Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:31
Kinder:1
Ort:Zürich
Beruf:Geschäftsleiterin Le Raymond Bar
Einkommen:im branchenüblichen Bereich zwischen 6200 und 7000 Franken
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Miete
Vermögen:Sparkonto, Säule 3a

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Eigentlich keine. Höchstens vielleicht Unverständnis. Unverständnis dafür, wie man sich immer wieder über Geld streiten kann.

Hast du dich denn schon oft wegen Geld gestritten?

Ich habe mich glücklicherweise noch nie wegen Geld gestritten. Wenn ich jemandem Geld ausleihe, dann gibt es immer klare Vereinbarungen über die Höhe des Betrags und wann ich es wieder zurückhaben möchte. Das hat bisher immer problemlos geklappt.

Fällt es dir leicht, über Geld zu reden?

Das fällt mir sehr leicht. Wir hatten zu Hause einen offenen Umgang mit dem Thema, und mir wurde beigebracht, dass man über Geld reden sollte. Auch oder gerade, wenn man Sorgen hat. In unserer Gesellschaft ist es so verpönt, Geldprobleme zu haben, dass viele darüber schweigen. Das macht alles nur noch schlimmer.

Hattest du selber schon einmal Geldsorgen?

Eigentlich nicht. Oder vielleicht doch, ganz zu Beginn meiner Ausbildung. Der Lohn für die Lernenden in der Gastronomie ist relativ hoch im Vergleich zu anderen Berufen. Ich habe im ersten Lehrjahr 950 Franken verdient. Das war für mich mit 15 Jahren unglaublich viel Geld. Ich habe meinen Lehrlingslohn sehr grosszügig ausgegeben. Am Ende des Monats fehlte mir das Geld fürs Trambillett, und ich musste meine Eltern um Geld bitten. Sie haben es mir zwar gegeben, machten mir aber klar, dass das nicht gehe. Da habe ich gelernt, mein Geld einzuteilen.

Sibille Albertin
Männer sind deutlich forscher und sagen von sich aus relativ bald, welchen Lohn sie möchten. Frauen weichen dem Thema aus und nennen nur ungern Zahlen.

Mit wem sprichst du privat über Geld?

Mit meinen Freund:innen und sehr oft mit meinem Partner. Er ist Schwede und lebt in Stockholm. Dort ist der Umgang mit Geld viel offener als bei uns. Ich erinnere mich noch, dass er mich schon bei unserem Kennenlernen ganz locker fragte: Wie viel verdienst du? Da habe ich kurz leer geschluckt. Seit ich mit ihm zusammen bin, rede ich öfter darüber. Ich finde, die Schwed:innen gehen da mit gutem Beispiel voran.

Und wie offen bist du im beruflichen Kontext beim Thema Geld?

Wir sind in unserem Unternehmen sehr transparent, was die Löhne angeht. Frauen verdienen bei uns nicht weniger, das wird alles offengelegt. Ich finde das sehr schön. Unsere beiden Chefs sind Männer und setzen sich für Lohngleichheit ein. Das zeigt mir, dass wir Frauen nicht alleine dafür kämpfen müssen.

Wie legst du als Geschäftsführerin Löhne für Mitarbeitende fest?

Für mich sind vor allem das Alter und die Erfahrungen einer Person relevant. Auch die familiäre Situation spielt eine Rolle: Wenn jemand ein Kind hat, schauen wir, ob wir die Person sonst noch in einer Form finanziell unterstützen können. Beispielsweise mit einem Tram-Abo. Das hat sich sehr bewährt und wird von den Mitarbeitenden auch geschätzt.

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Sexismus, Mobbing, Lohnungleichheit am Arbeitsplatz? Absolute No-Gos, dennoch nehmen es viele Frauen hin. Das darf nicht sein. Deshalb ist es höchste Zeit für eine Rechtsschutzversicherung von Frauen für Frauen. Wehr dich.

Verhandeln Frauen ihren Lohn anders als Männer?

Da gibt es ganz klare Unterschiede. Männer sind deutlich forscher und sagen von sich aus relativ bald, welchen Lohn sie möchten. Frauen weichen dem Thema aus und nennen nur ungern Zahlen. Sie fragen manchmal auch, was ich mir so vorstelle. Frauen, vor allem junge Frauen, sind sich ihres Wertes oft nicht bewusst und fordern ihn darum auch nicht ein. Ich finde es wichtig, dass Frauen mehr für sich einstehen.

Wie gehst du denn bei deinen eigenen Lohnverhandlungen vor?

Ich bin da direkt. Ich sage gleich von Anfang an: So viel bin ich wert. So viel will ich verdienen. Wenn ihr mir das nicht zahlen möchtet, dann möchte ich nicht bei euch arbeiten. Ich lasse mich nicht aufs Feilschen ein.

Wie viel verdienst du?

Mein Lohn liegt in der branchenüblichen Spanne zwischen 6200 und 7000 Franken.

In der Gastronomie herrscht aktuell grosser Fachkräftemangel. Sind die Löhne der Hauptgrund dafür? Oder woran liegt das?

Es gibt zwei Hauptgründe für das aktuelle Problem. Ich selbst bin seit 15 Jahren in der Gastronomie tätig. In dieser Zeit habe ich oft erlebt, dass Mitarbeitende viel zu wenig wertgeschätzt werden. Und zwar sowohl finanziell als auch persönlich. Man erwartet von Angestellten, dass sie Zwölf-Stunden-Schichten schieben. Für ihren Einsatz bedankt man sich aber nicht und bezahlt sie obendrauf auch noch schlecht. Dabei könnten es sich die meisten Arbeitgeber:innen leisten, bessere Löhne zu zahlen. Während der Coronapandemie konnten sich viele Gastro-Mitarbeitende Gedanken zu ihren Arbeitsbedingungen machen. Sie haben für sich beschlossen: Unter diesen Bedingungen will ich nicht mehr arbeiten. Das lasse ich mit mir nicht mehr machen. Immer mehr stehen also für sich ein, und das ist gut so.

Während der Corona-Pandemie konnten sich viele Gastro-Mitarbeitende Gedanken zu ihren Arbeitsbedingungen machen. Sie haben für sich beschlossen: Unter diesen Bedingungen will ich nicht mehr arbeiten.

Was verdient man denn im Schnitt in der Gastronomie?

Wir haben einen Gesamtarbeitsvertrag und darum einen Mindestlohn. Der liegt bei 4200 Franken. Dieser Lohn ist angemessen für Mitarbeitende, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Der Durchschnittslohn liegt bei 4500 Franken. Das ist aber zu wenig. Ich finde, jemand mit Erfahrung sollte bei einem Vollzeitpensum zwischen 4800 und 5200 Franken verdienen.

Welche Rolle spielt das Trinkgeld?

Es spielt immer noch eine wichtige Rolle. Lustigerweise werde ich auch bei Vorstellungsgesprächen häufig gefragt: Wie viel Trinkgeld macht man? Für viele ist das Trinkgeld jenes Geld, das sie für sich sparen. Manche zahlen aber auch ihre Versicherung oder einen Teil der Miete davon. Es ist also schon wichtig.

Und wie viel Trinkgeld macht man?

Das ist schwierig zu sagen und hängt stark vom Betrieb ab. Das können von 20 Franken pro Tag bis zu ein paar Hundert Franken sein. Ich habe schon an einem Ort gearbeitet, da habe ich mal an einem Abend tausend Franken gemacht.

Oh wow. Das macht ja ganz schön was aus.

Ja, allerdings. Aber aktuell wird es komplizierter.  

Inwiefern?

Das Problem ist, dass immer mehr Kund:innen mit Karte oder digital bezahlen. Und wenn wir das Trinkgeld nicht bar erhalten, muss der Betrieb auf das Geld Steuern bezahlen. Weil es in der Abrechnung des Kreditkartengerätes erfasst wird. Viele Betriebe stört das, weil sie mehr Steuern bezahlen müssen. Und auch für Mitarbeitende macht es steuerlich natürlich etwas aus, wenn ihnen das Trinkgeld am Ende des Monats mit dem Lohn als Einkommen überwiesen wird. Nun stellt sich die Frage, wie man damit künftig umgehen will.

Konsumiert man als grosse Gruppe für 5000 Franken und gibt kein Trinkgeld, trifft und enttäuscht das die Mitarbeitenden. Auch weil sie sich in solchen Situationen viel Mühe geben.

Wie grosszügig sind die Gäste heutzutage?

Das hängt von der Art der Gäste ab. Bei uns im Zürcher Kreis 1 beim Paradeplatz sind viele sehr grosszügig. An anderen Orten und in anderen Stadtkreisen ist das anders.

Was ist ein angemessenes Trinkgeld? Kannst du uns da eine Regel an die Hand geben?

Auch das ist schwierig zu sagen. Wenn man sich an die Zehn-Prozent-Regel hält, macht man sicher nichts falsch. Das heisst, das Trinkgeld beträgt zehn Prozent vom Rechnungsbetrag. Bei kleinen Beträgen darf es  auch weniger sein. Wichtiger ist es bei grossen Reservationen: Konsumiert man als grosse Gruppe für 5000 Franken und gibt kein Trinkgeld, trifft und enttäuscht das die Mitarbeitenden. Auch weil sie sich in solchen Situationen viel Mühe geben.

Ich nehme an, du selbst bist grosszügig beim Trinkgeld?

Ja, das bin ich. Wenn ein Service gut war, schätze ich das sehr. Ich gehe dann persönlich zu der Person und bedanke mich. Und natürlich bezahle ich ein grosszügiges Trinkgeld.

Ich möchte noch mal zurückkommen auf deine persönliche Beziehung zu Geld. Welchen Leitsatz zum Thema Geld gab es in deiner Familie?

Sparen war bei uns wichtig. Mein Vater hat immer gesagt: Es ist gut, wenn man ein kleines Polster hat.

Hältst du dich heute noch daran?

Ja, dieser Leitsatz ist bei mir tief verankert. Und ich muss sagen, dass er mir gerade in der Corona-Zeit viel geholfen hat. Weil ich eben dieses Polster hatte. Ich habe auch relativ schnell ein schlechtes Gewissen und werde unruhig, wenn ich nicht sparen kann. Vor ein paar Jahren war das noch anders. Aber ich habe eine fünfjährige Tochter, und jetzt geht’s nicht mehr nur um mich, sondern auch um sie. Ich möchte ihr finanziell das Beste bieten, was für mich machbar ist.

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Was möchtest du deiner Tochter über Geld beibringen?

Sie soll wissen, dass Geld wichtig ist, dass sie sich aber nicht darüber definieren sollte. Später soll sie machen, was sie glücklich macht, egal wie viel sie damit verdient. Wenn sie 3000 Franken im Monat bekommt und dafür etwas tun kann, das sie erfüllt, dann ist das genug Geld. Und wenn sie wirtschaftsorientiert ist und viel Geld verdienen will, ist das auch in Ordnung. Solange sie glücklich ist und niemanden ausbeutet.

Was leistest du dir für einen finanziellen Luxus?

Meine Fernbeziehung mit meinem Freund in Stockholm. Und ich gehe gerne schön essen.

Wofür sparst du?

Das ist eine gute Frage. Für einen zweiten Lockdown (lacht). Ich habe nichts, wofür ich explizit spare. Ich lege einfach Geld zur Seite für schlechte Zeiten.

Welchen Wunsch hast du für deine finanzielle Zukunft?

Ich hoffe, dass ich nicht bis 65 unter diesen Bedingungen arbeiten muss. Und ich hätte gerne mal einen Garten.