hin. Das darf nicht sein. Deshalb ist es höchste Zeit für eine Rechtsschutzversicherung von Frauen für Frauen. Wehr dich.

Wer hat mit dir zu Hause über Geld gesprochen?

Niemand. Meine Mutter konnte nie gut mit Geld umgehen, das hat sie auch immer selber so gesagt. Bei uns daheim hat mein Papi das Geld verwaltet. Und es war nie ein grosses Thema. Wir hatten keine Geldsorgen, aber waren auch nicht wirklich reich. Ich bin im klassischen Mittelstand aufgewachsen. Aber ich selber hatte nie Probleme, darüber zu sprechen – ich trage generell mein Herz auf der Zunge.

Inwiefern habt ihr Lohntransparenz bei euch im Unternehmen?

Die Löhne sind sehr transparent bei uns. Wir halten uns an den Lohnrechner des Bundes und zahlen grundsätzlich mindestens den Durchschnittslohn für Männer in unserer Branche und im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Meistens jedoch deutlich mehr.

Verhandeln Frauen ihren Lohn wirklich schlechter als Männer?

Dem würde ich widersprechen. Bei uns war das zumindest nicht so. Im Gegenteil: Ich hatte einige junge Frauen, die in Vorstellungsgesprächen gesagt haben, dass ihnen der Lohn zu tief ist. Ich finde es gut, wenn Frauen ihren Lohn knallhart verhandeln. Wies Bratby, die Gründerin von «Women In Negotiation», kann da super helfen, wenn jemand Mühe beim Verhandeln des Salärs hat. Lohn ist aber immer nur ein Bestandteil, ein Grund, weshalb man einen Job macht. Sinnstiftung und Wirkungsgrad spielen zumindest für mich eine viel wichtigere Rolle. Geld ist schön und beruhigend zu haben. Aber Geld allein kann nie glücklich machen oder eine innere Leere oder ein fehlendes Selbstwertgefühl füllen.

Wofür gibst du gerne Geld aus?

Ich investiere, seit ich denken kann, in meine Beziehungen, in tragfähige und wahrhafte Beziehungen. Wir sind keine Funktionsträger:innen, sondern Menschen. Ein südafrikanischer Geschäftsmann hat mir vor zehn Jahren gesagt, dass diese Beziehungen, mein Netzwerk, eines Tages mein Reichtum und mein Glück sein werden. Und es ist so wahr. Mein Netzwerk ist die Basis des Erfolgs, den wir haben, und meine tragfähigen Beziehungen sind eine Art Währung, ein Investment. Aber um deine Frage zu beantworten: Ich gebe supergern Geld für andere aus, um ihnen eine Freude zu machen – und für gutes Essen. Das Schöne an Essen ist ja, dass man es mit anderen teilen kann. Wenn ich also Geld ausgebe, nähre ich den Reichtum meines Herzens. Dieser Reichtum ist einer, der beständig bei mir bleibt, und ich muss keine Angst haben, ihn zu verlieren.