Persönlichkeit
KnauserigGrosszügig
Sparer:inInvestor:in
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FrankenBitcoin
Hintergrund
Alter:53
Kinder:1
Ort:Zürich
Beruf:Unternehmerin, Executive Search GetDiversity
Einkommen:Sechsstellig
Schulden:Sechsstellig
Grösster Ausgabeposten:2080.- (Miete für 3.5-Zimmer-Wohnung)

Was bedeutet Geld für dich?

Es muss mir einfach meinen Lebensunterhalt und die Altersvorsorge finanzieren.

Und das ist bisher aufgegangen?

Im Grossen und Ganzen ja. Ich habe ein relativ unbelastetes Verhältnis zu Geld. Meine Beziehung zu Geld ist eine praktische. Geld ist eine Energie, welche die Dinge im Fluss hält. Ich lasse es nicht gern stillstehen. Ich bewege es. Ich bewege es, um wirtschaftliche Aktivitäten auszulösen, um Leute einzustellen, in Menschen und Projekte zu investieren, ein Büro zu mieten. Und freue mich am Return on Investment.

Ist Geld bei dir mit Sinn verknüpft?

Ich erziele auf jeden Fall gerne eine Wirkung damit. Geld ist das eine Mittel, Zeit aber die andere Währung. Und diese ist genauso wichtig. Mit Zeit kann ich lesen, studieren, denken. Damit kann ich letztlich ebenso viel bewirken.

Aber ich bin leider nicht perfekt. Manchmal wähle ich einfach den Standard. Bei der 2. und 3. Säule beispielsweise. Die habe ich nicht sinngetrieben angelegt oder sie auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Ich wollte einfach ein Auskommen im Alter sicherstellen.

Schade. Wenn man Vorsorgegelder nachhaltig investieren würde, könnte man 27 Mal mehr bewirken als mit veganer und Auto-freier Lebensweise.

Ja, man stelle sich vor, was wir zusammen mit diesen ganzen Vorsorgegeldern, diesem riesigen Volksvermögen, alles bewirken könnten. Wir könnten es als Versicherte viel sinnstiftender investieren als dies zurzeit der Fall ist. Dieser verpasste Impact ist schon traurig. Deswegen ist das, was elleXX macht, dieses Aufrütteln und Inspirieren so wichtig. Ihr bringt mich dazu, anders über Geld-Angelegenheiten nachzudenken.

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Sinnvoll vorsorgen? Aber mit Rendite. Das geht. Wir sind überzeugt, dass ein verantwortungsbewusster Einsatz deines Geldes langfristig Wert schafft, ganz nach unserer Vision «Close the Gaps». Wenn du erwerbstätig bist, kannst du dich mit der elleXX 3a zusätzlich finanziell absichern, langfristig investieren und damit Steuern sparen.

Warum fällt es uns so schwer, über Geld zu sprechen?

Wir haben alle gelernt, dass Geld dreckig ist. Wer Geld berührt, muss sich die Hände waschen. Zum anderen hiess es bereits in der Bibel: “Eher geht ein Kamel durch das Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.” Wir haben hier eine uralte negativ moralische kulturelle Prägung. Zinsen zu verlangen, war in den Weltreligionen verboten. Die jüdische Religion hat über die Zeit ein fundamental anderes Verhältnis zu Geld entwickelt als das Christentum. Deshalb ist die Finanzindustrie immer noch sehr jüdisch geprägt.

Die Geldwirtschaft war übrigens auch im zwinglianischen Zürich lange verpönt und musste ausserhalb der Stadtmauern stattfinden. Die Zünfte, die Händler, Gewerbetreibenden, die waren drinnen und angesehen, die Geldwirtschaftler nicht.

Die Geldwirtschaft war übrigens auch im zwinglianischen Zürich lange verpönt und musste ausserhalb der Stadtmauern stattfinden.

Sprichst Du in Frauenrunden über Geld?

Nicht bewusst. Ich spreche vor allem mit meinen Eltern und Schwester über Geld und Erbthemen. Meine Eltern möchten eine Erbverzichtserklärung von uns Kindern. Also wenn ein Elternteil stürbe, würden wir zugunsten des anderen Elternteils auf das Erbe vorerst verzichten. Dabei habe ich gemerkt, dass einige Menschen grosse emotionale Mühe haben, sich mit dem zukünftigen Tod der eigenen Eltern zu beschäftigen und das Finanzielle vorausschauend zu regeln. Obwohl das eine unausweichliche Realität ist.

So ist das bei vielen Geldthemen, gerade auch in der Beziehung. Du bist geschieden. Wie überlebt das frau finanziell?

Ich habe mir nach der Trennung ganz bewusst eine günstige Wohnung gesucht. Ich zahle inklusive Parkplatz 2080.- Franken für meine 3.5-Zimmer-Wohnung in Zürich.

Wie bitte, gibt es das noch in der Stadt?

Ich habe eine Küche, die ist 50 Jahre alt… Ich wollte einfach tiefe Fixkosten, denn als Unternehmerin weiss man nie. Wir hatten nur ein gemeinsames Familienkonto. Ich hatte immer schon meinen eigenen Geld-Raum. Die Trennung zeichnete sich über Jahre ab. Mir war es aber schon immer wichtig, auf eigenen Füssen zu stehen.

Das verlief also alles reibungslos?

Anfangs ja. Wir teilten alles 50:50 auf. Wir hatten entspannte Voraussetzungen. Beim angesparten Pensionskassenvermögen war der Unterschied klein und wir konnten die Obhut und den Unterhalt unserer Tochter hälftig übernehmen. Ich konnte selbst für meinen Lebensunterhalt sorgen. Aber als sich dann meine Tochter dafür entschied, zu 100 Prozent bei mir zu leben, wurde es schwierig. Ich übernahm also vorerst die ganze Arbeit und die Mehrkosten, aber die finanzielle Anpassung der Situation wurde zum Problem. Scheidungen führen leider oft zu einem grossen Geldproblem, das erlebe ich auch in meinem Umfeld.

Scheidungen führen leider oft zu einem grossen Geldproblem.

Inwiefern?

Viele Frauen, die verheiratet sind, denken, dass sie gut versorgt sind. Erst bei der Scheidung kommen sie auf die Welt. Erst wenn sie die Finanzen regeln. Eine Scheidung löst so viele Gefühle aus. Plötzlich haben die Grossverdiener – das sind zumeist die Männer - Mühe, der Kleinverdienerin Geld abzugeben. Eine meiner geschiedenen Freundinnen erhielt jüngst eine Lohnerhöhung. Da stand sofort der Mann auf der Matte und wollte die Unterhaltszahlung reduzieren. Grosse Lohnunterschiede in Beziehungen führen zu den hässlichsten Konflikten.

Aber leiden Männer nicht genau gleich?

Ja, es ist wichtig, sich auch in Männer hineinzuversetzen. Wenn eine Beziehung scheitert, verliert der Mann häufig auch einen erheblichen Teil der Beziehung zu den Kindern und muss dann noch zahlen. Das ist eine emotionale und finanzielle Doppelbelastung. Die Familienbeziehungen sind in einem gemeinsamen Haushalt selbstverständlich. Doch Frauen pflegen tendenziell die Beziehungen und Männer konsumieren sie. Nach der Trennung fehlt plötzlich die Selbstverständlichkeit, eine Beziehung zu konsumieren.

Und die Frauen?

Frauen haben nach der heutigen gesellschaftlichen Norm meist viel in die Beziehung und Familie investiert. Es ist oft auch die fehlende Wertschätzung für die Beziehungsarbeit, die zur Trennung führt. Dadurch entsteht die Erwartung, dies wenigstens in Form von Geld zurückzubekommen.

Es ist oft auch die fehlende Wertschätzung für die Beziehungsarbeit, die zur Trennung führt. Dadurch entsteht die Erwartung, dies wenigstens in Form von Geld zurückzubekommen.

Hast du eigentlich Schulden?

Ja, sechsstellig. Als Unternehmerin ist das üblich. Ich habe Darlehen und habe damit den Kauf und die Kapitalerhöhung unserer Firma GetDiversity finanziert. Für meinen Seelenfrieden habe ich immer einen Plan B für das Worst Case Szenario. Ich mache nur so viele Schulden, wie ich innerhalb zweier Jahre vom Lohn als Angestellte wieder zurückzahlen könnte, falls die Firma scheitern würde. Ich rechne also meinen potenziellen Lohn hoch, ziehe die Lebenshaltungsskosten ab und erhalte so meine Sparquote, mit der ich die Schulden abzahlen könnte. So schlafe ich besser.

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Du vermittelst Frauen in Spitzenpositionen. Siehst du auch auf der Chefetage Lohnungleichheit?

Zu uns kommen Firmen, die Frauen wertschätzen und hoffen, mit uns geeignete Führungskräfte zu finden. Diese achten bereits auf Lohngleichheit. Wir sehen aber, dass Männer frecher verhandeln und mehr fordern. In der Executive Search Branche ist es immer noch üblich, dass sich das Honorar am Lohn bemisst. Headhunter haben also Anreize, möglichst viel fordernde Kandidaten zu vermitteln. Wenn jemand viel fordert - und das sind zumeist Männer - verdienen sie besser mit.

Esther de Boer
Headhunter haben Anreize, möglichst viel fordernde Kandidaten zu vermitteln. Wenn jemand viel fordert - und das sind zumeist Männer - verdienen sie besser mit.

Männervermittlung ist also lukrativer?

Ja, und wir stellen auch fest, dass viele Top-Personalvermittler es nicht schaffen, eine 50:50 Liste abzugeben, also eine mit gleich vielen und gleich qualifizierten weiblichen und männlichen Kandidat:innen. Sie gehen diese Extrameile nicht. Wir schaffen dies seit 15 Jahren problemlos. Es gelingt uns immer, Frauen in die letzte Runde zu bringen. Bei Verwaltungsräten sowieso. Da konkurrieren selbst bei Nischen-Profilen mittlerweile mehrere Frauen miteinander.

Als Unternehmerin bist Du bestimmt schon in Extrem-Geldsituationen geraten?

Und wie. Als Unternehmerin muss man Löhne bezahlen, Mieten, Lieferanten. Man weiss, dass monatlich so und so viele fünf- bis sechsstellige Beträge reinkommen müssen und wenn sie es nicht tun, bekomme ich existentielle Ängste. Das ist die Natur des Unternehmertums. Alle paar Jahre läuft es schlecht. Während dieser Dellen bewerbe ich mich jeweils auf dem Arbeitsmarkt, damit ich einen Plan B hätte. Ich erinnere mich beispielsweise an 2008. Mein grösster Kunde war damals die UBS. Diese Geschäftsbeziehung umfasste 80 Prozent meines Umsatzes. Dann kam die Finanzkrise und alles ist mir weggebrochen. Ich hatte ein kleines Kind und plötzlich massive Geldsorgen. Da musste ich mich neu erfinden.

Esther de Boer
Dann kam die Finanzkrise und alles ist mir weggebrochen. Ich hatte ein kleines Kind und plötzlich massive Geldsorgen. Da musste ich mich neu erfinden.

Hat dich die Pandemie als Unternehmerin auch getroffen?

Ja. Wir hatten DeepDiversity als neues Beratungsangebot auf den Markt gebracht. Dieses hilft Unternehmen, Prozesse und Strukturen zu verankern, um vielfältigere Mitarbeiter:innen zu gewinnen und zu halten. Arbeitgeber machen sich damit attraktiver. Wir hatten konkrete Aufträge in der Pipeline. Dann kam Corona und dieser Geschäftszweig ist zusammengebrochen. Die erste Welle hat den Firmen operativ den Boden unter den Füssen weggezogen. Sie hatten dann andere Probleme, mussten Homeoffice, Masken-, Test-Regimes und New Work-Regeln entwickeln.

Esther de Boer
Vielfalt und Inklusionskultur haben derzeit keine hohe Priorität.

Diversity war kein Thema mehr.

Nein, Vielfalt und Inklusionskultur haben derzeit keine hohe Priorität. Aber wir bleiben dran und zuversichtlich.

Wir auch! Dankeschön für dieses offene Gespräch.