Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
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SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:26
Ort:Winterthur
Beruf:Motorgerätemechanikerin
Einkommen:Nettojahreslohn bei 90 Prozent: 48'812 Franken
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Miete und Krankenkasse
Vermögen:

Sprichst du gerne über Geld?

Gerne ist das falsche Wort. Aber ich finde es wichtig, über Geld zu reden. Darum versuche ich das auch immer wieder. Ich habe aber festgestellt, dass es nicht so leicht ist, ein schlaues oder gutes Gespräch über Geld zu führen.

Inwiefern?

Geld ist für viele ein Tabuthema, weshalb es auch oft umschifft wird. Wenn ich das Thema im Freundeskreis, unter Bekannten oder auch mal bei der Arbeit anreisse, weichen viele aus. Sie wollen nicht sagen, wie ihre finanzielle Situation aussieht, wie viel sie verdienen oder wo der Schuh drückt. Gleichzeitig habe ich manchmal den Eindruck, dass nicht alle ganz ehrlich sind, wenn sie über Geld und ihre Verhältnisse reden. Ich kann nachvollziehen, dass man sich schwertut, darüber zu reden. Aber ich finde das schade.

Sandra Fischer
Ich habe schon in jungen Jahren gelernt, mein Geld gut einzuteilen. Das mache ich bis heute.

Welche Beziehung hast du zu Geld?

Eine pragmatische. Wir haben in der Familie nicht viel über Geld geredet. Meine Eltern haben uns Kindern früh beigebracht: Wenn du Geld brauchst, musst du dafür auch etwas tun und arbeiten. Man muss sich das Geld verdienen. Sonst gibt’s nichts. Meine ersten kleinen Jobs hatte ich bereits im Alter von etwa elf Jahren. Ich habe jeden Mittwochnachmittag Prospekte verteilt. Ein Viertel des Lohnes, den ich da verdient habe, musste ich zuhause abgeben, den Rest brauchte ich für Schulmaterial und meine Freizeit. Ich habe also schon in jungen Jahren gelernt, mein Geld gut einzuteilen. Das mache ich bis heute.

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Geld bedeutet für mich, wie wohl für viele andere auch, ganz einfach Sicherheit.

Wann stresst dich Geld?

Immer wieder. Vor allem deshalb, weil ich nicht so viel verdiene. Ich muss mir mein Geld auch heute noch sehr gut einteilen. Daran habe ich mich zwar gewöhnt. Aber hin und wieder stresst es mich, dass viele Dinge so teuer sind und ich sie mir einfach nicht leisten kann. Beispielsweise wenn ich durch die Stadt schlendere und in die Schaufenster schaue. Ich sehe diese tollen Kleider, aber die Preisschilder hauen mich um. Das finde ich manchmal schon etwas unfair.

Inwiefern beeinflusst die aktuelle Teuerung dein Leben?

Ich spüre sie natürlich. Für das gleiche Geld bekomme ich heute weniger, in fast allen Lebensbereichen. Das ist auch deshalb manchmal schwierig, weil mein Lohn trotz dieser Preisentwicklung nicht erhöht wurde. Mir bleibt also unter dem Strich einfach weniger Geld zum Leben.

Wie viel verdienst du als Motorgerätemechanikerin?

Ich arbeite 90 Prozent, weil ich nebenbei noch eine Ausbildung mache. Bei diesem Pensum verdiene ich brutto 4230 Franken monatlich. Nach allen Abzügen werden mir 3655 Franken ausbezahlt.

Bist du damit zufrieden?

Nein. Ich finde, ich verdiene zu wenig. Oder anders gesagt: Meine Arbeit ist zu schlecht bezahlt. Ich kann mir wirklich nicht viel leisten. Der Luxus, den ich mir gönne, sind Yogastunden. Auch Sparen ist schwierig. Ich versuche, jeden Monat 50 Franken auf ein Sparkonto einzuzahlen. Das ist nicht viel, aber es ist besser als nichts.

Sandra Fischer
Ich kenne Leute, die den Beruf gewechselt haben, weil sie mit einem so niedrigen Lohn keine Familie durchbringen konnten.

Gute Handwerker:innen werden händeringend gesucht. Das scheint die Lohnsituation aber nicht zu beeinflussen.

Leider nicht. Das ist ein gesellschaftliches Problem: Handwerkliche Arbeiten haben weniger Wert oder Stellenwert und sind schlechter bezahlt. Ich habe auch selbst lange gesagt: Ich bin «nur» Mech. Dabei ist eine solche Aussage völlig unnötig. Es ist eine Arbeit wie jede andere, eine schöne Arbeit, die auch noch körperlich anstrengend ist. Aber das wird nicht entsprechend entlohnt. Darum wollen auch immer weniger Menschen handwerkliche Berufe ausüben. Und dann gibt es auch noch die, die diese Arbeit gar nicht mehr machen können.

Wie meinst du das?

Ich kenne Leute, die den Beruf gewechselt haben, weil sie mit einem so niedrigen Lohn keine Familie durchbringen konnten. Obwohl sie sehr gut waren in ihrem Job und ihre Arbeit gerne gemacht haben. Das finde ich sehr schade, und es hat einen doppelten negativen Effekt: Es gibt immer weniger ausgebildete und qualifizierte Fachleute, die Qualität der Arbeit verschlechtert sich. Weil die Qualität nachlässt, wollen die Kund:innen weniger für die Arbeit bezahlen. Das ist ein Teufelskreis. Ich muss aber auch selbst zugeben, dass der niedrige Lohn ein Grund dafür ist, dass ich mich weiterbilde.

Was machst du für eine Weiterbildung?

Ich bilde mich zur technischen Kauffrau weiter. Das gibt mir die Möglichkeit, weniger nur ausführend in der Werkstatt tätig zu sein. Nach dieser Weiterbildung kann ich mehr planen, im technischen Innendienst arbeiten und allenfalls ein Team führen. Das ist ein Schritt nach oben, sowohl finanziell als auch karrieretechnisch.

Hast du schon mal Lohnungleichheit erlebt?

Ganz ehrlich: Ich weiss es nicht. Der Lohn ist ein Thema, über das in meiner Branche nicht sehr offen geredet wird. Ich habe also wenig Vergleichsmöglichkeiten. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass Männer selbstbewusster und besser vorbereitet in Lohn- oder Vorstellungsgespräche gehen und deshalb mehr verdienen. Ich bin aber auch immer sehr bewusst und gut vorbereitet in solche Gespräche gegangen. Ich habe mich informiert, wie die Löhne aussehen und was ich verlangen kann. Dann habe ich teilweise recht hart verhandelt.

Warst du erfolgreich?

Grundsätzlich schon. Ich habe fast immer das bekommen, was ich wollte. Wenn es mal weniger war, habe ich klar nachgefragt, bis wann ich mit einer Lohnerhöhung rechnen kann, und habe die dann auch wieder eingefordert.

Sandra Fischer
Wenn ich gemeinsam mit einem Mann zu einem Auftrag komme, sprechen die Kunden mit dem Mann und nicht mit mir.

Musst du als Frau härter verhandeln?

Das ist schwierig zu sagen. Auch Männer müssen ihren Lohn sehr hart verhandeln. Vielleicht muss ich mich als Frau etwas mehr beweisen als manche Männer.

Wie wirst du grundsätzlich als Frau in deinem Beruf wahrgenommen?

Ich habe auf allen Seiten meist mit Männern zu tun. Für viele ist es noch immer neu und speziell, dass Frauen in diesem Beruf arbeiten. Ich werde manchmal  verwundert und manchmal besonders kritisch betrachtet – sowohl von Kollegen als auch von Kunden. Als Frau muss man sich darum auch mehr beweisen und zeigen, dass man gleich gut ist, wie die Männer. Viele trauen einem das nämlich zuerst nicht zu, sondern erst dann, wenn sie sehen, wie ich arbeite. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man Männern mehr glaubt oder mehr zuhört als mir. Wenn ich gemeinsam mit einem Mann zu einem Auftrag komme, sprechen die Kunden mit dem Mann und nicht mit mir.

Ärgert dich das?

Manchmal schon. Aber das nützt nichts. Das einzige, was ich tun kann, ist, meine Arbeit richtig gut zu machen und allen zu zeigen, dass ich genauso gut bin wie meine Kollegen. Wichtig ist, dass man die interne Unterstützung des Arbeitgebers hat. Es gibt manchmal Kunden, die nicht mit mir arbeiten wollen, weil ich eine Frau bin. Wenn mein Vorgesetzter dann einknickt und sagt: Okay, dann übernehme ich diesen Auftrag, ist das alles andere als hilfreich. Wenn er aber den Kunden von mir überzeugt, ist das sehr viel wert.

Du hast mit der Unterstützung der Fachstelle Gleichstellung des Kantons Zürich, das Handwerknetz gegründet, ein Netzwerk für Frauen in handwerklichen Berufen. Waren solche Erlebnisse der Grund dafür, dass du aktiv geworden bist?

Es kann manchmal wirklich anstrengend und herausfordernd sein, sich jeden Tag in einer so männerdominierten Welt zu bewegen und darin zu arbeiten. Und es gibt Themen, die man mit Männern nicht besprechen kann oder will. Darum wollte ich mich mit anderen Frauen austauschen, die in einem handwerklichen Beruf arbeiten. Es ist sehr wertvoll, sich mit Kolleginnen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen machen und genau wissen, wovon man spricht.

Was bietet das Netzwerk konkret?

Grundsätzlich sind wir eine Gruppe von Gleichgesinnten, die berufliche Herausforderungen und Erfahrungen besprechen und einander Tipps geben. Einmal im Monat treffen wir uns in der Region Winterthur zu einem Austausch. Wir unterstützen uns in schwierigen Situationen, wenn es beispielsweise um Mobbing oder Ähnliches geht, und vermitteln Kontakte zu anderen Netzwerken. Unsere Ziele für die Zukunft sind zudem, hin und wieder Veranstaltungen wie Referate, Workshops oder Ausflüge zu organisieren und Berufseinsteigerinnen zu unterstützen.

Inwiefern sind der Lohn und Lohnverhandlungen bei euch ein Thema?

Bisher war das noch nicht so ein Thema. Wir haben uns mehr darüber unterhalten, wie wir das Netzwerk finanzieren und vergrössern können. Aber für die Zukunft nehmen wir die Themen sicher auf unsere Liste, weil es ja gerade für Frauen zentral ist, in solchen Fragen sicher aufzutreten.

Wir sind gerade in ein neues Jahr gestartet. Hast du für 2023 einen finanziellen Vorsatz oder einen Wunsch?

Ich möchte meine Weiterbildung erfolgreich abschliessen. Dann möchte ich mir eine neue Brille kaufen. Und schliesslich wünsche ich mir, dass ich langfristig einen Job habe, den ich gerne und gut mache und mit dem ich so viel verdiene, dass ich mir auch mal ein bisschen was leisten kann.

Was wäre denn dein Wunschlohn?

Zurzeit 5500 Franken, ungefähr.