Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
HaushaltsbuchBauchgefühl
CashDigital Payment
SparkontoAktien
FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:42
Ort:Basel
Beruf:Gründerin Noran, Leadership Coach und Personal Trainer
Einkommen:schwankt zwischen 0 bis 5000 Franken pro Monat
Schulden:keine
Grösster Ausgabeposten:Miete
Vermögen:Säule 3a

Welche Gefühle löst Geld bei dir aus?

Sicherheit und Freiheit. Ich bin in eher bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, in denen Geld und Knappheit ein Thema waren. Ich habe schon als Mädchen mein erstes eigenes Geld mit Babysitten verdient, weil ich unabhängig sein wollte. 

Ist dir diese Unabhängigkeit noch immer wichtig?

Ja, sehr. Ich finde dies besonders für uns Frauen zentral. Als Mädchen konnte ich beobachten, dass die Väter in vielen Familien das Geld nach Hause brachten und dadurch eine gewisse Macht und Dominanz ausübten. Die Mütter hatten wegen ihrer finanziellen Abhängigkeit wenig zu sagen, mussten zurückstecken oder ihre Träume aufgeben. All das wollte ich nicht. 

Andrea Urrea-Principalli
Ich bin überzeugt: Eine gesunde Firmenkultur führt zu besseren Ergebnissen, da motivierte Mitarbeitende bereit sind, die Extrameile zu gehen. Diese einfache Gleichung haben viele Unternehmen nicht verstanden.

Wie unabhängig bist du heute finanziell?

Ich wollte immer mein eigenes Geld verdienen und nicht von einem Mann versorgt werden. Das ist mir gelungen. Mein Partner und ich leben ein sehr gleichberechtigtes Modell. 

Was heisst das konkret?

Uns beiden ist unsere Arbeit wichtig. Darum war für uns immer klar, dass wir einander genügend Platz dafür geben möchten – auch mit Kind. Wir haben einen Sohn und führen beide ein eigenes Unternehmen. Unser Geld haben wir auf separaten Konten. Für gemeinsame Ausgaben wie Miete, Ferien oder Kinderbetreuung haben wir ein gemeinsames Haushaltskonto, auf das wir beide einzahlen.

Du hast ein Unternehmen namens Noran gegründet. Inwiefern hat sich deine Beziehung zu Geld seit der Gründung verändert?

Ich hatte viele Jahre lang einen sicheren Job mit einem guten Lohn. Mit der Selbstständigkeit kamen mehr Unsicherheiten. Ich habe kein fixes und sicheres Einkommen mehr. Das hat meinen Blick auf Geld verändert. Ich mache mir definitiv mehr Gedanken rund um das Thema.

Was macht Noran?

Im weitesten Sinne Organisationsentwicklung. Konkret unterstützen wir Unternehmen bei der Transformation ihrer Kultur, beim Mitarbeiter:innen-Wellbeing sowie bei der Entwicklung von Führungskräften. Es geht darum, moderne Arbeitsformen in Unternehmen zu integrieren, mit flachen Hierarchien, und ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeitenden ihr volles Potenzial entfalten können.

Wie geht ihr vor, wenn ihr ein Unternehmen beratet?

Wir setzen unter anderem Künstliche Intelligenz ein für eine erste Standortbestimmung. Das hilft uns, Schwachstellen objektiver zu erfassen. Daraus definieren und implementieren wir dann spezifische Massnahmen. Firmenkultur ist messbar und auch systematisch veränderbar. Bei Kultur-Transformationen bevorzugen wir einen sogenannten Bottom-up-Approach: Das heisst, Mitarbeitende werden in den Prozess eingebunden und können mitreden. 

Andrea Urrea-Principalli
Eine gute Unternehmenskultur wird in den nächsten Jahren noch viel wichtiger. Einerseits weil Fachkräfte fehlen. Andererseits, weil eine neue Generation auf den Arbeitsmarkt kommt.

Euer Vorgehen scheint aufwendig.

Kurzfristig vielleicht schon, langfristig zahlt es sich aus. Ich bin überzeugt, dass eine gesunde Firmenkultur zu besseren Ergebnissen führt, da motivierte Mitarbeitende bereit sind, die Extrameile zu gehen. Diese einfache Gleichung haben noch viele Unternehmen nicht verstanden. Sie stecken leider immer noch in patriarchalen Systemen fest. 

Also sind Firmen noch nicht bereit, sich mit Kultur-Themen zu befassen oder Geld dafür in die Hand zu nehmen? 

Beides. Viele Unternehmen sind noch nicht an dem Punkt, an dem sie Geld in ihre Firmenkultur investieren wollen. Manche glauben noch immer, dass eine gute Kultur von selbst kommt und sich einfach entwickelt. 

Inwiefern verändern sich derzeit das Bewusstsein für eine gute Firmenkultur und ihr Wert? 

Eine gute Unternehmenskultur wird in den nächsten Jahren noch viel wichtiger sein als heute. Einerseits weil Fachkräfte fehlen. Andererseits, weil eine neue Generation auf den Arbeitsmarkt kommt, die Generation Z. Sie hat andere Bedürfnisse und ist nicht mehr so fixiert auf Geld und Macht wie andere Generationen vor ihr. Werte und Sinnhaftigkeit werden wichtiger. 

Andrea Urrea-Principalli
Angemessene Bezahlung gehört zu einer guten Kultur.

Zahlt sich eine gute Firmenkultur finanziell aus?

Ja, tut sie. Wer Geld für die Kultur ausgibt, tätigt eine Investition. Die soll sich auch finanziell in den Unternehmensergebnissen widerspiegeln, beispielsweise indem Mitarbeitenden effizienter arbeiten, motivierter sind und auch weniger kündigen. 

Was kostet eine gute Firmenkultur? 

Es ist schwierig, dem Ganzen ein Preisschild zu geben. Grundsätzlich machen wir eine Analyse der aktuellen Situation und schauen, an welchen Themen gearbeitet werden sollte. Dann gibt es zwei Varianten: Entweder wir übergeben diese Analyse der Geschäftsleitung. Oder wir begleiten das Unternehmen bei der Implementierung von Massnahmen. Je nachdem, wie viel wir machen und wie gross ein Unternehmen ist, kostet eine Transformation zwischen 5000 Franken und höheren fünfstelligen Beträgen. 

Welche Rolle spielt der Lohn für eine gute Firmenkultur?

Angemessene Bezahlung gehört zu einer guten Kultur. Die Geschäftsleitung sollte sich bewusst sein, dass der Erfolg eines Unternehmens nicht nur von ihr abhängt, sondern von allen Mitarbeitenden. Dieser Einsatz muss fair abgegolten werden. 

Was heisst fair beziehungsweise wie gross darf das Lohngefälle innerhalb einer Firma maximal sein?

Einen fixen Faktor zu definieren ist schwierig und auch branchenabhängig. Natürlich ist es in Ordnung, wenn ein:e Gründer:in oder eine Führungsperson aufgrund ihrer Verantwortung mehr verdient. Aber es gibt Unternehmen, in denen die Lohnunterschiede absurd sind. Ich finde: Wird der Faktor 15 überschritten, ist es nicht mehr so gesund. Wichtig ist aber: Der Lohn ist nur ein Teil des ganzen Kuchens. Genauso zentral sind Wertschätzung, sozialer Zusammenhalt und dass Wert auf die Gesundheit der Mitarbeitenden gelegt wird. 

Ist es heute teurer, ein gutes Unternehmen zu sein?

Ich glaube, man muss heute mehr investieren und bereit sein, mehr zu teilen. Wohlwollendes Verhalten ist sicher wichtiger als früher. 

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was wünschst du dir für deine finanzielle Zukunft?

Ich wünsche mir ein höheres und stabileres Einkommen.